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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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erfahren wir nie, warum
du überhaupt fortgegangen bist.«
»Auch das habe ich euch wieder und wieder erklärt, Caramon«, wiederholte Sturm ruhig, doch mit brüchiger, angespannter Stimme. »Wegen Eid und Maßstab, denn es ist
der Eid, der die Bruderschaft von Solamnia zusammenschweißt. Darum muß ich in den Norden ziehen – nach Solamnia… ins Vingaard-Gebirge… in den Turm des Oberklerikers.«
»Wieder der Kodex«, stellte Raistlin fest, der gelassen die
Stille brach.
Die anderen beiden, die ihn überragten, drehten sich
gleichzeitig zu ihrem dürren Kameraden um. Da er sich in
eine dunkle Nische im Vallenholzstamm lehnte, war der
junge Adept halb in den Schatten verborgen.
Aus dem grauen Zwielicht sprach Raistlin weiter. Seine
Stimme klang dünn und melodisch wie die hohen Töne
einer Viola. »Kodex und Maßstab«, sagte er verächtlich.
»Dieses ganze selbstgefällige Gehabe, das der Orden gelobt. Und die fünfunddreißig Bände von eurem Maßstab –
«
»Siebenunddreißig«, stellte Sturm richtig. »Der Maßstab
umfaßt siebenunddreißig Bände.«
Raistlin zuckte mit den Achseln, während er seine abgewetzte rote Robe enger um die Schultern zog. Mit vogelartiger Anmut lehnte er sich rasch nach vorn und streckte
seine schmalen Hände zur heruntergebrannten Glut des
Feuers aus.
»Fünfunddreißig oder siebenunddreißig«, grübelte er,
wobei seine blassen Lippen sich zu einem Lächeln verzogen, »oder dreitausend. Für mich alles gleich, so verrückt
und festgelegt. Du bist nicht daran gebunden, auch nur
eine Regel zu befolgen, Sturm Feuerklinge. Dein Vater war
ein Ritter von Solamnia – nicht du.«
»Darüber waren wir schon immer geteilter Meinung,
Raistlin«, schimpfte Sturm. Er beherrschte sich wieder und
lehnte sich verlegen zurück. Er wußte selbst, daß er wie ein
vorwurfsvoller, alter Schulmeister klang.
Raistlin nickte und schwenkte langsam den Tee in seiner
Tasse. Er starrte auf den Grund, als könnte er in den kalten
Kreisen die Zukunft vorhersehen.
»Es hat auch andere Jahre gegeben, Sturm«, wisperte er.
»Andere Julfeste.«
Sturm räusperte sich.
»Es ist – weil Mutter jetzt fort ist, Raistlin«, erwiderte er
zögernd und blickte nachdenklich auf das glänzende, flüssige Wachs in dem dunklen, tönernen Kerzenhalter. Der
Docht trieb auf der Oberfläche. Bald würde die Kerze ganz
ausgehen.
»Der Orden ist die einzige Familie, die ich jetzt noch habe. Ich kann nur nach Norden gehen. Aber es ist vor allem
wegen dem, was meine Mutter mir erzählt hat… über das,
was in der Nacht geschah, als mein Vater verschwand.«
Die Zwillinge beugten sich vor, denn diese plötzliche
Enthüllung verschlug ihnen die Sprache.
»Es gab also noch etwas?« fragte Raistlin. »Etwas, was
deine Mutter dir nie erzählt hat?«
»Sie… sie hat auf den richtigen Zeitpunkt gewartet«, entgegnete Sturm, dessen Hände unsicher auf der Tischfläche
lagen. »Es war nur, weil… die Pest… sie konnte nicht länger warten…«
»Dann war es auch der richtige Zeitpunkt für euch«, tröstete Caramon, der Sturm seine Riesenhand auf die Schulter
legte. »Jetzt erzähl du es uns. Erzähl uns von jener Nacht.«
Sturm blickte in die neugierigen, braunen Augen seines
jungen Freundes. »Also gut, Caramon. Ich werde es euch
erzählen. Aber glaubt mir, das fällt mir ganz und gar nicht
leicht.«»Zuallererst«, fing Sturm an, dessen Blick am Tisch
hing, »kümmerte sich Fürst Angriff um mich und Lady
Ilys. Er schmuggelte uns über die Weststraße hinaus, bevor
die Fackeln der Bauern den Ring um das Schloß ganz
schließen konnten. Soren Vardis war unser Führer, und der
Schnee wirbelte über die hochgelegene Straße, sonst hätten
uns die Bauern wohl leicht entdeckt. In ihrer Wut hatten sie
vergessen, was der Orden für sie getan hat.«
Die Zwillinge wechselten einen fragenden Blick, und
Raistlin räusperte sich. Sturm fuhr fort. Er starrte in die
sterbende Flamme.
»Was meinen Vater betrifft«, fuhr er träumerisch abwesend fort, »als wir in Sicherheit waren, dachte er an das
Schloß und seine Garnison. Alfred war dort und Gunthar
und Bonifaz und hundert Männer, von denen Vater nur
den zwanzig Rittern wirklich vertrauen konnte. Denn ihr
müßt wissen, das ganze Land lief mit einem Mal zu den
Bauern über, und in den Wochen vor dem Fall des Schlosses hatten sich viele Fußsoldaten insgeheim vom Orden
abgewandt.«
Sturm ballte die Fäuste. Seine dunklen Augen glühten.
»Was erwartest du denn,

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