Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
Vom Netzwerk:
Finsterwald?
    Und neben Schwert und Pferd und Unterricht – wie kann
ich mich auf einen schemenhaften Zauberer vorbereiten?«
Fürst Stephan sah ihn von seinem Arbeitszimmer aus mit
wachsender Besorgnis auf der Mauer hin- und hergehen.
Von seinem Fenster aus sah er die einsame, flackernde Laterne morgens in der Dunkelheit. Er hatte beobachtet, wie
Sturm sich auf die Abreise vorbereitete, doch obwohl der
Junge schnell lernte, war er doch noch grün hinter den Ohren und würde nicht weit kommen.
Da war zum Beispiel die Sache mit den Bauern. Die einfachen Leute in Solamnia hatten den Rittern ihre angebliche
Mitschuld an der Umwälzung nie vergeben – dem katastrophalen Aufbäumen der Welt durch Feuer und Erdbeben
vor über fünfhundert Jahren. Der Groll der Bauern dauerte
an, und obwohl sich Feindseligkeit und Aufsässigkeit lange
verbergen konnten, mitunter für zehn, zwölf Jahre, kamen
sie immer wieder unvermittelt an die Oberfläche – wie bei
dem Aufstand vor fünf Jahren.
Und wie anscheinend jetzt wieder in den kalten Wochen
nach dem Julbankett.
Die Flügel des Habbakuk, dieses breite, verschlammte
Vorgebirge südlich des Turms des Oberklerikers, durch die
der einfachste Weg in die Berge führte, waren neuerdings
ein wahrer Treibsand von Fallgruben, Schlingen und großen Fallen. Erfahrene Ritter erkannten die Spuren mühelos
– ein dicker Haufen Vallenholzblätter auf einem vielbegangenen Weg, ein ungewöhnliches Spiel von Licht und Schatten in den Büschen, von denen die sachten Hänge übersät
waren. Sie kannten die Tricks der Bauern wie schon der
grünste Knappe, der in Sichtweite des Turms aufgewachsen war.
Aber Stephan fürchtete um den jungen Feuerklinge, der
auf Streifzügen durch die Flügel mit seinen Kameraden
schon dreimal knapp einem Anschlag entgangen war. Beim
letzten Mal hatte die schlaue alte Stute Luin mehr Weisheit
bewiesen als ihr geübter, aber unvorsichtiger Reiter, indem
sie über eine Fallgrube gesprungen war, die sie beide umgebracht hätte. Sturm war bei dem plötzlichen Satz vom
Pferd gefallen. Seine Schulter hatte tagelang geschmerzt,
doch das beschäftigte Fürst Stephan weniger als die merkwürdigen Begleitumstände.
Es war beinahe, als wären die Fallen extra für Sturm aufgestellt gewesen.
Fürst Stephan stützte sich auf den Steinsims seines Fensters und dachte über die Ereignisse beim Julbankett nach –
das Eintreffen von Vertumnus, den Kampf und die wundersame Forderung zum Duell. In der Erinnerung des alten
Mannes verblaßte das alles bereits. Stephan dachte an die
Vögel im Herbst, von denen dann jeden Morgen zwei, drei
oder vier weniger auf den Zinnen saßen. Mit der Erinnerung war es genauso, und wenn man den ersten Rauhreif
sah, waren nur noch die zähesten Vögel übrig.
Mit dem Frühling war es noch etwas ganz anderes. Den
ganzen Winter waren die Monde am Himmel hin und her
gewandert, waren erst im Westen aufgetaucht, dann im
Nordwesten, dann ganz niedrig im Osten, wie sie zu Mittsommer stehen sollten. Der rote Lunitari und der weiße
Solinari änderten ihre Stellung und ihre Phasen, und die
Astronomen behaupteten, daß der schwarze Nuitari das
gleiche täte. Zuerst war es ein Alarmsignal, denn dieselben
Astronomen, die Wissenschaftler und die Gelehrten erklärten, daß die Veränderung im Mondenlauf eine größere Katastrophe ankündigen könne. Vielleicht würde es wieder
eine Umwälzung geben, bei der sich die Erde aufbäumte,
bei der sich Kontinente verschoben und furchtbare Zerstörungen stattfanden. Vielleicht war es etwas noch Schlimmeres.
Bald jedoch waren diese Ängste besänftigt. Die Monde
waren nächtelang über den Himmel gezogen, ohne daß
sich Erdspalten darunter auftaten. Zutiefst erleichtert waren die Leute im Turm wieder ihren alltäglichen Pflichten
nachgegangen, und die Fußsoldaten begannen sogar zu
wetten, wo die Monde wohl am nächsten Abend auftauchen würden. Schließlich schenkten nicht einmal die echten
Nachtschwärmer im Turm des Oberklerikers – die Astronomen, die Wachen und der immer wachsame Sturm –
dem unsicheren Schauspiel am Himmel Beachtung.
Dann fielen die subtileren Folgen auf. Vögel, die normalerweise im Mondlicht wanderten und sich an der Mondstellung orientierten, verirrten sich. Rotkehlchen und Lerchen trafen zu früh ein, um dann zwischen den Mauervorsprüngen zu zittern, als Wind und Schnee zurückkehrten.
Eines Morgens hatten drei Möwen Fürst Stephan an seinem Zimmerfenster überrascht.

Weitere Kostenlose Bücher