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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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scharfer Wind, und die Gespräche seien oft
politisch. Wenn Sturms Kameraden mit ihren spitzen Worten und verletzenden Scherzen über seinen vermißten Vater über ihn herfielen, kam er sich wie ein Bauerntölpel am
falschen Platz vor.
Und war er das nicht auch?
Sturm wurde rot vor Zorn. Unterm Tisch ballte er die
Fäuste, bis die Knöchel weiß anliefen. Derek schnaubte triumphierend und drehte sich zur Mitte des Saals um, wo
die Zeremonie ihren Fortgang nahm, wie es seit tausend
Jahren in diesem Raum hier Brauch war. Der Harfner, ein
silberhaariger Elf in einer schlichten, blauen Tunika, war
aus dem Gewoge der Banner herausgetreten und hatte
dort, im rötlichen Lichtschein, der von den Fackeln ringsumher geworfen wurde, das ehrwürdige Lied von Huma
angestimmt, jenes alte Konglomerat von Mythen und hochtrabenden Heldengeschichten. »Aus dem Dorfe«, begann
es… aus den armen, bedrängten Landen,
Aus Grab und Acker, Acker und Grab,
Wo erstmals sein Schwert
die letzten, grausamen Schwünge der Kindheit
beschrieb,
Und er erkannte den endlosen Rückzug der Lande,
wie ein Leuchtfeuer strahlte er,
Stets vom gleitenden Flug des Eisvogels beschirmt… Die Ritter begannen, die Worte stumm mitzusummen, und allmählich erhob sich das Lied in dem fackelerhellten Saal –
die Legende von Humas Liebe und Opfer und Aufbahrung.
Sturms Zorn legte sich, als er wie die übrigen jungen Männer um ihn herum die Welt der Geschichte betrat.
Sturm kannte die Tradition. Wenn das Lied perfekt und
einstimmig gesungen wurde, in einer besonders glückverheißenden Nacht, zur Julzeit oder in der Mittsommernacht,
dann würde Fürst Huma selbst zurückkehren und zwischen den Sängern Platz nehmen. Darum wurde der erste
Platz am ersten Tisch immer frei gehalten. Langsam fiel der
Junge ein, flüsterte die Worte, die sich wie ein sanfter Wind
erhoben, von dieser klaren, singenden Elfenstimme und
von dreihundert anderen, die flüsterten. Nur die Jüngsten
hofften noch, daß in dieser oder irgendeiner anderen Julnacht etwas Außergewöhnliches geschehen würde.
So ging es weiter in monotonem Singsang, bis ein plötzlicher Flötenton alle aufschreckte.
Wild und mutwillig perlte die grelle Melodie von den
Dachsparren herunter. Wie ein Regen aus grüngoldenem
Licht verjagte die Musik die Schatten aus dem großen Saal
und verblüffte die überraschten Ritter. Wie auf Kommando
kamen das Flüstern und das Lied des Barden zum Schweigen, als die neue, disharmonische Musik anschwoll, schneller wurde und den ganzen Raum mit ihren Tönen füllte. Es
war wie Vogelgezwitscher, wie das Summen der Bienen,
wie das Heulen des Windes durch die hohen, immergrünen Zweige. Später würden sich alle Ritter unterschiedlich
daran erinnern, und wie sie es auch beschrieben, sie wußten, daß es nicht das wahre Lied war, denn das war lang
und ständig im Wandel.
Wie vom Donner gerührt, stützte Sturm sich auf den
Tisch. Das Holz erzitterte unter seinen verkrampften Händen, und die Kelche klirrten absurd, als sie auf den Steinboden fielen und zerbrachen. Der süße Holzrauch in der
Luft wurde plötzlich zu einem scharfen, wäßrigen Parfüm,
dem Geruch von verschüttetem Wein, dann von frischen
Trauben und Erdbeeren, dann die unerwartete, berauschende Frische der Blätter. Die Fackeln um die Tische erloschen, und auf einmal, ganz überraschend, lag der große
Ratssaal in silbernem und rotem Mondlicht.
»Großer Solin und Luin!« stieß Sturm atemlos aus, während er entsetzte Blicke mit Derek Kronenhüter tauschte.
Dann erschien der Herr der Wildnis über ihnen in den
Dachsparren, umgeben von Musik und grünen Funken.So
jemanden hatte Sturm noch nie gesehen. Die Rüstung des
Mannes glänzte im wachsartigen, schattenlosen Grün der
Stechpalme. Rote und grüne Rosen waren auf seinen
Brustharnisch geprägt, und aus seinen Handschuhen und
Beinschienen flossen Kaskaden von Blättern und roten Beeren, die in der leblosen Mittwinterhalle wie eine Vorahnung des Frühlings wirkten. Auf seinem Gesicht leuchteten
und tanzten weitere Blätter wie grünes Feuer, wie ein Heiligenschein aus grasgrünem Licht, in dessen Mitte die großen, schwarzen Augen hin und her schossen und glitzerten
und lachten. Er war ein großer, grüner Vogel oder eine Art
Dryade, und wieder hob er die Flöte an die Lippen, und
wieder ertönte die Musik. Mit erstaunlicher Leichtfüßigkeit
sprang er auf den Boden.
Langsam und mit strenger, mißbilligender Miene erhoben sich

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