Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
Vom Netzwerk:
Fürst Alfred, Fürst Gunthar und Fürst Stephan,
deren Hände auf den Heften ihrer Schwerter lagen. Sir Adamant Jeoffrey und Fürst Bonifaz von Nebelhafen traten
hinter ihren Tischen hervor und näherten sich der Mitte des
Saals, um dann plötzlich mit ungewöhnlich vorsichtigem
Ausdruck stehenzubleiben. Die Diener flüchteten in die
hintersten Ecken des Saals, als weitere Gläser zerbrachen
und Silber klirrend auf dem Steinboden landete. Das seltsame Blattmonster hockte in der Mitte des Saals, während
sich der Elfensänger seine Harfe schnappte und sich
schimpfend mit mißtönend schwingenden Saiten, den
Mantel voll Stechpalmenblätter, davonmachte.
»Wer bist du?« fragte Fürst Alfred mit donnernder
Stimme. »Wie kannst du es wagen, unsere Feier zu stören?«
Der grüne Mann drehte sich einmal um sich selbst, wobei
seine Flöte irgendwo in dem Dschungel aus Blättern und
Rüstung verschwand, der ihn bedeckte. Leise hörte Sturm
das Echo der Musik von der Treppe her, Echo auf Echo, bis
die Melodie schließlich außerhalb seiner Hörweite angelangt war.
»Ich bin Vertumnus«, sagte der Eindringling mit tiefer,
sanfter Stimme. »Ich bin der Wechsel der Jahreszeiten, und
ich bin der Hort der vergangenen Jahre.«
»Und Glockenturm für tausend Fledermäuse«, murmelte
Derek, doch ein eisiger Blick von Fürst Gunthar brachte
den jungen Mann zum Schweigen.
»Und was«, fragte Fürst Alfred, »wünscht… Herr Vertumnus an diesem Julabend von uns?« Der Hofrichter war
nervös und förmlich, und seine Finger fuhren über den
goldenen Handschutz seines Schwerts.
»Ich möchte etwas sagen, das mir sehr am Herzen liegt«,
verkündete Vertumnus, der sich einfach auf den Boden
setzte.
Er nahm den Helm ab. Grünes Feuer tanzte um seine
Schläfen.
Sturm runzelte argwöhnisch die Stirn. Er wußte, daß böse Zauberer unterhaltsam auftraten und ihre Opfer drängten, weniger nüchtern und besonnen zu sein. Und schließlich weniger gut. Dann, wenn man in Lachen und Singen
versunken war, würden sie…
Was sie dann tun würden, wußte er nicht. Aber es konnte
einen vernichten.
»Ihr Solamnier versammelt euch zum Jahresende in diesen Hallen wie Eulen«, erklärte Vertumnus, »jammert über
die dunklen Zeiten und die Vergangenheit und darüber,
daß die Welt der Zeitalter der Träume und der Macht vergangen ist. Seht euch um – der Turm des Oberklerikers ist
ein Spiegelsaal. Ihr könnt euch in jeder Ecke, jedem Winkel
sehen und eure eigene Wichtigkeit bewundern und polieren.«
»Mit Verlaub, Fürst Alfred«, unterbrach Fürst Gunthar
mit halbgezogenem Schwert. »Mit Verlaub, ich möchte dieser… dieser Bienenweide da die Tür zeigen und vielleicht
auch den kürzesten Weg den Berg hinunter.«
Vertumnus lächelte drohend, wobei sein wettergegerbtes
Gesicht sich wie die Borke eines riesigen Vallenholzbaums
verzog. Die Fahnen hoben sich in einem der Jahreszeit
nicht angemessenen warmen Wind. »Es soll doch nicht
heißen«, sprach er gelassen, »daß Fürst Gunthar auf Worte,
Witz oder Diplomatie verzichtet, sobald Schwert, Streitkolben oder Lanze zur Hand sind.« Das leise Rascheln seiner
Stimme war selbst in den entferntesten Ecken des gewaltigen Saals überraschend gut zu vernehmen.
»Schöne Worte werden dir nichts nützen, Vertumnus«,
drohte Gunthar, ohne auf die Beleidigung einzugehen.
Der Herr der Wildnis lachte nur. Nachdem er unter Rüstungsgeknarr und Blättergeraschel aufgestanden war, wedelte Vertumnus mit seiner Flöte zu dem leeren Stuhl am
vordersten Tisch. Es war eine skurrile Geste, die unpassend, ja, obszön wirkte. Den älteren Rittern verschlug es
den Atem, und viele von den jüngeren griffen zum
Schwert. Ruhig und ohne Eile drehte sich Vertumnus geschmeidig um, wobei er die Flöte wie einen Säbel schwang.
Es gab ein gespenstisches Pfeifen, als er sie durch die Luft
zog, und Sturm sah fasziniert zu.
»Was ich sagen will, ist dies: Es gibt einen leeren Platz«,
stellte Vertumnus fest. »Nicht für einen Gast, einen Bettler,
ein Waisenkind, einen Fremden – nicht für einen von denen, die ihr eurem Eid zufolge schützen und verteidigen
sollt. Und der Platz ist nicht nur heute leer, sondern immer.
Ein Platz für den Gecken und Laffen.«
Fürst Alfred Merkenin funkelte Vertumnus an, der unbeirrt fortfuhr.
»Denn der Eid, den ihr in diesem Hort von Schwüren geleistet habt«, erklärte Vertumnus, dessen wilde Augen auf
den leeren Stuhl geheftet waren, »ist düster und ernst und

Weitere Kostenlose Bücher