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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Stephan hätte mich besser entlassen, dachte Sturm,
als er die ungeschickten Bemühungen des alten Reza überprüfte, der nicht recht bei der Sache war, als er Luin sattelte. Es hätte Scherze und freche Worte von den Zinnen gegeben, vielleicht sogar ein weises Wort, auch wenn nur die
Götter wußten, welche Weisheit in diesem irregeleiteten
Unfug zu finden war…
Aber Fürst Stephan war… anderswo. Als Reza mit dem
Sattel kämpfte, kam er endlich zur Sache, und die bizarre
Geschichte vom Abschied des alten Ritters nahm langsam
Gestalt an.
Anscheinend hatte Fürst Merkenin an dem Abend nachdem Sturm vom Turm in den Finsterwald aufgebrochen
war, eine Schar unerfahrener Jäger für eine Hirschjagd in
den Flügeln des Habbakuk zusammengestellt. Fürst Adamant Jeoffreys jüngere Zwillingsbrüder hatten sich sofort
gemeldet, weil sie unbedingt beim Hofrichter Eindruck
schinden wollten, ebenso Derek Kronenhüter, der aufgrund
plötzlicher Verpflichtungen von Fürst Bonifaz in Burg
Thelgaard unbeaufsichtigt war. Angesichts dieser drei jungen Löwen hatte Alfred Fürst Gunthar als »mäßigenden
Einfluß« eingeladen. Gunthar hatte abgewinkt, weil er dieser Gruppe weder Jagdglück noch die Aussicht auf gute
Kameradschaft einräumte, aber Fürst Stephan bekam das
Angebot zufällig mit und schloß sich der Jagdpartie auf der
Stelle an.
»Wo haben sie gejagt, Reza?« fragte Sturm. »Und was hat
das mit Stephans Abschied zu tun?«
»Alles zu seiner Zeit«, sagte Reza, der sich an den Türpfosten lehnte, während Sturm seine Kleider in eine Satteltasche stopfte. Rezas Gedanken waren ganz bei seiner Geschichte. »Erst mal ging es so weiter: Sie waren also bunt
gemischt, diese Jäger von Fürst Alfred, und als sie noch
beschlossen, mich als eine Art Treiber mitzunehmen… na
ja, sie waren nicht gerade die Besten für ihr Vorhaben.
Fürst Alfred entschied, daß wir in den Hartwald reiten
würden, denn dieser Wald wäre genug für solche wie die
Jeoffreys.«
Sturm grinste. Der Hartwald war ein gut fünf Morgen
großer Wildpark nicht weit von der Stelle, wo die Flügel in
die Verkhus-Hügel übergingen. Früher hatte er diese Gegend bewundert und es geliebt, dort jagen zu gehen, doch
nach seiner Reise in den Südlichen Finsterwald kam sie
ihm zahm und künstlich vor – ein schön angelegter Garten
mit Bäumen und Tieren.
»Nun, wir kamen gegen Sonnenaufgang dort an«, fuhr
Reza fort, »und haben bald drei Stunden rumgelärmt, haben Eichhörnchen, Mücken und Stare aufgescheucht, aber
nich’ die Spur von Hirschen. Hat Fürst Alfred bestimmt
geärgert – diese trampligen Jeoffreys, Derek Kronenhüters
laute Stimme, Fürst Stephan, der dauernd in sein altes
Jagdhorn tutete und mit seiner Rüstung in den Büschen
hängenblieb. Also hat Fürst Alfred die Jagd schließlich abgeblasen, da war es noch nich’ mal Mittag. Wir sind umgekehrt und wollten aus dem Park raus.«
Reza beugte sich vor, wurde leiser und lachte. »Und da
hat der Wald sich langsam verändert. Die Bäume trieben
Blätter und Blüten, aus dem Boden drangen Wurzeln, und
von den Wipfeln fielen Früchte.«
»Früchte?« fragte Sturm ungläubig.
»Oh, die Jahreszeiten sind ja schon eine ganze Weile
durcheinander, Meister Sturm«, erklärte Reza. »Ihr habt es
bestimmt schon selbst bemerkt. Jedenfalls war es, als hätte
der Park plötzlich beschlossen, ein richtiger Wald zu werden, ein Silvanost oder… ein Finsterwald, Meister Sturm.
Und er wandte sich gegen uns alle – die Jungens hat er
wirklich zu Tode erschreckt. Der junge Meister Unverzagt
Jeoffrey wurde abgeworfen, als diese kleine, gelbe Eidechse
aus dem Vallenholzbaum seinem armen Pferd auf die Nase
fiel. Der andere Jeoffreyzwilling – Meister Balthasar, oder?«
»Beaumont, Reza«, stellte Sturm richtig, der den Fuß in
den Steigbügel setzte. Der Sattel rutschte etwas, so daß er
stirnrunzelnd zurücktrat.
»Meister Beaumont… reitet durch ein Spinnennetz und
erschreckt sich und dreht vollends durch, als die Spinne,
die das Ding gebaut hat, daumengroß ist und ihn beißt.«
Sturm grinste befriedigt.
»Also wendet dieser Meister Beaumont sein Pferdchen
und galoppiert davon und ward nicht mehr gesehen, erst
drei Tage später, als wir schon alle dachten, der Wald hätte
ihn verschluckt. Als er zurückkam, war er kaum zu erkennen, weil doch sein Gesicht von den Spinnenbissen so angeschwollen war.«
Reza zog den Sattelgurt fester und trat zurück, um sein
Werk zu

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