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Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 08 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Siegel des Verraters
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Ragnell, an deren Namen sich die Ratsmitglieder sichtlich erinnerten.
Doch die ganze Zeit tauchte ein Name immer wieder auf,
von dem Moment, wo sich die Tür von Kastell di Caela hinter ihm geschlossen hatte, bis hin zu den letzten Worten
von Tivok, dem Drakonier-Assassinen.
Bonifaz. »Tückjäger«. Fürst Bonifaz von Nebelhafen, solamnischer Ritter des Schwerts.
Verschwörer, Verräter am Maßstab.
Es war, als stünde die Welt still. Nach einer Minute des
Schweigens, in der kein Wort, kein Ton, nicht das geringste
Geräusch zu hören war, räusperte sich Fürst Alfred.
»Das«, fing er an, »sind überaus bedenkliche Anklagen,
Meister Sturm Feuerklinge.«
»Anklagen«, fuhr Fürst Bonifaz heftig dazwischen, »für
die ich Genugtuung verlangen werde!«
Zornig stieß sich der Schwertkämpfer vom Tisch ab, wobei er seinen Stuhl umwarf und Papiere und ledergebundene Bände des Maßstabs durcheinanderbrachte. Er zog
sein Schwert und stellte sich mitten in den Raum, wo er
sich umdrehte und alle ansah – seinen Beschuldiger und
die Ratsmitglieder, die die Geschichte gehört hatten.
»Ich glaube, Fürst Alfred«, meinte Bonifaz mit vor Zorn
bebender Stimme, »es steht im sechzehnten Band des kodifizierten Maßstabs, Seite sechsundzwanzig, Artikel drei,
daß der Orden des Schwerts, der seinen Maßstab aus mutigen und heldenhaften Taten ableitet, alle seine Mitglieder
verpflichtet, keinen Kampf für die Ehre der Ritterschaft
auszuschlagen. Ich glaube, Fürst Alfred, daß hier die Ehre
der Ritterschaft angezweifelt wurde.«
Gunthar stand auf und ging ruhig zu Bonifaz’ leerem
Stuhl. Er hob drei von den ledergebundenen Büchern auf,
die vor dem Tisch auf dem Boden lagen, und fuhr jeweils
mit dem Daumen an den Seiten lang. Er lächelte trocken.
»Sturm Feuerklinge zweifelt nicht den Orden an«, stellte
Gunthar richtig, dessen Augen nicht vom Hofrichter wichen. »Sondern nur einen einzelnen Ritter – Fürst Bonifaz
von Nebelhafen.«
»Dann ist ein Gottesurteil angemessen«, schimpfte Bonifaz, der sich abrupt an Fürst Alfred wandte. »Fürst Alfred
sollte doch seit seiner jüngsten… Kontroverse mit Fürst Adamant Jeoffrey wissen, daß dies in Ehrensachen die vorgeschriebene Regel des Maßstabs ist.«
»Aber dennoch konnten wir das durch Vernunft und guten Willen beilegen«, beharrte Gunthar.
»Durch die Schmeicheleien eines alten Mannes, der in
den Wald gelaufen ist und den Orden verlassen hat!«
schnarrte Bonifaz. Alle sahen den großen Schwertkämpfer
irritiert an, der seinerseits an die Dachsparren blickte, wo
Tauben nisteten und gurrten. Er schloß die Augen, wie um
sich zu sammeln.
»Wenn Ihr Seite fünfundvierzig des bereits erwähnten
sechzehnten Band anseht«, sagte er mit gedämpfter, fast
raubtierhafter Stimme, »dann steht da im ersten Artikel
klar und deutlich, daß bei persönlichen Streitigkeiten zwischen Ritter und Ritter das Gottesurteil zu bevorzugen ist.«
»Dreht es so oder so, Bonifaz!« rief Gunthar verärgert aus.
»Muß Sturm als Ritter oder als Junge ohne Orden gelten?«
Fürst Alfred blätterte in dem vor ihm liegenden Band,
doch seine Augen musterten die Mahagoniwände, denn er
konnte keinen klaren Gedanken fassen. Als er schließlich
sprach, wurden selbst die Tauben still und hörten zu.
»Bonifaz hat recht«, erklärte er mit trockener, zitternder
Stimme. »Ein Gottesurteil ist die Lösung, selbst wenn nur
einer der Gegner darauf besteht. Sturm bleibt nur die Wahl
zwischen scharfen oder stumpfen Waffen.«
Sturm schluckte bitter. Ihm war unbehaglich zumute.
»Egal, wie es ausgeht«, gab Fürst Alfred bekannt, »weder
Anklage noch Urteil werden je diesen Raum verlassen. Und
bis diese Anklage entschieden ist, wird auch keiner von
uns nach Eid und Maßstab und unseren heiligen Traditionen ein Urteil fällen.«
»Turnierwaffen«, sagte Sturm leise.
Fürst Bonifaz lächelte. »Eins zu null für mich«, erklärte
er.
Fürst Gunthar ging zu einer Truhe in der hinteren Ecke
des Raums, aus der er die gepolsterten Weidenschwerter
entnahm, mit denen die Sache entschieden werden würde.
»Du hast einen grünen Jungen im Ring besiegt«, sagte er
mit zusammengebissenen Zähnen zu Bonifaz.
Der Schwertritter wurde steif.
»Ich lehre den Jungen, welche Ansprüche der Maßstab
stellt, Gunthar Uth Wistan«, gab Bonifaz zurück. »Wie es
sein Vater gewollt hätte, wenn er noch am Leben wäre.«
»Sein Vater hätte mehr gewollt«, murmelte Fürst
Gunthar. »Und er hätte es aus dir

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