Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
sich mit beiden Händen abstützen. Gleich darauf war der Anfall jedoch vorbei, und sie stieß sich vom
Baum ab.
Tanis machte einen Schritt in ihre Richtung. »Kit…« Die
Kriegerin ignorierte ihn.
Caven legte dem Halbelfen eine Hand auf den Unterarm,
um ihn aufzuhalten. »Laß sie erst mal in Ruhe, Tanis. Kit
wird ein Weilchen toben, aber dann kommt sie wieder zu
sich. Wenn sie sich so in ihre Wut hineingesteigert hat,
bringt sie jedes weitere Wort nur noch mehr auf.« Tanis
zögerte und nickte dann. Kitiara starrte sie unablässig fluchend und drohend an.
Tanis und Caven unterhielten sich gedämpft weiter,
während Lida und Xantar beiseite gingen.
Verzauberung brechen, also wirklich, Xantar.
Nicht ich habe die Wesen im Wald zurückgehalten, Kai-lid. Die
haben keine Angst vor Rieseneulen. Jemand hat einen Schutzzauber über Kitiara geworfen – derselbe, würde ich sagen, der den
Zauber von den drei anderen genommen hat, während du diesen
phantastischen Mummenschanz aufgeführt hast. Wir sind innerhalb des Schutzzirkels, das spüre ich. Wir werden beobachtet,
Kai-lid.
Kai-lid dachte einen Augenblick mit klopfendem Herzen
nach. Das muß Janusz sein, Xantar. Niemand anders. Er hat sie
gesehen, und er hat mich gesehen. Jetzt stecken wir in der Falle.
Vergiß nicht, daß der Zauberer Lida sieht, nicht Dreena.
Mit seiner Magie könnte er erkennen, wer ich wirklich bin,
wenn er das will. Kai-lids Lippen zitterten.
Er hat doch keinen Grund dazu, meine Liebe. Er hält Dreena
für tot.
Warum hat er die Verzauberung des Halbelfen und der anderen aufgehoben?
Xantar schwieg eine Weile. Ich weiß es nicht. Es wird in
seinen Plan passen. Bestimmt hat er den Ettin geschickt, um sie
zu fangen.
Und sie sind ihm ihrerseits in die Falle gegangen. Glaubst du
jetzt an den Traum, Xantar?
Ja.
In diesem Moment löste sich Tanis von den anderen und
näherte sich der Eule und der Zauberin. Ohne Umschweife
sagte er: »Ich will wissen, warum du uns helfen willst.«
Lida sah Xantar an, doch der bot keine Hilfe. »Wir haben
keine Wahl«, erklärte sie schließlich. »Wir müssen diesem
Ettin folgen.«
»Warum?«
Lida schluckte. »Ich glaube, daß dieser Ettin uns zum
Valdan führen wird. Res-Lacua ist der Ettin und Sklave von
Janusz. Er muß zu ihm zurückkehren.«
Tanis sprach langsam, ohne sie aus den Augen zu lassen.
»Mir kommt es wie eine Falle vor, Lida. Wir folgen dem
Ettin, und der Zauberer kriegt die Chance, sich an Kitiara
zu rächen. Wie sollen wir gegen eine ganze Armee antreten?«
Lida merkte, wie ihr Tanis’ unnachgiebiger Blick zu
schaffen machte. »Halbelf«, sagte sie schließlich, »es ist zu
spät zum Umkehren. Kitiara ist keineswegs hilflos, und wir
werden bei ihr sein, um sie zu schützen. Ich glaube, sie
weiß weit mehr, als sie uns verrät.« Als Tanis nichts sagte,
schluckte sie wieder und fuhr fort, obwohl sie Xantar innerlich verfluchte, weil er sie dieses Gespräch allein führen
ließ. »Ich komme mit, Halbelf. Meine Magie ist nicht gerade
mächtig, aber ich werde tun, was ich kann. Vielleicht ist es
eine Falle, aber die habe nicht ich gestellt. Ich glaube, wir
sind die einzigen, die zwischen der Gier des Valdans und
dem Tod vieler, vieler Menschen stehen. Es ist eine Frage
der Ehre, Tanis.«
»Eine Frage der Ehre«, wiederholte Tanis leise.
Sie streckte die Hand nach ihm aus und legte sie auf seinen Arm. »Halbelf, auch ich habe eine Frage an dich. Was
bedeutet dir Kitiara?«
Tanis starrte die Zauberin an. Ihr glattes, schwarzes Haar
floß über ihre Schultern. Ihre leise Stimme bebte. »Ist sie dir
wichtig, diese Kriegerin?« drängte die Magierin, als er
nichts erwiderte.
»Sie ist – « Tanis schwankte angesichts der Leidenschaft
in ihren blauen Augen, die sich so auffällig von der dunklen Haut abhoben. »- eine Bekanntschaft. Wir reisen nur
gemeinsam.«
Die schwarzen Pupillen weiteten sich, und die Magierin
verzog leicht die Mundwinkel. »Ah. Eine Bekanntschaft.«
»Ja.« Er blickte zur Seite.
Die Worte der Frau hatten einen amüsierten Unterton.
»Es ist Kitiaras Kampf, nicht deiner, Tanthalas Halbelf.
Welch ein Glück für Kitiara, daß sie einen ›Bekannten‹ hat,
der so stark und mutig ist, daß er sie in so gefährlichen Zeiten nicht im Stich läßt. Ich frage mich, was du für Frau und
Kind tun würdest, wenn du dich schon für eine bloße Bekannte so einsetzt.«
Tanis wurde rot. »Du willst also unbedingt gegen den
Valdan kämpfen?« fragte er
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