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Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Schloß im Eis
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hastig.
Sie nickte. Der Halbelf zögerte und kehrte zu den anderen zurück.
Du willst sie doch gar nicht begleiten. In Xantars Stimme lag
ein gewisser Vorwurf.
Ich habe Angst, Xantar, und ich bin keine besonders mächtige
Zauberin. Sie brauchen mich nicht. Sie kommen gut allein zurecht. Aber vielleicht verfolgen sie die Sache nicht weiter, wenn
sie glauben, daß ich vorhabe, sie im Stich zu lassen.
Xantar beugte sich vor und pflückte mit dem Schnabel
einen Ast von einem Baum. Dann schälte er die Rinde ab,
indem er ihn mit der Zunge so drehte, daß er mit der
Schnabelkante die Rinde abziehen konnte. Und du glaubst,
der Ettin führt sie ins Eisreich? Ich möchte darauf hinweisen,
Kai-lid, daß der Ettin schließlich nach Norden zieht, während das
Eisreich das letzte Mal, als ich nachgesehen habe, noch am südlichsten Ende von Ansalon lag.
Kai-lid antwortete nicht. Xantar dachte weiter nach. Ich
habe gehört, daß es im Düsterwald einen Sla-Mori gibt, einen,
der weit nach Süden führt. Das kann ein Gerücht sein oder auch
nicht.
Einen Sla-Mori?
Einen geheimen Weg. Einen magischen Tunnel, der seine Benutzer weit, weit weg bringt, wenn sie sein Geheimnis enträtseln
können. Es heißt, daß die Elfen die Sla-Mori vor langer Zeit gebaut haben.
Und dieser Sla-Mori liegt im Norden?
Die Eule nickte. Nicht weit entfernt – in einem Tal am Fieberberg. Vielleicht will der Ettin dorthin. Dann wechselte Xantar wieder das Thema. Du hast dir Kitiara genau angesehen,
nehme ich an.
Ja.
Und hast du gesehen? Nicht mit deinen zwei Augen, sondern
mit dem inneren Auge.
Ich habe gesehen, Xantar. Ich frage mich, was sie vorhat.
Xantar lachte laut los. Glaubst du etwa, sie weiß es, Kai-lid?
Du gestehst Menschen aber wirklich mehr Selbsterkenntnis zu
als ich.
Aber wie kann eine Frau ein Kind tragen, ohne es zu wissen?
Unterschätze niemals, wie taub die Menschen für ihre innere
Stimme sind, Kai-lid. Niemals.
Kapitel 2
Angriffe
    Das Gesicht des Mädchens und das ihres älteren Bruders
waren von dem rußigen Walroßfett dreckig, mit dem die
Mutter sie morgens eingerieben hatte, um den beißend kalten Wind abzuhalten, der über das Eisreich peitschte.
    »Haudo«, flüsterte sie ihrem Bruder zu. Ihre schwarzen
Augen glänzten vor Entzücken über ihren Einfall. »Ich bin
ein Eisbär.« Sie streckte ihre Hände mit den Pelzhandschuhen hoch über den Kopf, auf dem eine warme Robbenfellmütze saß, die mit Federn von Seevögeln besetzt war. Sie
ahmte das Brüllen eines Eisbären nach. Dann kicherte sie.
    Aber Haudo runzelte die Stirn. »Wir dürfen den Eisbären
niemals nachmachen, Terve«, erinnerte er sie mit dem
schulmeisterlichen Ton, den ältere Brüder so an sich haben.
»Er ist der Urahn des Landes, und wir müssen ihn ehren.«
Terve schmollte. »Du bist ein Spielverderber, Haudo. Ich
wünschte, ich wäre zu Hause geblieben.«
    Haudo seufzte. »Du hast mir so lange in den Ohren gelegen, daß du mitwillst, bis Vater es so entschieden hat. Ich
habe ihm gesagt, du wärst zu klein. Ich habe Vater gesagt,
du würdest müde werden und wärst überhaupt keine Hilfe. Aber sie wollten dich aus dem Weg haben, damit sie
einmal in Ruhe Seile aus Seehundshaut flechten können,
darum habe ich – «
    »Das stimmt gar nicht! Ich kann auch mithelfen, Eis für
den Frostsplitterer zu finden.«
»Dann mach das«, knurrte Haudo. »Und, kleine Schwester, sei einmal in deinen acht Wintern still, wenn du etwas
tust.«
»Du bist nur vier Winter älter als ich, Bruder«, beklagte
sich Terve, doch dann hielt sie für kurze Zeit den Mund.
Der Junge und das Mädchen stocherten ein wenig in dem
Geröll um den Splittererfels herum, einem Vorsprung aus
fest gefrorenem Eis, der mit dem Eisboot von ihrem Lager
aus eine Stunde entfernt lag. Ihr Boot lag ein Stückchen
weiter auf der Seite, das große Segel flach auf dem Eis. Die
langen Holzkufen glänzten. Das Packeis des Eisreichs war
hier glatt genug, um mit dem traditionellen Fortbewegungsmittel des Eisvolks vorwärtszukommen, obwohl
Senken in Schnee und Eis und gelegentliche Gletscherspalten, die von Flugschnee zugeweht waren, den Weg gefährlich machten. Von hier aus gesehen, schien sich das Eisreich
in sanften Hügeln zu wellen. Haudo konnte kaum mehr
den Rauch von den Torffeuern seines Heimatdorfs erkennen.
Der Eisvolkjunge stocherte am Rand des gewaltigen Vorsprungs herum, denn er suchte nach Splittern vom
Frostsplittereis, die durch Eisbewegungen abgespalten
worden waren.

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