Der Bund der Drachenlanze - 10 Ellen Porath
den Val…« Als er Lida Tenaka bemerkte,
blieben ihm die Worte weg. »Du bist Dreenas Zofe«, sagte
Caven überrascht.
Tanis kam näher. »Hast du auch von deiner Mutter geträumt?« Wod stöhnte, und die Kämpferin drehte sich zu
ihm um. »Und du?«
»Ihr habt alle im Traum ein Omen gesehen«, sagte Lida
beruhigend. Die Zauberin begann, ein Gedicht aufzusagen.
Mit jedem Wort wurden die Gesichter der vier Reisenden
ernster und aufgeregter. Am Ende sagte Caven die Zeilen
mit ihr zusammen. »Drei Liebende, die Zaubermaid,
Geflügelter mit treuer Seele,
Untote drohen im Düsterwald,
Sichtbar in der Spiegelschale.
Böses befreit durch des Diamanten Flug.Rache geschmeckt,
eisumklammertes Herz
Sieht sein Bild schon auf dem Thron
Durch Stahl und heißes Feuer gebremst,
Funken fliegen aus Stahl und Stein.
Böses entsteht aus des Edelsteins Licht.Drei Liebende, die Zaubermaid,
Das Band der Tochterliebe gelöst,
Legionen vertrieben, viel Blut nun fließt,
Frostiger Tod im endlosen Schnee.
Das Böse geschlagen durch Edelsteins Macht.« Einen Herzschlag lang sagte keiner ein Wort. Dann begannen alle
zugleich zu reden.
»Es war meine Mutter, sage ich euch.«
»Aber meine starb bei meiner Geburt.«
»Meine auch.«
»Aber meine lebt.«
»Was hat das zu bedeuten?«
Und die ganze Zeit jammerte Wod: »Ich will zurück nach
Kern.« Vergeblich versuchte Kitiara, die anderen drei davon abzubringen, sich über das Omen den Kopf zu zerbrechen. Sie sollten lieber die Verfolgung des Ettins wieder
aufnehmen.
»Zum Abgrund mit dem Ettin«, schrie Caven von Malefiz herunter. »Das Vieh muß längst über alle Berge sein.«
»Ihr sucht einen Ettin?« fragte Xantar plötzlich.
Kitiara nickte. »Hast du ihn gesehen? Wo? Sag schon!«
Die Eule machte einen Schritt zurück und wiegte ihren
großen Kopf von einer Seite zur anderen, so daß man den
weißen Fleck über ihrem linken Auge leuchten sah. »Nein,
nein. Ich habe mich nur gewundert, warum ihr hier im
Wald einen Ettin sucht. Normalerweise leben sie nicht in
dieser Gegend.«
»Nein.« Die Stimme gehörte Lida. Sie trat vor die Eule.
»Aber es gibt hier einen Ettin, und er ist nicht weit vor uns.
Ich habe ihn aus der Luft gesehen, als wir herflogen. Ihr
könnt ihn einholen, wenn ihr euch sputet.«
Es herrschte Schweigen. Dann redete Kitiara auf ihre
Freunde ein. »Traut ihr nicht. Ich möchte euch daran erinnern, daß wir im Düsterwald sind.«
»Als ob wir das vergessen könnten«, murmelte Caven,
der unruhig in die Finsternis ringsherum starrte. Kitiara
brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Dann fuhr sie
fort. »Diese Eule, die Dinge vermag, von denen ich bei einer Rieseneule noch nie gehört habe, und diese Frau, die
vorgibt, Lida Tenaka zu sein – sie könnten böse Erscheinungen des Waldes oder Illusionen des Wichtlins sein. Und
ich möchte dich daran erinnern, Caven, daß der Zauberer
Janusz womöglich uns alle selbst von Kern aus verzaubern
kann.«
»Janusz ist nicht mehr in Kern«, unterbrach Lida.
Die vier blickten sie an. »Wer ist dieser Janusz? Was
weißt du über diese Sache, Kitiara?« wollte Tanis wissen.
Kitiara berichtete kurz, wie der Feldzug der Kerner gegen die Meiri ausgegangen war, ohne dabei jedoch die Eisjuwelen zu erwähnen.
»Der Zauberer Janusz und der Valdan schieben mir zweifelsohne die Verantwortung für den Tod von Dreena ten
Valdan in die Schuhe«, schloß sie. »Der Valdan hat den
Magier erst losschlagen lassen, als er sicher war, daß seine
Tochter geflohen war. Die Bauern waren verstört, denn
nach dem Tod des Meir wußten sie nicht, was sie tun sollten. Dem Valdan war es wohl gleichgültig, ob seine Tochter
überlebte oder starb.« Lida stöhnte leise, doch Kitiara fuhr
fort: »Der Valdan wußte sehr wohl, daß die Untertanen des
Meir Dreena mittlerweile liebten. Er fürchtete, daß ihr gewaltsamer Tod die Bauern zur Auflehnung gegen den Valdan bringen würde, anstatt daß sie sich still dem neuen
Herrscher unterwarfen.«
Kitiara sah von Tanis zu Caven und zurück zu Tanis,
dessen Miene immer finsterer wurde. »Auf meine Worte
hin wagten sie den Angriff auf das Schloß«, sagte Kitiara.
»Ich sah, wie Dreena es verließ, und sagte dem Valdan Bescheid, daß er sicher angreifen konnte.«
Tanis redete langsam, um nicht vor Wut zu platzen.
»Dieser Zauberer Janusz hat einen Ettinsklaven, und du
behältst das einfach für dich, während wir zur Jagd auf einen anderen Ettin aufbrechen, der rein zufällig in dieser Gegend
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