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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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sogar darauf, die Nacht mit mir zu verbringen, indem er sich in den Sessel neben meiner Schlafcouch kringelte und umgehend entschlummerte. Ich kniete mich im Pyjama vor ihm nieder, nahm ihm die Ohrfladen von den Augen, kitzelte ihn am Schnurrbart und erreichte damit, daß ein milchig verschleiertes Löwenauge geöffnet wurde und mich völlig abwesend ansah.
    »Hör mal zu, alter Junge«, sagte ich, »Frauchen hat einen Pudel auf der Pfanne, so einen >Huch nein, das süße Hündchen !< weißt du! So mit Quastenschwanz und Schleifchen und Männchenmachen urid auf Hinterbeinen tanzen, wenn man ihm Zuckerchen hinhält. Hörst du, Dicker, so einen Leierkastenaffen, so’n kohlschwarzen — wollen wir denn so was, wie ?«
    Eine schlafheiße Riesentatze wurde mir hingereicht. Ich knudelte sie, er seufzte. »Nein, willst du auch nicht? Gut! Aber, Dicker, kommen tut er, da hilft uns kein Gott, und gegen die Weiber können wir nischt machen! Sage nicht gleich wieder, daß ich ein Schlappschwanz bin — bin nur klug, weißt du...«
    Ein langer fragender Blick traf mich von unten her: »Ja, du hast es natürlich in dem Punkt viel leichter; aber wir, wir haben ja schon seit Generationen das Heft aus der Hand gegeben und uns einreden lassen, daß es unsere Lebensaufgabe ist, diese armen, gebrechlichen Wesen, die durchschnittlich zehn Jahre länger leben als wir, zu schützen und ihnen jeden Willen zu tun, weil sie sonst, ich weiß nicht was, bekommen... Aber daran, Cocki, daran bin ich nicht schuld! Daran sind ein paar Milliarden Pantoffelhelden schuld, die vor mir lebten. Also, mit einem Wort: Eher könnte ich mich gegen eine D-Zug-Lokomotive stemmen als gegen den Pudel. Im übrigen , sieh mich nicht dauernd so verachtend an: Du bist ja auch so einer! Ihr habt ja auch, dreißig Mann hoch, zehn geschlagene Nächte vor dem Gitter dieser blödsinnigen Pekinesin gehockt und getan, als ob ihr ohne sie alle krepieren müßtet...« Das Löwenauge hatte sich wieder geschlossen, und aus der Brust kamen tiefe, langsame Atemzüge.

    Ein paar Wochen lang ereignete sich gar nichts, außer daß der Winter anbrach. Es war ein gründlicher Winter mit klirrendem Frost und tiefem Schnee. Die Baumskelette im Garten bogen sich unter der weißen Wucht. Fiel die schräge Sonne auf sie nieder, flammten Tausende von Diamanten auf, und Cocki pflügte hohe Bugwellen blauweißen Neuschnees vor sich her, wenn er den Garten durchwanderte.
    Eines Mittags, während ich an einem Artikel über die Philosophie des atomischen Zeitalters schwitzte und so ganz nebenbei von draußen her den Wagenschlag der heimkehrenden Hausfrau zufallen hörte, war unten ein großes Getuschel. Dann öffnete sich die Tür: Frauchen, ganz beschneit mit schmelzenden Flocken im Pelz, der vom eine merkwürdige Ausbuchtung aufwies. Ihre Hand fuhr in diese Ausbuchtung und kam wieder daraus hervor, etwas Schwarzes in der Größe einer fetten Ratte im Genick haltend, und setzte es vor mich hin auf den Teppich. Cocki plumpste von der Couch auf die Erde und besah sich dieses rabenschwarze Etwas, das dort mit wackelnden Beinchen stand und sich sofort auf ihn zubewegte.
    »Das ist er«, sagte meine Gefährtin. »Er heißt Peter .« Peter unterdessen war unter dem Bauch des völlig verdatterten Cocki angelangt und suchte dort vergeblich nach den mütterlichen Knöpfen. Der kleine Löwe warf mir einen ratlosen Blick zu, dann wich er mit weit auseinandergebogenen Beinen vorsichtig zurück und tippte das schwarze Knäuel mit der Vorderpfote an. Es fiel sofort auf den Rücken und präsentierte einen prallen, kahlen Bauch mit einer winzigen Quaste dran. Cocki beschnüffelte alles ausgiebig mit der Riesennase und sprang dann angewidert auf die Couch zurück. Das verlassene Etwas in der Tiefe versuchte sich kläglich winselnd an der Couch aufzurichten und wurde von Frauchen unterstützt und heraufgehoben.
    »Hier, Cocki, das ist dein Brüderchen! Du wirst schon darauf aufpassen und recht lieb zu ihm sein, nicht wahr !«
    Peterchen indessen, da er die Knöpfe wiederum nicht finden konnte, entschädigte sich dadurch, daß er Cocki in die Pfoten zwickte. Cocki entwich diesen Albernheiten durch einen Sprung auf den Sessel. Das schwarze kleine Wesen setzte sich daraufhin auf den Popo und stieß ein markerschütterndes Weinen aus. Als es schließlich die Hinterkeulen wieder hob, um auf die Lehne zu klettern, war ein unverkennbarer dunkler Tümpel auf meiner Couch zu sehen.
    »Er ist natürlich noch nicht

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