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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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also vertragen? Dann komm mal her !«
    Ich rückte den Sessel auf die Seite und klopfte auf meine Knie. Er stand auf und vollführte die erste Zeremonie der Freundschaft zwischen Hund und Mensch, das heißt: er beroch genau mein Gesicht. Dann strich ich ihm langsam über den Kopf und tastete mich gerade den Rücken hinab, als ich bemerkte, daß sich seine Lefzen wieder eine Spur hoben. Also war die Sache immer noch nicht ganz geheuer...!
    Sofort rückte ich meinen Sessel wieder herum und aß weiter. Rolf sah mich einen Moment mit schiefem Kopf an, dann ging er unter den Tisch. Ein Plumps, ich fühlte ein schweres Gewicht auf meinen Füßen und wußte: nun hatte ich die Schlacht gewonnen! Das wurde zur Gewißheit, als noch ein paar späte Gäste kamen und sich am gegenüberliegenden Tisch niederließen. Rolfs Kopf kam unter dem Tischtuch hervor, er fletschte die Zähne und grollte leise. Zwischendurch sah er mich an: »Merkst du, daß ich dich verteidige ?«
    Ich wußte, jetzt durfte ich alles riskieren, auch schon ein bißchen Strenge.
    »Ist gut«, sagte ich, »Sei brav, gib nicht so an !« Dabei griff ich unter den Tisch, zog ihn am Halsband zurück und gab ihm einen leichten Klaps auf die Hinterkeulen, worauf er sich selig auf den Bauch rollte und sich ausführlich von mir kraulen ließ. Nach dem Essen brachte er mich noch die Treppe hinauf bis vor mein Zimmer. Dort hielt er zögernd inne, dann aber drehte er langsam um und stieg die Treppe wieder hinab.
    Als ich mich am nächsten Morgen rasierte, kratzte er an der Tür. Als ich öffnete, stand Rolf davor und lachte mich an.
    »Komm doch ‘rein !« sagte ich. Er folgte ohne Zögern und wirkte in dem kleinen Raum überwältigend. Zunächst beschnupperte er das noch warme Bett und meine Pyjamajacke. Ein Stück halbvertrockneten Kuchens, das auf dem Tisch lag, wurde gleichgültig notiert. Schließlich waren wir ja ein verwöhnter Hotelhund und nicht auf alten Kuchen angewiesen... Nun schob er mit der Pfote die Balkontür auf und sah mit schiefgelegtem Kopf hinunter auf die Straße. Dann kam er zurück, warf sich dröhnend vor mir auf den Rücken und wischte sich mit der Pfote über das Auge.
    Pflichtschuldigst brach ich in tiefes Bedauern aus. »Ach, du armer Kerl! Komm her, Herrchen macht dir’s sauber !«
    Während ich ihn vorsichtig mit einer Papierserviette bearbeitete, leckte er mir die Brust. Übrigens waren die Augen sehr schön ausgewischt, und daß das Ganze nur Liebehascherei war, merkte ich, als ich mich aufrichtete, denn er blieb ruhig liegen und wischte nunmehr mit der anderen Pfote über das zweite Auge.
    »Du, höre mal«, sagte ich, »du kannst dir’s aussuchen: entweder treiben wir hier weiter Schönheitspflege, oder wir gehen zusammen Gassi !«
    Bei >Gassi< war er sofort hoch, legte mir die Pfoten auf die Schultern und wedelte mit der mächtigen Rute meine mühsam geordneten Manuskripte vom Stuhl. Während ich sie aufhob, packte er meinen Arm mit den Zähnen und hielt ihn fest. Der Griff war ganz zart, aber man merkte sehr deutlich, was dahinter hätte sein können, und ich wollte nicht, daß er zudrückte.
    »So«, sagte ich streng, »jetzt setzen wir uns mal ganz schön hin und warten, bis Herrchen fertig ist !«
    Sofort legte er sich neben dem Koffer hin, legte den Kopf schräg auf die Pfoten und folgte jeder meiner Bewegungen mit den Augen. Als ich fertig war und auf die Klinke drückte, war er neben mir. Beim Frühstück lag er zu meinen Füßen. Als sein Herrchen, der Hotelbesitzer, sich zu mir setzte, wurde er angeknurrt.
    Der Hotelier lachte. »Da haben Sie eine schnelle Eroberung gemacht !« Und dann zu Rolf: »Du bist wohl verrückt, dein Herrle anzuknurren ?« Rolf leckte ihm verlegen die Hand, drückte sich dann aber wieder gegen meine Beine.
    Nachher standen wir hinter dem Haus. Vor uns Wiesen mit braunweißen Kühen darauf, dahinter stiegen die Berge an, von zottigen dunkelgrünen Mänteln umhüllt.
    Wir genossen die Zweisamkeit. Ich nahm einen seiner langen nervigen Läufe in die Hand und streichelte ihn.
    »Rolf«, sagte ich, »ich bin sterblich in dich verliebt, weißt du das, du Lümmel? Und ich wollte immer so einen großen, starken Kerl wie dich! Statt dessen bekam ich den Puck, der ist jetzt im Himmel, wo du hoffentlich noch lange nicht hinkommst, obwohl es dort von Hasen und Katzen wimmelt und einem die Würste ins Maul wachsen! Und dann bekam ich zwei kleine Hunde, den Cocki und den schwarzen Peter. Die habe ich auch sehr

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