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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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würde...
    Ich sah meinen Radioapparat neben mir, seine Metallschiene matt beleuchtet vom Schein einer fernen Laterne. Knick machte der Schreibtisch, knack antwortete der Bücherschrank. Meine alten Freunde, sie würden dann vielleicht wieder mehr zur Geltung kommen. Ich würde mehr Radio hören, mehr und intensiver lesen. Ruhe, Versenkung, wunderbar! Und die Spaziergänge, ohne darauf achten zu müssen, wer gerade wo ist, und wer sich mit wem beißt, oder wer von den Halunken gerade mitten auf der Straße auf einer fremden Flohbürste herumklettert, während ein 300-PS-Buick in voller Fahrt auf ihn zurollt. Ich würde die Natur wieder sehen und die kleinen Gärten und Häuser und Schicksale um mich herum ganz anders erleben.
    Also, wozu überhaupt Hunde?
    Bestenfalls ein Schäferhund, der draußen klug und still und stark an meiner Seite blieb und drinnen das Haus bewachte. Ich starrte in die halbe Finsternis: ja, so würde es dann sein, ein ruhiges, stilles, innerliches Leben. Ein Zurückfinden zu mir selbst...
    »Du Narr«, sagte die Stimme in mir, »wenn das deine Ansicht ist, so ändere es doch! Du bist doch dein freier Herr, und deine Hunde werden weiterleben ohne dich. Das braucht dein Gewissen gar nicht zu belasten .«
    »Aber vielleicht finden sie nicht wieder so gute Herrchen ?«
    »Na, so ein besonders gutes Herrchen bist du ja nun auch nicht, wie sich jetzt herausstellt...«, antwortete die Stimme.
    »Nun?«
    Ich begann unruhig auf meiner Couch zu rumoren: Sie waren alle längst weg, bei anderen Herrchen und Frauchen, und höchstens im Traum noch wanderten ihre Seelen durch dieses Haus, und ihre Schatten trabten und tollten über Treppen und durch die Wände hindurch; und dann trafen sie mein schlafendes Ich jenseits des dunklen Stromes und erzählten ihm, daß es für Bequemlichkeit das leuchtende, das wilde Leben weggab, das mir die Höheren in Gestalt dieser drei geschenkt und anvertraut hatten...
    Leben? Anvertraut? So schlechte Luft plötzlich im Zimmer! Dumpfig, hm? Aber das Fenster ist doch auf — was ist eigentlich los mit mir? Ich stehe im dunklen Raum, sehe mich fremd um, feindselig an mir herunter: die Faulheit dieses Kadavers will mich um mein Bestes bringen!
    Ich öffne die Tür, schleiche die Treppen hinunter, gehe in die Küche, gehe an Mathildes Zimmer vorüber, höre sie durch die Tür atmen und im Schlaf murmeln. Ein Tag schwerer Arbeit liegt hinter ihr. Was wissen wir von den anderen Menschen? Der Schalter knackt laut, Licht flutet in die Küche: da liegen sie, die beiden Unzertrennlichen! Der kleine Löwe auf der Seite, das Auge mit dem dicken braunen Ohrchen zugedeckt. Ich nehme das Ohr zur Seite, langsam öffnet sich ein mattes, trauriges Auge. Kann er Gedanken lesen? Weiß er, daß ich ihn verraten wollte? Und es noch immer halb und halb will...? Ich reibe meine Nase an seinem Schnurrbart. Er fühlt sich heiß an, sein Atem geht so schwer...
    Und da ist Peterchen in seiner Deckenrolle! Er verdreht sorgenvoll die Affenaugen gegen Cocki hin, als wolle er mir sagen: kümmre dich um den da, ich bin nicht so wichtig! Ich küsse ihn auf die graue Stirnlocke und die schwarze Rußnase, richte mich seufzend auf, knipse das Licht aus, gehe nach oben, in Frauchens Büro. Leise klinke ich die Tür auf, drücke den Lichtschalter: da liegt Weffi auf der Couch, die Beinchen steif in der Luft, das Struppelgesicht auf dem Kissen seitwärts liegend. Er schmatzt wohlig-leise, als ich mich jetzt über ihn beuge, und legt das eine Pfötchen ganz behutsam gegen mein Gesicht.
    Hinter mir ein Geräusch: die Mama steht in der Tür: »Was treibst du denn, mitten in der Nacht ?«
    »Ich — hm — ach, nur so...«

    Am Sonntagmorgen packen wir Weffi in den Wagen, Peter schlich mit scheelem Blick weg, als er bemerkte, daß er nicht mitgenommen wurde. Cocki kam überhaupt nicht zum Vorschein.
    »Wo ist er denn ?« fragte ich Mathilde.
    »Er liegt in der Küche .«
    »Nanu«, sagte ich zu meiner Gefährtin, »das ist doch aber merkwürdig !«
    Wir gingen in die Küche. Dort lag er, sah uns mit unendlicher Trauer an. Als ich seinen Kopf streichelte, zitterte er. Frauchen traten die Tränen in die Augen: »Siehst du, er weiß genau, daß er nicht mitgenommen wird, und da fühlt er sich verstoßen —. Und da sagst du, sie kümmern sich nicht um uns, sie hängen nicht an uns. Wir sind ihre Götter, ihre Sonne und ihre Nacht, wenn sie auch daneben ihre eigenen kleinen Spielchen machen. Wie soll das nun jetzt

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