Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
das deine Halskette hergestellt hat.
Arrant, der daran überhaupt noch nicht gedacht hatte, war fasziniert. » Ist das…?«
Nein, ist es nicht! Wir können diese Runen noch nicht einmal lesen.
» Was ich wirklich nicht verstehe: Wieso glaubt meine Mutter, dass diese Bücher uns weiterhelfen könnten? Schließlich ist der Inhalt von all diesen Texten doch irgendwo in deinen Erinnerungen? Wenn es etwas Nützliches darunter gäbe, hättet ihr Illusionierer das doch sicher schon gemerkt.«
Tarran antwortete erst nach einer Weile. Deine Mutter, sagte er schließlich, hat einen interessanten, analytischen Geist. Und einen, der sich entwickelt hat, seit wir sie das letzte Mal in der Illusion erlebt haben, damals, vor vielen Jahren. Vielleicht ist sie auf etwas gestoßen, das von Bedeutung sein könnte.
» Und das wäre?«
Menschen und Illusionierer können auf den gleichen Gegenstand schauen und doch zwei verschiedene Dinge sehen.
Die Bibliothek war ein angenehmer, heller Raum. Sonnenlicht wurde von den äußeren weißgetünchten Wänden nach innen geleitet. Es roch nach altem Pergament, Vellum und frisch hergestellten Regalen aus Ried und Holz, und die Mischung aus all diesen Bestandteilen verlieh dem Ort einen unverkennbaren und nicht unangenehmen Geruch, der Kindheitserinnerungen wachrief. An die Bibliothek eines assorianischen Geldverwalters in Getria, wenn er sich richtig erinnerte. Das war der Ort, an dem er sich zum ersten Mal in Bibliotheken und das Lesen an sich verliebt hatte.
Reftim, der Bibliothekar, war ein fülliger Mann mit roten Wangen und einer runden, knolligen Nase. Er hätte ein heiteres Wesen haben sollen, das seinem Aussehen entsprach. Stattdessen war er angespannt und unruhig und schwieg immer mal wieder längere Zeit. Arrant vermutete, dass er sich dann einer schuldbewussten Selbstbeobachtung widmete. Ich kenne die Zeichen, sagte er traurig zu Tarran. Auch wenn ich hoffe, dass ich nicht ganz so gequält aussehe. Er hatte allerdings nicht die geringste Idee, warum der Bibliothekar sich schuldig fühlte.
Ich erzähle es dir, bot Tarran ihm an. Später.
Gut. Es macht mich wahnsinnig.
Während er Reftim erklärte, wieso Sarana ihn hierhergeschickt hatte, starrte der Mann auf eine Stelle irgendwo über seiner Schulter. Arrant musste dem Wunsch widerstehen, sich umzudrehen, um zu sehen, wer da war. Als er allerdings erzählt hatte, was er wollte, leuchteten die Augen des Bibliothekars mit dem Glanz eines Mannes, der ganz in seinem Element war. Er eilte durch den Raum zu einem Bücherschrank an der Wand und sagte über die Schulter: » Die Natur der Verheerung? Ich habe die passende Schrift dazu. Es war schon immer meine Auffassung, dass unserer Literatur nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wird; wir können so viel aus der Vergangenheit lernen.«
Er öffnete den Bücherschrank und fuhr mit einem behandschuhten Finger über die Buchdeckel aus Vellum. » Als die Tyraner gekommen sind, haben wir Karden so viel von unserer schriftlichen Vergangenheit verloren. Die meisten kostbaren Schriften wurden in den Pavillons aufbewahrt, verstehst du, und sie verbrannten. Es war ein großer Segen, dass die Illusionierer diese hier deiner– der Illusionistin Sarana gegeben haben. Diese hier sind natürlich nicht wirklich alt. Als diese Texte zum ersten Mal geschrieben wurden, haben Bücher noch gar nicht existiert. Sie sind wahrscheinlich ursprünglich auf Wachstafeln aufgezeichnet worden und später dann auf Schriftrollen. Erst die Assorianer hatten die Idee, für ihre Kontobücher viele Schriftrollen zwischen Vellum-Deckeln zusammenzubinden. Und so wurde das Buch geboren.«
Arrant spürte, wie sich seine Augen verdrehten, während Reftim weiterschwatzte, und er knurrte Tarran an. Hör auf damit!
Was denn, er ist ein alter eintöniger Langweiler.
Er wird ein sehr verärgerter alter Langweiler sein, wenn er mich für ungehobelt hält, sagte Arrant, während er die Kontrolle über seine Augäpfel zurückerlangte.
Reftim nahm ein Buch vom Regal und legte es ehrfürchtig auf einen nahen Tisch, wo er die Seiten umblätterte und nach der entscheidenden Passage suchte. » Bei dem Buch selbst handelt es sich um die Lebensgeschichte eines Mannes namens Nadim. Er war Karde und hat in der Zeit vor dem Abkommen gelebt; er war einer von denen, deren illusorische Macht die echten Illusionierer wirklich verärgert hat. Tatsächlich auch einer der Ersten, die echten geistigen Kontakt mit der Illusion hatten. Das
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