Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)
bereit, uns dann einzuschließen.
» In welcher Richtung liegt das Strebenlager?«
Links von euch. Ein paar Meilen weiter. Er zögerte. Arrant, Bruder …
Aber was immer er sagen wollte, er konnte es nicht aussprechen. Stattdessen schickte er einen Hauch Liebe und Dankbarkeit und Kummer: sein Lebwohl. Und dann war er weg, und Arrant wusste, dass Tarran davon ausging, dass es endgültig war.
Trauernd blieb er eine Weile knien. Samia klammerte sich an ihn, unfähig, irgendwelche Wundermittel anzubieten, während er ihr erzählte, was die Illusionierer gesagt hatten.
Irgendwo in seinem Innern wusste er, dass da eine Antwort war, aber er konnte sie nicht finden, und wegen dieses Versagens würde eine Welt sterben.
Er hatte keine Tränen, und doch hatte er das Gefühl, als würde er weinen.
32
» Arrant? Samia?«
Mit dieser Stimme hatte er als Letztes gerechnet, und doch war es diejenige, nach der er sich unbewusst am meisten gesehnt hatte. Er rappelte sich auf und drehte sich um, ebenso wie Samia neben ihm. Temellin saß auf einem Slecz; er kam geritten, aber nicht aus der Zitterödnis, was aufgrund der Hitze ohnehin schon nicht mehr möglich gewesen wäre, sondern von Osten entlang der Strebe.
» Vater?«, fragte er ungläubig. » Und du bist allein? Süßes Elysium– was tust du hier?«
» Ich suche euch.« Temellin glitt von seinem Reittier und wartete, dass Arrant zu ihm trat.
Sie umarmten sich, und Arrant war überrascht, wie heftig sein Vater ihn umarmte. » Hast du dir Sorgen gemacht?«, fragte er. » Ich wusste nicht, dass du überhaupt wusstest, dass wir in Schwierigkeiten stecken. Hast du Mutter und Garis gesehen? Geht es ihnen gut? Da war ein Erdrutsch…«
» Es geht ihnen gut. Im Moment schlafen sie. Sie haben die ganze letzte Nacht nach dir gesucht.« Der Blick seiner blinden Augen richtete sich jetzt auf Samia. » Schön, dich zu sehen, Samia. Garis ist außer sich vor Sorge. Du solltest besser dein Slecz nehmen und zu ihm reiten und ihm sagen, dass du noch heil und in einem Stück bist.«
» Schön, dich zu sehen, Magor Temellin. Wir hatten uns auch Sorgen um ihn gemacht. Wo ist er?«
» Reite einfach in dieser Richtung die Strebe entlang.« Er deutete dorthin, woher er gekommen war. » Wir haben da heute Morgen unser Lager aufgeschlagen. Es ist etwa drei Meilen von hier entfernt. Sag ihnen, dass sie uns hier treffen sollen. Wir reiten zum Strebenlager zurück.«
Arrant ließ zu, dass seine Besorgnis sich entfaltete, damit beide sie spüren konnten. » Ist es gut, wenn sie allein reitet? Ich meine– ist es sicher? Die Bestien der Verheerung…«
» Sie verlassen die Geschwüre nicht, solange kein Wind herrscht, und man kann erkennen, wenn einer aufkommt. Achte einfach darauf, nicht zu dicht an den Rand zu kommen, denn sie können einen ergreifen, wenn man unachtsam ist.«
Samia tätschelte Arrants Arm. » Ich werde keine weiteren dummen Risiken mehr eingehen, versprochen.« Sie gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. » Bei den Himmeln, was hast du mit deinem Hals gemacht? Er sieht aus, als hättest du dich verbrannt. Du brauchst Heilung.«
Er berührte eine der Stellen, an denen die Runen seine Haut versengt hatten, zuckte zusammen und nahm die Kette ab. » Quyriotische Magie. Könntest du vielleicht etwas tun, Vater? Mir fällt eben auf, dass mir alles wehtut. Ich bin von meinem Slecz gefallen. Sam, erlöse deinen Vater aus seiner Not. Und meine Mutter auch, wenn du schon dabei bist.«
Er sah ihr nach, wie sie auf einem von Firgans Reittieren davonritt, und versuchte verzweifelt, seine Emotionen zu verbergen. Sie warf einen Blick zurück über die Schulter, einen Blick reinen Übermuts, daher vermutete er, dass er nicht sehr erfolgreich gewesen war.
Temellin richtete den glühenden Strahl seines Cabochons auf Arrants Hals. Er biss sich auf die Unterlippe in dem Versuch, nicht zu lachen.
» Man spürt meine Emotionen, oder?«, fragte Arrant, verärgert über sich selbst.
» Du liebst sie. Es ist keine Schande, es alle wissen zu lassen.«
» Es macht dir nichts aus? Ich meine, sie ist keine Magoroth…«
» Das sollte mir etwas ausmachen? Ich bin hocherfreut! Sie ist die Tochter eines meiner engsten Freunde, eine beachtliche Heilerin und auch ansonsten eine ziemlich beeindruckende Frau– was ich an Sehfähigkeit noch habe, habe ich ihr zu verdanken. Du hättest keine bessere Wahl treffen können. Ich habe einmal eine Magoroth nur deshalb geheiratet, weil sie genau das war,
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