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Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition)

Titel: Der Bund der Illusionisten 3: Brennender Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenda Larke
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dass Menschen wie Vieh verkauft werden, Gev.«
    » Das weiß ich. Und ich bin froh darüber. Überlass es unserem hübschen Jungen, hier in Tyr für Ruhe zu sorgen«– er sprach von Legat Valorian– » und kommt mit mir nach Ebura. » Wir brauchen diesen verfluchten Edelstein in deiner Handfläche. Wir brauchen dich.«
    Sie dachte verzweifelt: » Das tut Tem auch. Und Kardiastan.«
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte er: » Ohne deine Macht könnte sich der Konflikt jahrelang hinziehen. Das weißt du. Der Illusionist von Kardiastan hat zig Krieger mit Steinen in ihren Handflächen. Wir haben nur eine einzige. Tyrans kann noch nicht ohne dich auskommen.«
    Kummer stieg in ihr auf, denn sie wusste, dass er recht hatte. Frieden hatte seinen Preis, und man musste bereit sein, ihn zu zahlen.

Teil zwei
    BRÜDER UND FEINDE

14
    Arrant träumte.
    Es gab keine Luft. Nichts zum Atmen. Er kämpfte in einer dicken Flüssigkeit, die in seine Augen und Ohren und seine Kehle floss; eine brennende, stinkende Brühe, deren Berührung einen vergiftete. Er würgte. Tränen liefen ihm über das Gesicht. Seine Haut schrumpfte. Er konnte nicht hören, aber er konnte sehen: Deformierte Gestalten schlugen mit gebogenen Klauen und gelblichen Fängen nach ihm, schleimige Seile aus lebender Fäulnis schlichen sich durch die Flüssigkeit heran, um sich dann um seine Beine zu winden, sie zu drücken, zu pressen, immer stärker, zermalmender. Er schwitzte, erbrach seine Furcht, wehrte sich…
    Er streckte sich nach seinem Vater aus, wollte ihn um Hilfe anflehen, öffnete die Arme in einer flehenden Geste. Temellin war da, aber seine Augen waren unbekümmert und gleichgültig. Blinde Augen. Arrant rief ihm zu: Du bist schon einmal gekommen, warum nicht jetzt?
    Die Seilbestie zog ihre Riemen noch fester.
    Du hast mich geblendet, sagte sein Vater. Jetzt bin ich nutzlos. Wie kann ein blinder Mann jemandem helfen?
    Schuld. Es war alles sein Fehler.
    Er warf sich hin und her, schlug mit den Armen um sich, trat mit den Beinen aus– und wachte auf.
    Er lag allein auf seiner Pritsche. Es gab keine alptraumhaften Kreaturen. Keine durch die Verheerung hervorgerufene Zersetzung. Die fein gewebten Laken hatten sich um seine Beine geschlungen, und das Kissen war feucht vom Schweiß.
    Er stieß den Atemzug aus, den er so lange angehalten hatte, und entspannte seine verkrampften Muskeln, einen nach dem anderen. Der gleiche Traum, immer der gleiche Traum. Nur die Kreaturen veränderten sich jedes Mal. Andere Bestien, aber der gleiche Schmerz, die gleiche Furcht, das gleiche Entsetzen. Eine Erinnerung an die Zeit im Mutterleib, die im Schlaf an die Oberfläche gelangte? Oder war es nur seine fruchtbare Phantasie, die mit den Geschichten der Vergangenheit spielte– den Geschichten seines eigenen Anfangs? Er konnte es nicht sagen. Er wusste nur, dass er diesen Traum– so oder ganz ähnlich– schon gehabt hatte, lange bevor seine Mutter oder auch Tarran ihm von der Verheerung erzählt hatten– und davon, wie er vor seiner Geburt deren Schrecknissen ausgesetzt gewesen war.
    Er wickelte sich aus den Laken, stand auf und ging barfuß über den gefliesten Boden zu den offenen Balkontüren. Es war die Stunde kurz vor der Morgendämmerung, wenn das Licht und die Dunkelheit um die Vorherrschaft stritten. Jenseits des Gartens war die Silhouette von Madrinya zu sehen, die sich scharf gegen einen blassen Himmel abhob und inzwischen hauptsächlich aus Lehmziegelbauten bestand. In den sechs Monaten seit seiner Einweihungszeremonie waren einige der tyranischen Monstrositäten niedergerissen worden, die bisher so arrogant den Himmel verdeckt hatten. Der Marmor war benutzt worden, um den großen Marktplatz zu pflastern. Andere Gebäude, die weniger abstoßend waren, hatten nicht zuletzt deshalb überlebt, weil sie mit Kletterpflanzen bewachsen waren, die die Steinmauern verbargen, so dass sie sich besser in die Reihen der typischen kardischen Lehmziegelhäuser um sie herum einfügten. Die tyranischen Gebäude am Seeufer waren mit Ausnahme von Kordens Villa verschwunden, bevor er die Stadt zum ersten Mal gesehen hatte. Am See war der Versuch unternommen worden, mit Neuanpflanzungen das, was zeitweilig verschwunden gewesen war– die traditionelle Parklandschaft mit ihren typischen Gebüschinseln–, wieder zurückzubekommen. Inzwischen ergänzten junge Bäume die Stadt-Silhouette mit ihren weichen runden Formen.
    Seltsam, dachte er, wie sehr er Madrinya mit

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