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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Dunkelheit stark bewacht?«
    »Nicht stärker als am Tage. Wie auch immer, ich schlage vor, dass ihr hinter dem langen Testgebäude über die Mauer steigt.«
    »Ist die Mauer denn nicht mit Sprüchen gesichert?« Thraun trat unruhig von einem Bein aufs andere. Irgendetwas stimmte nicht, doch er konnte nicht recht den Finger darauf legen.
    »Nein.« Erienne zuckte mit den Achseln. »Wer würde schon in ein Kolleg einbrechen?«
    »Ja, wer wohl?« Will grinste verschlagen.
    »Eure Probleme beginnen, wenn ihr versucht, wieder hier hereinzukommen.«
    »Warum sollen wir überhaupt weggehen?«
    »Ihr dürft euch nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr im Kolleg aufhalten. Man würde euch töten, wenn man euch findet. Ich werde in der Bibliothek sein.«
    Will nickte und ging als Erster hinaus. Erleichtert schnaufte er in der frischen Luft, als er nach draußen trat. So schnell, wie sie gekommen war, wich die Last von seinen Schultern. Er sah sich zur Tür um, die sich hinter ihnen schloss. Dann eilte er mit Thraun den Weg hinunter, an der Wache vorbei und auf die Straße.

    Erienne blieb, die Hand schon zum Griff ausgestreckt, wie angewurzelt vor der Tür der Bibliothek stehen, als sie hinter sich eine Bewegung hörte.
    »Erienne, Erienne«, sagte der Meister des Turms. »Gerade du solltest doch wissen, dass die Wände des Turmes Ohren haben.«
     
    Im Schatten vor dem Tor des Kollegs spitzte die Katze die Ohren, und ihre Nackenhaare sträubten sich. Sie wechselte die Position und sah sich um, doch da war nichts. Aus dem Nichts kam eine Hand, packte ihren Hals und drückte sie auf den Boden. Sie konnte die Mana-Gestalt fühlen, die den Umriss einer Hand nachahmte, und wurde fast ohnmächtig vor Angst.
    »Wage es nicht, dich zu verändern, Kleine. Deine Knochen brechen leicht unter meinen Fingern.«
    Die Katze wurde vor ein dunkles Gesicht gehoben. Das lange schwarze Haar des Mannes war hinter dem Kopf zusammengebunden, und die schmalen braunen Augen schienen sich in den Schädel der Katze zu bohren. Wieder sprach der Mann.
    »Ich konnte dich schon von drinnen riechen«, höhnte er und verstärkte den Griff der Mana-Hand ein wenig. »Dann wollen wir mal sehen, ob wir nicht deinen Meister aus seinem Versteck locken können.« Ein Sack, getränkt von Mana, wurde der Katze über den Kopf gezogen.
     
    Densers Schmerzensschrei durchbrach den Frieden ihres Verstecks im Wald. Hirad fuhr abrupt aus seinem Schlummer hoch, dann sprang er auf die Füße, die Hand bereits an den Schwertgriff gelegt. Er lief das kleine Stück zum gepeinigten Magier und bemerkte im Laufen Sol, der in der Nähe stand und, sofern seine Maske überhaupt etwas verriet,
den Magier ohne innere Anteilnahme beobachtete. Denser hockte vornübergebeugt auf den Knien, er hatte die Hände an die Schläfen gepresst, und sein Gesicht berührte fast das verwesende Laub. Ein dunkler Blutfaden rann aus einem Nasenloch.
    »Denser?« Er konnte keine Verletzung sehen und keinen Grund für den plötzlichen Aufschrei des Magiers erkennen. Das machte ihm Angst. Ilkar und Jandyr standen inzwischen links und rechts neben ihm. Ilkar ging an ihm vorbei, kniete sich neben den Xeteskianer und legte ihm einen Arm um die Schultern.
    »Kannst du sprechen?«
    Denser gurgelte und stöhnte nur, und ein Schaudern lief durch seinen ganzen Körper. Er keuchte und ließ sich von Ilkar auf die Beine ziehen. Selbst in der Dämmerung konnten sie sehen, dass seine Augen blutunterlaufen tief im kreidebleichen Gesicht saßen. Er schien um Jahre gealtert, und als er endlich wieder den Mund öffnete, um etwas zu sagen, verkrampften sich seine Kaumuskeln. Blut rann aus seinem Mund.
    »Sie haben ihn geschnappt.« Er hatte Schleim im Mund und konnte kaum sprechen. »Sie haben ihn geschnappt, um mich zu erwischen.«
    »Was?« Hirad verstand es nicht. »Wen haben sie geschnappt?«
    »Den Hausgeist«, erklärte Ilkar. »Ein dordovanischer Magier muss ihn erwischt haben.«
    »Warum ein Magier?«
    »Weil niemand sonst die Macht hätte, ihn unter Kontrolle zu halten.« Ilkar kratzte sich am Kinn. »Bei den Göttern, das ist ernst.«
    »Ich muss da hin«, sagte Denser. Er wollte aufstehen.
    »Kommt überhaupt nicht infrage, Denser.« Ilkar hielt
ihn unten. »Sie werden dich töten.« Die Magier starrten einander an.
    »Sie werden ihn festhalten, bis er stirbt. Was wird dann? Was wird dann?« Denser blickte verzweifelt in die Runde, und wieder zitterte er.
    Ilkar schüttelte den Kopf. »Ich weiß es auch

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