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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ist.«
    »Verdammt, Nyer, ich weiß es auch nicht«, sagte Styliann. Er schenkte dem älteren Mann ein. »Was ist nur in Euch gefahren? Ihr habt doch sonst solche Dinge immer mit mir besprochen. Immer.«
    »Ihr wart bei der Konferenz am Triverne-See, und ich hatte den Eindruck, dass eine schnelle Entscheidung getroffen werden musste.«
    Styliann dachte darüber nach und nickte schließlich. »Nun gut. Dann lasst den Protektor dortbleiben. Wenigstens bis nach dem Einsatz in Dordover. Aber informiert mich ständig über die Fortschritte. Ich will einen erschöpfenden Bericht über alle Mitteilungen, und ich würde nur ungern einen Wahrspruch einsetzen, um mich zu vergewissern, dass Ihr mir auch tatsächlich alles gesagt habt.«
    Nyer fuhr zurück, als habe man ihm eine Ohrfeige versetzt, doch er schaffte es zu lächeln. »Das hatte ich wohl verdient«, sagte er. »Ist Selyn wohlauf?«
    »Wenn man bedenkt, dass sie beinahe der Invasionsarmee der Wesmen in die Arme gelaufen wäre, die nach Understone unterwegs ist, ja.« Styliann nagte nervös an der Unterlippe.
    »Sie wird es schon schaffen.«
    »Danke für die Aufmunterung.« Der Herr vom Berge betätigte die Schelle neben dem Kamin. »Ich muss ruhen. Bitte agiert nicht noch einmal hinter meinem Rücken.« Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte. Nyer ging hinaus,
als die Tür von einem Diener geöffnet wurde, und Styliann seufzte. So etwas hätte er nicht von Nyer erwartet. Nein, wirklich nicht.
     
    Nach einem kurzen Wortwechsel mit Denser gab Erienne dem Magier die Hand und verließ noch vor Sonnenuntergang zusammen mit Thraun und Will das Lager. Im Gegensatz zu Xetesk war Dordover keine befestigte Stadt, und so konnten die drei unter den desinteressierten Blicken der Wächter zwei Stunden später durchs Westtor reiten.
    »Ich könnte es nicht ertragen, in mein Haus zurückzukehren«, sagte Erienne, als sie im stillen Gasthof in der Nähe des Kollegs, wo sie passende Zimmer gefunden hatten, in der Schankstube saßen.
    »Ich verstehe«, sagte Thraun. »Wenn dies hier vorbei ist, können wir mal einen Blick auf dein Haus werfen.«
    Erienne nickte dankbar. Wieder drohten ihr die Tränen in die Augen zu schießen, die dunkle Ringe hatten und tief in den Höhlen saßen. »So viele Erinnerungen, so viel Glück. Und jetzt …« Sie schüttelte den Kopf, starrte den Tisch an, schob sich das Haar hinter die Ohren zurück.
    »Wir werden dir helfen«, versprach Will. »Wir werden immer für dich da sein.«
    Erienne drückte Wills Arm, atmete durch und fasste sich. »Jetzt hört mir zu«, sagte sie. »Dordover ist zwar viel leichter zugänglich als beispielsweise Xetesk, doch das Kolleg hat in Bezug auf Besucher strenge Regeln aufgestellt. Nach Einbruch der Dunkelheit dürft ihr euch nicht mehr auf dem Gelände aufhalten, also lasst euch von mir führen und haltet nach Möglichkeit den Mund.«
    »Wird man dich erkennen?«, fragte Thraun.
    »In der Nähe des Kollegs ganz sicher. Schließlich habe ich viele Jahre hier gelebt.«

    Essen und Trinken wurden serviert.
    »Lasst uns essen«, sagte Erienne. »Danach müssen wir zum Kolleg gehen. Nach Einbruch der Dunkelheit wird man uns nicht mehr einlassen.«
    Das Kolleg bestand aus einer Gruppe von etwa zehn Gebäuden, die in einem lockeren Kreis rings um den sogenannten Turm errichtet worden waren. Will wies sofort darauf hin, dass der Turm nicht unbedingt nach dem aussah, was der Name vermuten ließ.
    Die drei näherten sich dem einzigen Tor in der Mauer des Kollegs, und der Turm, in Wahrheit ein vierstöckiges Wohngebäude mit zwei Flügeln, lag nun direkt vor ihnen.
    »Es gab früher mal einen Turm, als das Kolleg noch ein Zentrum war, in dem herausragende Magie praktiziert wurde«, erklärte Erienne. »So hielt man es eben vor vierhundert Jahren, aber meiner Ansicht nach war das völlig unpraktisch. Als das Kolleg wuchs, wurde der Turm abgerissen, um Platz für das Haus zu schaffen. Nur in Xetesk gibt es heute noch Türme. Sie haben sieben, die das hierarchische Denken des Kollegs widerspiegeln.« Sie konnte sich den höhnischen Unterton nicht ganz verkneifen. »Die anderen Kollegien sind mit der Zeit gegangen.«
    »Welchen Sinn hatte es denn überhaupt, einen Turm zu bauen?«, wollte Thraun wissen.
    »Die Türme waren Symbole der Macht und Autorität.« Erienne zuckte mit den Achseln. »Phallussymbole für die Männer, deren Mana-Fähigkeiten nicht so groß waren, wie ihr Ego es gern gehabt hatte. Eigentlich ziemlich

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