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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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haben«, sagte Thraun lächelnd, doch es klang nicht sonderlich überzeugend.
    »Das Gleiche könnten wir auch dich fragen«, meinte Will.
    »Meinst du den Meister des Turms? Tu einfach, was er gesagt hat. Er führt das Haus für die Meister der Überlieferung. Niemand wagt es, sich ihm zu widersetzen, und es macht mir Sorgen, dass du ihm unangenehm aufgefallen bist.«
    Thraun zuckte mit den Achseln. »Und was nun?«, fragte er.
    »Ich gehe in die Bibliothek und schlage nach, mit welcher Art von Verteidigung Arteches Ring geschützt wird. Die schwere Tür, die ihr gleich rechts neben der Bibliothek sehen werdet, führt zu der Gruft. Seht euch das Schloss genau
an, aber ich würde dringend davon abraten, den Türgriff zu berühren.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging in den Turm. Drinnen wandte sie sich nach links und öffnete eine mit Holz vertäfelte Tür. Sie blieb noch einmal stehen und wandte sich an ihre Begleiter. »Lasst euch … Geht es euch nicht gut?«
    Thraun und Will waren nur einen Schritt weit in den Raum eingedrungen, dann waren sie abrupt stehen geblieben. Beide Männer waren bleich und hatten die Augen aufgerissen  – weniger wegen des schwachen Lichts im Innern.
    Will spürte eine Last, die sich wie eine bleierne Wolke über seinen Körper legte. Bedrückend und klebrig fühlte es sich an, er konnte kaum atmen, ihm wurde kalt ums Herz, der Atem stockte in seiner Kehle. Seine Augen irrten durch die Halle. Direkt vor ihm führte eine Steintreppe nach oben und verlor sich in der Dunkelheit. Rechts war eine einzelne, mit Eisenbändern verstärkte Tür zu sehen.
    Erienne stand bereits vor der Bibliothek. Das schwache Licht kam von Laternen, die hoch an den Wänden aufgehängt waren. Aus allen Fächern der Vertäfelung starrten Porträts herab – durchdringend, forschend, mahnend. Die Steinfliesen waren mit einem dunklen Teppich bedeckt. Der ganze Raum roch nach gewaltiger Macht.
    »Wollt ihr vielleicht lieber draußen warten?«, fragte Erienne.
    Thraun schüttelte schwach den Kopf. »Nein, es geht schon.« Will hatte sich weit genug gefangen, um empört in die Runde zu schauen. »Was ist das hier?«
    »Mana«, sagte Erienne nur. »Das Vermächtnis einer langen Zeit. Meister der Überlieferung und Magier. Die Lebenden in den Räumen über uns und die Toten unten. Du wirst es nie wirklich verstehen, aber du kannst es fühlen,
nicht wahr? Ein Druck, der auf dir lastet, doch für mich ist es die reinste Form der Lebensenergie. Ich komme hier zu Kräften, während du dich bedrückt fühlst.« Beinahe hätte sie gelächelt. »Es wird nicht lange dauern.« Sie drehte sich um und verschwand in der Bibliothek. Hinter ihr fiel die Tür zu.
    Das Licht in der Vorhalle verblasste jetzt schnell, und dafür flammten die Laternen an den Wänden auf. Will ließ sich vor der Bibliothek auf einen Stuhl sinken, Thraun schloss die Vordertür.
    »Ich frage mich, was sie damit meint, dass es nicht lange dauert«, meinte er.
    »Hmm.« Thraun lehnte sich auf der anderen Seite des Eingangs zur Bibliothek an den Türrahmen. »Ich weiß es nicht. Aber wie lange auch immer, es wird uns hier drinnen vorkommen wie eine Ewigkeit.«
    »Dann sollten wir uns besser nützlich machen. Lass uns das Schloss untersuchen.«
     
    Denser schlief schlecht. In seinen Träumen versuchte sich der Hausgeist aus einem Käfig zu befreien, der zu stark war, um aufgebrochen zu werden. Seine Katzengestalt wechselte zu seiner wahren Form, seine Klauen kratzten, die Krallen blitzten, die Zähne wurden gebleckt, ein Heulen war zu hören … Denser erwachte benommen. Er schickte seine Gedanken durch die Finsternis und war erleichtert, als er die ruhigen, machtvollen Impulse seines Hausgeistes spürte. Er bat ihn, vorsichtig zu sein.
    In den Straßen außerhalb des Kollegs von Dordover zog sich eine schwarze Katze noch tiefer in die Schatten zurück. Sie ließ das Tor und den einsamen Wächter, der rauchend auf seinem Posten saß, keinen Moment aus den Augen.

     
    »Man muss sehen, dass ihr wieder geht.« Eriennes Suche war kurz gewesen, und nun stand sie wieder mit Will und Thraun in der Vorhalle. Die beiden hatten, wie es ihnen schien, eine unermesslich lange Zeit warten müssen. Kein Laut war in der Zwischenzeit im Turm zu hören gewesen.
    »Und dann?«, fragte Will.
    »Ihr wartet, bis es ganz dunkel ist, und dann kommt ihr zurück. Ich bleibe hier und werde noch weitere Nachforschungen anstellen.«
    »Ist das Tor nach Einbruch der

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