Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
geübt habe, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er nicht funktioniert, oder es kann sogar etwas schiefgehen, was schreckliche Folgen haben kann. Denser hat sein Leben lang den Dawnthief geprobt, und deshalb weiß er wenigstens in der Theorie, wie er die Worte sprechen und wie er das Mana formen muss und so weiter. Es gibt keine Garantie, dass es unter realen Bedingungen tatsächlich funktioniert, aber er wird genau wie du, wenn du trainiert hast, zuversichtlich sein, dass er Erfolg hat, und er wird es herausfinden, wenn es so weit ist. Hast du das verstanden?«
»Ja. Also werde ich ihn nicht töten.« Hirad beugte sich zu Ilkar vor. »Aber ich werde nicht zulassen, dass er sein Leben auf so dumme Weise aufs Spiel setzt, wenn er so wichtig ist. Und ich werde nicht zulassen, dass er meine toten Freunde entehrt, die sich geopfert haben.« Hirads Stimme war überall in den Ruinen zu hören. Der Lärm in der Werkstatt hörte auf. Denser schaute vom Buch auf, und Richmond, der
einen Topf Wasser über das Feuer hängen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne.
Hirad starrte hinüber, Denser lächelte verkniffen in Ilkars Richtung und steckte wieder die Nase ins Buch.
»Also gut, was hat es denn nun mit diesem Hausgeist auf sich?«
»Es handelt sich wahrscheinlich um einen halbintelligenten geflügelten Dämon. Das habe ich jedenfalls mal gehört.« Ilkar zuckte leicht mit den Achseln. »Das ist der einzige Grund, den ich mir dafür vorstellen kann, dass Denser ihn uns nicht in einer anderen Gestalt, sondern nur als Katze sehen lässt.«
Hirads Gesichtsausdruck verriet, dass er nichts verstanden hatte. Der Elf schloss die Augen. »Coldheart, du hast vielleicht etwas über Travers gelernt, aber in all den Jahren hast du anscheinend noch nie wirklich zugehört, wenn ich etwas über Magie gesagt habe, nicht wahr?«
»Tja, die meiste Zeit hast du ja nur über Sprüche und all diesen Unsinn geredet.« Hirad grinste.
»Aber jetzt auf einmal brennst du darauf, es zu lernen«, gab der Magier zurück.
»Jetzt ist es wichtig.«
»Es war auch damals wichtig«, fauchte Ilkar.
»Könntet ihr zwei vielleicht etwas später über das alles reden?« Richmond hatte sich zu ihnen gesellt. »Ich interessiere mich für dieses Ding, das Denser da hat.«
»Gut.« Ilkar sah sich noch einmal zu Denser um. Der Dunkle Magier schien nicht auf sie zu achten. »Einfach ausgedrückt: Densers Hausgeist ist eine Beschwörung, wie das Mädchen, das ihr hinter dem Riss gefunden habt. Der Unterschied liegt in dem, was der Hausgeist tun kann und wovon er lebt. Sobald er erschaffen wurde, muss ein Hausgeist mit dem Bewusstsein seines Herrn verschmelzen.«
»Was muss er tun?« Hirad schenkte sich noch einen Becher Wein ein und gab den Schlauch an Ilkar und Richmond weiter.
»Eigentlich müsstest du Denser fragen, aber er wird es dir wohl nicht verraten. Hausgeister werden vor allem in Xetesk eingesetzt, das hängt mit ihrer Verbindung zu der Dimension der Dämonen zusammen. Wie auch immer, das Ergebnis ist, dass sie ihr Bewusstsein miteinander teilen. Sie sind ein Paar, das nur durch den Tod eines Partners getrennt werden kann.« Ilkar hielt inne und trank einen Schluck Wein. »Ein Hausgeist hat einen eigenen Verstand und kann aus eigenem Antrieb handeln und denken, doch er wird immer seinem Meister gehorchen und sich nie gegen ihn wenden. Es ist eine Art von bedingungslosem Gehorsam, den es sonst nirgendwo gibt.«
»Was nützt einem denn so ein Hausgeist?«, fragte Richmond.
Ilkar blies die Wangen auf. »Das hängt stark vom betreffenden Magier ab. In Densers Fall dient er offenbar als Wächter, als Gefährte, als Kundschafter, als Botschafter und, so denke ich es mir, als mächtige Offensivwaffe.« Er deutete zur Treppe der Werkstatt. »Im Augenblick sucht er wahrscheinlich nach Dingen, die von Interesse sind, und zweifellos wird er Denser später davon erzählen.«
»Sie reden miteinander?« Richmond runzelte die Stirn.
»Soweit ich weiß, reden sie nicht, wie wir es tun. Aber es ist etwas Ähnliches. Sie können sich austauschen. Es ist wie eine Art Telepathie«, erklärte Ilkar. »Ich meine, sie können über eine gewisse Entfernung hinweg miteinander in Kontakt bleiben, aber es ist sehr mühsam.«
»Und wie sieht er nun wirklich aus?« Hirad nickte zum Loch im Boden hin. Der Lärm da unten hatte einen Augenblick ausgesetzt.
»Ich kann es nicht genau sagen, aber sie haben eine Aura, die die Menschen buchstäblich vor Schreck
Weitere Kostenlose Bücher