Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung
erstarren lässt. Denke einfach mal daran, wie du dir selbst einen Dämon vorstellst – du weißt schon, hässlich und mit Flügel und einem Schwanz. Wahrscheinlich liegst du damit nicht sehr weit daneben.«
»Und was geschieht, wenn Denser stirbt?« Richmond trank seinen Wein aus und langte nach dem Schlauch. Hirad schob ihn mit einem Zeh hinüber.
»Dann müsste auch der Hausgeist sterben. Ohne Denser kann er nicht überleben.«
»Warum nicht?«
»Es hat damit zu tun, wie er lebt, was er isst und wie ihre Geister verbunden sind, aber ich weiß keine Einzelheiten.«
»Und was geschieht mit Denser, wenn der Hausgeist stirbt?«, fragte Hirad.
»Schmerzen«, sagte Denser. Der Dunkle Magier hatte das Buch weggelegt und sich aufgerichtet. Er klopfte den Staub aus seiner Kleidung. »Schmerzen, als langte jemand mit den Händen in deinen Kopf und presste dein Gehirn zusammen.« Er kam zu ihnen herüber und unterstrich seine Worte, indem er die Hände zu Fäusten ballte. »Glücklicherweise sind sie nur schwer zu töten.« Während er sprach, tauchte der Kopf der Katze auf der Treppe auf.
»Ich frage mich, ob er weiß, dass wir über ihn reden«, überlegte Richmond.
»Oh, ja«, bestätigte Denser. Sein Gesicht war ernst und gefasst. »Das hat er genau gespürt.« Die Katze sprang in Densers Mantel und schmiegte sich an seine Brust.
Auf dem Feuer verdampfte das Wasser im Topf.
»Will jemand etwas Heißes zu trinken?«, fragte Richmond.
»Ja, bitte«, sagte Ilkar. »Noch etwas, Denser. Was hältst du von diesem Ort?«
»Was meinst du?«
»Hast du dich nicht gefragt, warum sie gelaufen sind, obwohl sie tot waren, und warum sie überhaupt gestorben sind?«
»Ich kann dir den Grund nennen«, sagte Hirad. »Du hast doch gesehen, dass dort alles verbrannt ist. Die Drachen sind dorthin gekommen und haben die Herrschaft übernommen. Das ist der Grund.«
»Bei den Göttern«, keuchte Talan.
»Und wenn du Recht hast«, sagte Denser, »dann stell dir vor, was passieren würde, wenn die Drachen hierherkämen.«
»Ich hab’s doch gesagt«, meinte Hirad leise. »Aber ihr wolltet ja nicht zuhören.«
»So weit wird es nicht kommen«, sagte Denser.
»Wenn das hier vorbei ist, wird das Amulett an Sha-Kaan zurückgegeben«, erklärte Hirad. »Irgendwie müssen wir ihn finden.«
»Dazu ist es zu spät«, wandte Ilkar ein. »Wir haben das Wissen ja schon. Doch es liegt an uns zu beweisen, dass wir dieses Wissen weise einsetzen können.« Er warf Denser einen harten Blick zu. »Wenn wir es nicht tun, wenn wir missbrauchen, was wir wissen, wenn es in die falschen Hände gerät, dann müssen wir damit rechnen, dass Sha-Kaan uns seinen Schutz entzieht.«
»Ich hoffe, du hast das gehört, Xetesk-Mann«, sagte Hirad.
Denser nickte. »Ja, ich habe es gehört. Und ich stimme mit allem überein, was er sagt. Könnte ich jetzt bitte etwas zu trinken bekommen? Ich bin halbverdurstet.«
13
Thraun ließ sie abseits des Weges halten, der direkt zu den Toren der Burg führte. Sie lagerten ungefähr hundert Schritt vom Weg entfernt, hinter Büschen und Bäumen verborgen. Statt zu riskieren, ein offenes Feuer anzuzünden, packte Will seinen rauchlos brennenden Ofen aus und brachte ihn in Gang. Der Ofen, der mit Holz betrieben wurde, war zwar gut geeignet, um Kochtöpfe zu erhitzen, doch er gab praktisch kein Licht und leitete die ganze Wärme zur Heizplatte nach oben, statt nach außen zu den Menschen, die sich rings um ihn drängten. So mussten sie frieren, als die wolkenlose, windige Nacht begann.
Die Reise vom Flusstal hier herauf hatte überwiegend in düsterem, wütendem Schweigen stattgefunden. Thraun hatte mehr als einmal Aluns Tränen trocknen müssen, und Wills erboste Seitenhiebe enthielten oft die Drohung von Gewaltanwendung. Jandyr sah aus einiger Distanz zu und fragte sich, ob sie sich überhaupt noch gut genug zusammenraufen konnten, um Erienne und die Jungen zu retten.
Während der Ofen einen Topf mit Wasser und einen
zweiten mit Körnern für den Haferbrei wärmte, wandte Thraun sich an die Gefährten.
»Wir sind nur noch eine Wegstunde von der Burg entfernt«, sagte er. »Ich werde nicht dulden, dass jemand die Stimme erhebt oder ohne mein Wissen verschwindet. Nachdem wir gegessen haben, werden Will und ich die Burg umrunden und versuchen, eine möglichst gute Stelle zu finden, um dort einzudringen. Wir müssen auch abschätzen, wie groß die Zahl unserer Gegner ist. Unterdessen wirst du, Jandyr, Wache halten.
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