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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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untypisch bleich um die Nase.
    »Das wird schon wieder«, sagte der Barbar.
    »Schau zum Horizont«, riet ihm der Unbekannte. »Der bewegt sich weniger als das Innere des Bootes und gibt dir ein Gefühl von Stabilität.« Ilkar nickte und blickte nach Osten, wo das Meer den Himmel traf.
    Anscheinend zufrieden mit dem, was er an Land sah, drehte Thraun sich um und schlug Denser kurz die Ruderpinne aus der Hand. Er lief gelassen durchs Boot und schaute jeden Rabenkrieger, an dem er vorbeikam, genau an. Hirad erwiderte seinen Blick und sah die gelben Funken in Thrauns Augen, doch nichts von der unterdrückten Menschlichkeit, die, wie Will sagte, auf jeden Fall dort steckte. In diesem Blick lag allerdings eine Intelligenz, die nichts mit einem Tier zu tun hatte, und seltsamerweise fühlte Hirad keine Bedrohung, obwohl er nur einen Schritt vom Tod entfernt war.
    Der Wolf sprang elegant zum Bug und schob sich zwischen Erienne und Will. Will streckte den Arm aus und streichelte seinen Rücken. Thraun drehte den Kopf herum und kleisterte mit seiner großen Zunge das Gesicht des kleinen Mannes ein.
    »Ist er nicht lieb?«, sagte Hirad.
    »Ich frage mich, ob er verlegen ist, wenn er daran erinnert wird, nachdem er sich zurückverwandelt hat«, überlegte Denser. Die Bemerkung passte überhaupt nicht zu seinem Verhalten in den letzten Tagen.
    »Wie lange wird die Überfahrt dauern?«, fragte Ilkar.
    »Die halbe Nacht, vielleicht etwas länger«, antwortete der Unbekannte.
    »Bei den Göttern.« Ilkar packte das Dollbord fester.
Hirad legte ihm eine Hand auf die Schulter und tätschelte sie leicht.
    Im Bug wischte Will sich das Gesicht ab, damit ihm der Speichel des Wolfs nicht auf die Lippen lief. Ganz erfolgreich war er nicht. Er runzelte die Stirn, packte mit einer Hand Thrauns Schnauze und zog seinen Kopf hin und her.
    »Muss das sein?« Der Wolf leckte sich die Lippen und starrte voller Trauer in die Ferne. Will schüttelte verwundert den Kopf. »Was ist denn los, Thraun? Stimmt etwas nicht?« Thraun starrte die Decksplanken an. »Du kannst dich auch hier verwandeln. Du musst nicht warten, bis wir das Land erreichen. Erinnere dich .« Es war der Befehl, der den Menschen tief im Körper des Wolfs weckte. Oder er hätte ihn wecken sollen, denn Thraun kauerte sich nur hin, legte den Kopf auf die Vorderpfoten und schaute über die Bucht.
    Will sah Erienne an, und sie war jetzt so besorgt wie er.
    »Es wird schon werden«, sagte sie wenig überzeugend. »Er wird sich verwandeln, wenn wir landen.«
    »Du hast ihn das letzte Mal gesehen«, sagte Will. »Er hat sich in dem Augenblick verwandelt, als wir Dordover verlassen hatten. Er konnte es nicht erwarten. Je länger er so bleibt, desto schwerer fällt es ihm, sich zu erinnern, dass er es kann. Wieder streichelte er Thraun und legte die Hand fest auf dessen Rückgrat. Thrauns Schwanz wedelte müde. Er sah ganz und gar aus wie ein Hund, der sich zu Füßen seines Herrn entspannte.
    Will schüttelte den Kopf. Thraun hatte sich sonst immer sehr schnell verwandelt. Er hasste den Körper des Tiers, er hatte sogar Angst davor. Jedenfalls hatte er das gesagt. Aber dieses Mal … vielleicht beunruhigte ihn die Bewegung des Bootes. Vielleicht. Doch er schien sich wohl zu fühlen. Er fühlt sich wohl. Noch nie hatte Will diesen Eindruck gehabt,
wenn er den Wolf betrachtete, und er hatte in den Jahren, die sie sich kannten, mindestens ein Dutzend solcher Verwandlungen gesehen.
    »Komm schon, Thraun, schau mich an.« Der Wolf gehorchte und blinzelte. Immerhin etwas. »Erinnere dich. Bitte.« Thraun hob ein wenig den Kopf und schnüffelte. Tief in seiner Brust entstand ein Knurren, dann blickte er wieder zum Wasser vor ihnen. Will wandte sich an die anderen Rabenkrieger, die inzwischen alle aufmerksam zuschauten.
    »Kann das Boot nicht schneller fahren? Ich glaube, wir haben hier ein Problem.«

15
    Es war ein sonniger Morgen gewesen. Die leichte Bewölkung, die in der Dämmerung noch den Himmel bedeckt hatte, war von einem frischen Wind aus Nordwesten vertrieben worden, und jetzt war der Himmel blau und die Sonne warm, und am Himmel stand der brodelnde und wachsende Schatten.
    Die fünfzehn Soldaten und drei Magier des Beobachtungstrupps in Parve hatten sich eines der großen Häuser in unmittelbarer Nähe des Hauptplatzes als Quartier ausgesucht. Es war ein großes zweistöckiges Gebäude mit genügend Platz, sodass die Männer jeweils zu zweit in einem Zimmer untergekommen waren. Die gut

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