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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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leicht.
    »Ja. Warum bin ich eigentlich überrascht? Ich freue mich, dass ihr versteht, wen wir erwarten.« Er wandte sich zum Gehen. »Seid äußerst wachsam. Dieser Mann darf uns nicht entwischen.«
    Ohne Vorwarnung begann der Kampf am Eingang des Passes.
    Maskierte Krieger kamen angerannt, traten die Wachfeuer aus und machten die Wächter nieder, die sie offenbar nicht hatten kommen sehen. Die Alarmrufe wurden blitzschnell unterdrückt. Ohne innezuhalten rannten die Krieger weiter, und in ihrer Mitte ritt ein einzelner Mann im Handgalopp. Die entsetzliche Truppe schirmte ihn völlig ab und hielt mühelos Schritt. Es gab kein Durcheinander, kein Gerangel und keinen Moment der Unsicherheit. Die Krieger bewegten sich im gleichen Marschtritt, und sie kannten nur ein Ziel. Kein einziger blickte nach Understone herüber, als die Gruppe sich nach Norden wandte und den Weg hinauflief. Die verwirrten Blicke der Soldaten auf den Wachtürmen folgten ihnen, als sie rasch davonrannten.
    Tessaya fluchte, um den Schrecken abzuschütteln, und knallte die Fäuste so fest auf die Brüstung des Turms, dass die ganze Konstruktion bebte und ein Balken brach.
    »Weckt die Stämme!«, brüllte er. »Werft alle Männer aus den Betten. Die ganze Stadt muss auf der Stelle auf den Beinen sein. Ich brauche jeden Krieger. Ich will diese Schweinehunde erwischen und abschlachten. Los jetzt!«

    Überall in Understone waren jetzt Alarmglocken zu hören. Tessaya starrte Styliann hinterher. Er musste der Reiter sein. Wollte sich mit seinen verdammten Kriegern in den Osten schleichen und direkt nach Xetesk marschieren. Und während Tessaya starrte, lief ihm ein neuer Schauer über den Rücken. Dort ritt Styliann, aber wo war Darrick? Und wo war der Rabe? Er schob diese neuen Sorgen beiseite. Sie würden sich wieder melden, sobald sich sein Zorn gelegt hatte. »Bei den Geistern der Toten von Paleon, ich werde dein Blut saufen, Styliann von Xetesk«, knurrte er.
    Doch als der Lärm der erwachenden Armee an seine Ohren drang, glaubte er das Lachen des Magiers von den Bergen her durch die stille Nachtluft hallen zu hören.
     
    Das grausame Schauspiel wiederholte sich während der nächsten drei Tage. Der Rat von Julatsa unternahm die schreckliche Pilgerschaft zum Nordtor und musste zusehen, wie Senedai und die Wesmen Unschuldige ermordeten. Sie wurden auf dem Altar des Dämonenschirms geopfert. Am ersten Tag starben weitere hundert, fünfzig am Mittag und fünfzig am Abend. Am zweiten Tag waren es dreihundert, viele mit stolzem Gesicht wie der alte Magier, doch mehr und mehr auch voller Widerwillen. Trotzige und zornige Worte wurden zum Rat herübergerufen, der alles beobachtete und – in den Augen der Opfer – keinen Finger rührte, um sie zu retten.
    Am dritten Tag griff die Unruhe auch auf das Kolleg über, und nachdem am Mittag hundertfünfzig ältere Frauen geopfert worden waren, kehrte der Rat von den Wehrgängen am Tor zurück und sah sich einem zornigen Mob gegenüber, der von Kard und einer Reihe Kollegwächtern im Zaum gehalten wurde. Hinter der stählernen Verteidigung
standen Magier bereit, die wenn nötig Kraftkegel sprechen würden, um die Menge zu zerstreuen.
    Vor der etwa zweihundert Köpfe starken Menschenmenge standen ihr neu ernannter Sprecher und der Soldat, den Kard beim ersten Opfer zurechtgewiesen hatte. Es war dem General gelungen, die Menschen zum Schweigen zu bringen, doch das Schweigen hatte eine bedrohliche Qualität, und aller Augen ruhten auf dem Rat. Kerela nickte.
    »Damit mussten wir wohl rechnen.«
    »Es ist kaum der richtige Augenblick, um mit ihnen zu reden«, sagte Seldane.
    »Es gibt keinen richtigen Augenblick«, sagte Kerela. »Allerdings hatte ich gehofft, Kards Ansprachen hätten etwas länger gewirkt.«
    »Ich nehme an, dass diejenigen, die zugehört haben, eher beten als protestieren«, sagte Barras. »Es wird uns ohnehin nicht gelingen, alle zu überzeugen.«
    »Was wollen die eigentlich erreichen?«, fragte Endorr. Der junge Ratsherr betrachtete nervös die Menge.
    »Nun, wir sollten wohl zu ihnen gehen und sie fragen.« Kerela übernahm die Führung und ging die Treppe im Torhaus hinunter. Als sie auf den Hof traten, ging ein Raunen durch die Menge. Kerela schritt über den Platz und winkte Kard und seine Soldaten zur Seite. Barras links neben sich und die übrigen Ratsmitglieder hinter sich, blieb sie stehen und betrachtete ernst die Gesichter der verängstigten Einwohner, deren Freunde in wachsender

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