Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Zahl außerhalb der relativen Sicherheit, die sie selbst innerhalb der Mauern genießen konnten, sterben mussten.
Barras überließ es zunächst ihr, zu den Menschen zu sprechen, obwohl viele den Hauptunterhändler anblickten, ob er ein Wort des Trostes oder eine Lösung anzubieten habe.
»Dies ist die schwierigste Zeit unseres Lebens«, sagte Kerela. Das Tuscheln hörte sofort auf. »Unser Volk … Eure Angehörigen sterben zu hunderten. Sie werden von einer Bande von Mördern, die dieses Kolleg zerstören wollen, in den Dämonenschirm getrieben. Doch wenn wir jetzt den Schirm entfernen, dann würden wir damit das Leben aller Julatsaner in Gefahr bringen.«
»Aber wenn der Schirm weg ist, dann hört auch das Töten auf«, rief jemand aus der Menge. Andere stimmten ihm zu.
»Wirklich?«, fragte Kerela. »Glaubt Ihr wirklich, die Wesmen würden aufhören, die Kinder, die Alten und die Frauen zu töten, die ihrer Ansicht nach zu alt sind, um Kinder zu bekommen? Sie sind eine Eroberungsarmee. Wer nicht gebraucht wird, ist nur ein hungriges Maul, das gestopft, und ein zusätzlicher Feind, der bewacht werden muss. Vielleicht könnten sie die Kinder als Sklaven übers Südmeer verkaufen, aber die anderen? Sie machen nur Schwierigkeiten, und die können sie sich im Augenblick nicht leisten. Ich sehe Euch jetzt vor mir, und ich weiß, dass einer von dreien unter Euch sterben wird, wenn der Dämonenschirm aufgehoben wird, bevor wir unsere Strategie festgelegt haben. Wer nicht glaubt, wie gezielt die Opfer für die Tötungen ausgewählt werden, kann in der Dämmerung vom Nordtor aus zuschauen.«
»Wir können doch nicht einfach hier herumsitzen und zusehen, wie der Berg von Leichen jeden Tag größer wird«, sagte der Sprecher, ein junger Mann mit braunen Haaren namens Lorron. »Das versteht Ihr doch.«
»Ich verstehe es. Und ich wundere mich, dass Ihr nichts über die Pläne wisst, die wir entwickeln. Ihr steht dort neben einem Angehörigen der Stadtwache, der General Kard später neue Anweisungen geben wird, und er hat Euch offenbar
sehr wenig oder überhaupt nichts gesagt.« Kerela starrte den Soldaten an, den unter dem scharfen Blick der alten Elfenfrau der Mut verließ. »Ich hoffe, du hast mehr getan als die Leute aufzuhetzen«, sagte sie leise.
»Ich sage Euch, was unser Problem ist«, antwortete der Soldat. Barras spürte, wie Kard neben ihm auffuhr, und konnte sich seinen Gesichtsausdruck lebhaft vorstellen. »Es sieht so aus, als wolltet Ihr alles tun, um Euer Kolleg zu retten. Auch wenn das bedeutet, dass dort draußen alle Gefangenen sterben.«
»Ja, aber wie ich sehe, ist es dir gelungen, hier drinnen Zuflucht zu finden. Entspricht die Unterkunft hier bei uns nicht mehr deinen Wünschen?« Kerelas Ohren färbten sich an den Spitzen rot. Barras wusste, dass eine Explosion unmittelbar bevorstand. Es war nur eine Frage der Zeit. »Sage mir«, fuhr die Erzmagierin fort, und ihre Stimme war gefährlich ruhig, »was sollen wir deiner Ansicht nach tun?«
»Kämpfen!«, sagte der Soldat, und zustimmendes Murmeln erhob sich rings um ihn. »Bei den Göttern der Erde, was denn sonst?«
Kerela nickte. »Ich verstehe. Und wahrscheinlich glaubst du auch, wir könnten siegen, obwohl wir so weit unterlegen sind?«
»Wir können es versuchen. Wir haben die Magie«, sagte Lorron.
»Und wir werden sie einsetzen, wenn der richtige Augenblick gekommen ist«, donnerte Kerela. Die Kraft und Lautstärke, mit der sie auf einmal sprach, ließ einen Ruck durch die Menge gehen. Barras unterdrückte ein Lächeln. Kerela fuhr fort.
»Glaubt Ihr wirklich, ich könnte untätig herumstehen und zuschauen, während unschuldige Julatsaner sterben? Glaubt Ihr das? Ich fürchte aber, im Augenblick muss ich
genau dies tun. Mehr als die Hälfte meiner Magier sind wegen ihrer körperlichen oder geistigen Verletzungen nicht in der Lage, einen Spruch zu wirken. Sie haben sich diese Verletzungen zugezogen, als sie dafür gesorgt haben, dass Ihr heute wohlbehalten und lebendig hier stehen könnt. General Kard hat Pläne für einen Angriff entwickelt, doch die Betten sind immer noch voller Verwundeter. Soll ich sie lieber sterben lassen? Sind sie weniger wichtig als die anderen da draußen?
Dordover hat Soldaten und wahrscheinlich Magier losgeschickt, um uns bei unserer Verteidigung zu helfen. Sollen wir nicht auf sie warten? Und sollen wir unsere Pläne hier draußen im Hof unter den Augen dieses verdammten Turms besprechen? Sollen wir ihnen
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