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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ausgestattete Vorratskammer und der volle Keller, teilweise aus den Vorräten der benachbarten Gebäude ergänzt, erlaubten ihnen ein bequemes Leben. Wirklich gemütlich war es freilich nicht.
    Jeder, der sich für diese Aufgabe freiwillig gemeldet hatte, wusste ganz genau, dass er die Kollegien wahrscheinlich nicht wiedersehen würde. Zwischen ihnen und der Heimat befanden sich die gesamten Invasionsarmeen der Wesmen und die Blackthorne-Berge. Über ihnen führte der Riss in
die Dimension der Drachen und stellte eine nicht einzuschätzende Bedrohung dar. Außerdem wussten sie, dass die tote Stadt nicht völlig tot war.
    Jayash, der Offizier der Abteilung, hatte ihnen verboten, sich draußen in Gruppen von weniger als drei Männern zu bewegen. Jeder Magier musste von zwei Wächtern begleitet werden. Streifen, die den relativ sicheren Platz verließen, mussten mindestens sechs Männer stark sein und zur Unterstützung von einem Magier begleitet werden. Die Straßen waren nicht sicher.
    Nicht, dass sie tatsächlich jemanden gesehen hätten. Doch es gab Geräusche. Das Hallen von Schritten, das Knallen einer Tür an einem windstillen Tag, eilig hingekritzelte Worte im Staub, der Nachhall einer Stimme, vom Wind herangetragen. Einige Feinde, vermutlich Anhänger der Wytchlords, waren durch Darricks Netz geschlüpft. Parve war ein gespenstischer Ort.
    Es war kurz vor der Mittagsstunde am elften Tag der Messungen. Sie hatten die Wachstumsrate des Mittagsschattens und die Größenverhältnisse in Parve bereits berechnet, und jetzt mussten sie weiter beobachten und Tag für Tag ihre Ergebnisse verfeinern, Fehler ausmerzen und den Himmel im Auge behalten.
    Niemand hatte es ausgesprochen, doch sie waren zugleich auch das Frühwarnsystem vor einem weiteren Angriff der Drachen. Ein Angriff, den sie vermutlich nicht überleben würden.
    Zusammen mit drei anderen Soldaten sah Jayash zu, wie die Magier das Gelände für die tägliche Messung vorbereiteten. In einem Bereich, der an der längsten Seite fast tausend Schritt und an der kürzeren siebenhundert Schritt maß, hatte man acht Reihen von Metallstäben ins Pflaster getrieben. Jede Reihe markierte einen früheren Messpunkt,
und die Entfernung zwischen den Stäben und die jeweilige Distanz bis zum Rand des Platzes erlaubte Rückschlüsse auf das Wachstum des Schattens.
    Jayash wanderte rings um den markierten Bereich, in dem der Schatten vermessen wurde. Es war ein monströser Fleck auf der Erde, der ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte und die angenehme Wärme des Tages vertrieb.
    Er ging an einer Seite hinauf und auf der anderen wieder hinunter und betrachtete die Abstände zwischen den Stäben. Ganz exakt waren sie natürlich nicht gesetzt. Wenn der Himmel bewölkt war, verschwammen die Grenzen des Schattens, und so konnte man nie ganz sicher sein.
    Am Ende der zweiten Reihe blieb er stehen und runzelte die Stirn. Die Stäbe waren in südöstlicher Richtung hintereinander im Boden befestigt. Die letzten beiden Stäbe schienen ein Stück weiter von ihren Nachbarn entfernt zu sein als die anderen, als sei die Reihe zum Ende hin gestreckt. Er sah sich links und rechts um. Sein Auge täuschte ihn nicht, auch die anderen Reihen wiesen das gleiche Bild auf.
    »Delyr?«, rief er. Der Xeteskianer, der sich mit Sapon, einem Kollegen aus Dordover, unterhalten hatte, sah in seine Richtung.
    »Jayash?«
    »Hatten wir in den letzten Tagen irgendwelche Probleme?«
    Delyr zuckte mit den Achseln. »Eigentlich nicht. Wir haben eine bedeutsame, aber wahrscheinlich geringfügige Beschleunigung des Wachstums gemessen, doch ein Teil davon muss damit zu tun hatten, dass die Wolken den Rand des Schattens verschwimmen lassen.« Er schaute zum Himmel hinauf. Vom Riss abgesehen war der Himmel blau. »Heute werden wir es herausfinden.«

    Jayash nickte. »Aber Ihr seid schon vor einigen Tagen auf dieses mögliche Problem aufmerksam geworden.«
    »Vor fünf Tagen. Ich weiß ja, dass Ihr jedes Detail erfahren wollt, aber wissenschaftlich gesprochen war es nicht erwähnenswert, und deshalb habe ich es auch nicht erwähnt.«
    »Aber heute habt Ihr es mir gesagt.«
    Delyr lächelte schmallippig. »Ihr werdet eine erste Einschätzung und danach einen ausführlichen Bericht bekommen. Wenn Ihr nun gestattet – meine Zeit ist knapp bemessen.« Er deutete zum Riss und zum Schatten der Pyramide, der fast schon verschwunden war.
    Jayash machte eine unbestimmte Geste und entfernte sich ein Stück, um

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