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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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verzweifelt. Er hatte gehofft, ihre Flucht aus dem Lager hätte seine Begeisterung wieder geweckt, doch jetzt war klar, dass es nur ein Funke gewesen war, der aus dem Selbsterhaltungstrieb entstanden war.
    Denser glaubte, er habe den Sinn seines Lebens erfüllt. Dawnthief war gewirkt, und die Wytchlords waren fort. Doch jetzt mussten die Rabenkrieger den Riss im Himmel schließen, denn sonst waren sie alle den Horden der Drachen,
die eines Tages hindurchstoßen würden, schutzlos ausgeliefert. Nicht nur Denser selbst, nicht nur der Rabe, sondern auch Erienne und ihr Kind.
    Warum also konnte Denser nicht einfach seinen Platz beim Raben einnehmen und voller Energie kämpfen, wie er es auf dem ganzen Weg nach Parve getan hatte? Ilkar wusste genau, dass der Dunkle Magier erschöpft war, doch seine Mana-Reserven hatten sich wieder aufgebaut, und müde waren sie alle.
    »Danke, dass du mich da am Lager nicht hast fallen lassen«, sagte Ilkar.
    »Gern geschehen. Ich sehe dich lieber lebendig in meinen Armen als tot in den Händen der Wesmen.«
    Ilkar nahm es als freundschaftliche Bemerkung, doch zugleich war er auch traurig. Der alte Denser, der im Wesmen-Lager so spektakulär zum Vorschein gekommen war, hatte sich schnell wieder hinter den Trauerflor seines Selbstmitleids zurückgezogen. Der Elf musste sich sehr beherrschen, um es ihm nicht einfach an den Kopf zu werfen.
    »Du musst müde sein.«
    Denser zuckte mit den Achseln. »Es geht so. Wenn du Dawnthief gewirkt hast, verblasst daneben jede andere Erschöpfung.«
    »Du hast deine Sache gut gemacht, Denser«, sagte Hirad. Ilkar blickte zum schläfrigen Barbaren hinunter, der es sich auf seiner Bank bequem gemacht, einen Mantel unter den Kopf gestopft und die Augen geschlossen hatte. Ilkar dankte den Göttern für Hirads Unempfänglichkeit. Wenigstens ließ er sich nicht von der Stimmung beeindrucken, die den Raben bedrückte. In der nächsten Zeit sollten seine Kraft und sein Kampfgeist wichtig werden wie noch nie, so viel war klar.
    Ilkar wollte etwas sagen, wusste aber nicht, wie er Denser
weiter am Gespräch beteiligen konnte. Nichts kam zurück außer den abweisenden Bemerkungen eines Mannes, der immer wieder Streit suchte. Der Elfenmagier schüttelte den Kopf. Allein schon Erienne und ihr ungeborenes Kind hätten Grund genug sein sollen, sich anders zu verhalten, doch nicht einmal sie konnte zu ihm durchdringen, und ihre physische Distanz in dem kleinen Boot war ein deutlicher Hinweis auf ihre Schwierigkeiten.
    Im Bug lag das dringendste Problem. Will hatte seit Stunden nicht die Hand von Thrauns Rücken und die Augen nicht vom Kopf des Wolfs genommen. Er war sehr besorgt, doch wenn er seinem Freund etwas in die Ohren flüsterte, zuckte dieser lediglich mit dem Schwanz und knurrte leise. Thraun wollte nicht zuhören.
    Was sollten sie tun, wenn er sich nicht mehr zurückverwandelte? Ilkar hätte beinahe über seine eigene Frage gelacht, doch er hatte Hemmungen, seinem Anflug von Humor einen hörbaren Ausdruck zu geben. Das war natürlich eine Entscheidung, die sie überhaupt nicht treffen konnten. Sie konnten dem Wolf nicht befehlen, sie zu verlassen oder bei ihnen zu bleiben. Sie konnten ihm nicht sagen, was er zu tun oder zu lassen hatte. Sie konnten ihn nicht kontrollieren. Je länger er ein Wolf blieb, desto wilder würde er werden. Irgendwann wären sie für ihn Beute wie jeder andere, und dann mussten sie ihn töten.
    Ilkar wusste, dass es diese Angst war, die hinter Wills Sorgen steckte. Es war eine Angst, die eigentlich sie alle hätte bewegen sollen.
    Er fürchtete sich auch vor dem, was sie in Julatsa vorfinden würden. Genau wie jedem anderen julatsanischen Magier wäre es auch ihm natürlich nicht entgangen, wenn das Kolleg gefallen und das Herz zerstört worden wäre. Er wusste, dass seine Stadt wahrscheinlich in Trümmern lag.
Er wusste, dass die Wesmen das ganze Land besetzen wollten. Er wusste, dass der Rat das Kolleg nicht aufgeben würde, solange auch nur noch ein Mitglied lebte und es verteidigen konnte.
    Doch wenn der Rabe die Bibliothek nicht erreichte, wenn sie nicht herausfinden konnten, was sie wissen wollten, dann hatten die Wesmen im Augenblick ihres Triumphs die meisten Menschen Balaias zum Tod durch die Flammen der Drachen verurteilt. Ilkar freute sich nicht auf die Aussicht, es ihnen erklären zu müssen.
    Er seufzte tief in seiner Brust und sah zu, wie sich vor ihm die Konturen des Ufers herausschälten. Er betete, das feste Land möge

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