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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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eine Art Hoffnung in seinem Herzen keimen lassen, doch er wusste im Grunde schon, dass es nicht dazu kommen würde. Das Schicksal Balaias lag nicht in guten Händen.
    Der Rabe landete stromaufwärts weit entfernt vom Brückenkopf der Wesmen in einer kleinen Bucht, die zu beiden Seiten von Felsvorsprüngen und steilen Hängen begrenzt war. Über ihnen erhoben sich die Blackthorne-Berge, die steil zur Triverne-Bucht hin abfielen, als unförmige Schatten. Unmittelbar vor ihnen war eine Felswand, und dahinter fiel das Land zum Triverne-See ab, dessen Wasser über die nicht weit entfernte Mündung des Triverne-Flusses ins Meer geleitet wurde.
    Sie platschten durchs Flachwasser und konnten endlich wieder den Fuß auf trockenes Land setzen, was Ilkar zu einem vernehmlichen, erfreuten Seufzen veranlasste. Er schaute jedenfalls mit einem Ausdruck, den Hirad als Freude interpretierte, zu den Felsen hinauf, über denen der Morgen dämmerte.
    Der Unbekannte machte das Boot fest, und Denser holte unter seiner Anleitung das Segel ein. Will und Thraun
stiegen den Hang hinauf, auf dessen dünner Erdschicht schütteres Gras wuchs. Will hatte hoffnungsvoll, aber ohne viel zu erwarten, Thrauns Sachen in seinen Rucksack gestopft. Er hatte das Fell des Wolfs gepackt und ließ sich nach oben helfen.
    »Warum machst du dir überhaupt die Mühe, all dies zu lernen?«, entfuhr es Ilkar.
    Denser hielt inne und richtete sich auf. »Was?«
    »Wenn dir die Zukunft sowieso egal ist, warum lernst du dann noch segeln?« Ilkar blieb nichts anderes übrig, als weiterzumachen. Denser kniff die Augen zusammen.
    »Na ja, vielleicht versuche ich, so etwas wie Normalität herzustellen. Vielleicht gebe ich mir einfach Mühe. Stört dich das?«
    Ilkar lächelte und gab sich Mühe, die Situation, die er heraufbeschworen hatte, wieder zu entschärfen. Alle Rabenkrieger sahen inzwischen zu.
    »Es kam mir nur ein wenig unlogisch vor, das ist alles. Mach dir deshalb keine Gedanken.«
    Denser kam zu ihm. »Und ob ich mir darüber Gedanken mache. Deine Unwissenheit darüber, wie ich mich fühle, gibt dir nicht das Recht, höhnische kleine Bemerkungen wie diese loszulassen. Was wolltest du mir eigentlich sagen?«
    »Ich wollte dir sagen, dass du völlig unberechenbar bist, und dass wir alle ein Problem damit haben. Wenn du das Segel einholst, bist du völlig normal; dann bist du der Denser, den wir so gut kennen. Aber im nächsten Augenblick verschließt du dich wieder und bist unerreichbar. Wir wissen nicht, woran wir mit dir sind.«
    »Was du nicht sagst.« Densers Gesicht lief rot an. »Glaubst du denn, ich wüsste es? In meinem Kopf herrscht ein schreckliches Durcheinander, und ich gebe mir Mühe
herauszufinden, was ich überhaupt noch habe. Ich brauche etwas Geduld, keine neunmalklugen Kommentare von Leuten wie dir.« Er zielte mit dem Finger auf Ilkars Brust. Der Julatsaner stieß den Finger weg und deutete auf Erienne.
    »Und sie ist dir nicht mehr gut genug, oder wie sehe ich das?«
    »Ilkar, es ist gut. Lass es bleiben«, sagte Erienne.
    Doch Denser kam näher, bis sich ihre Nasen fast berührten. »Wage ja nicht zu hinterfragen, was ich für Erienne empfinde. Du verstehst überhaupt nichts.« Er versetzte Ilkar einen Stoß. »Lass mich in Ruhe, Julatsaner, bis du etwas Gescheites zu sagen hast.« Er marschierte zum Abhang und stieg einsam und wütend hinauf. Erienne folgte ihm.
    »Gut gemacht, Ilkar«, sagte Hirad kopfschüttelnd. Auch er stieg langsam hinauf und betrachtete unterwegs den klaren Himmel und das Licht, das von Osten kam. Sie mussten sich bald Deckung suchen. Glücklicherweise war der Flusslauf des Triverne üppig bewachsen und bewaldet und außerdem weit von den Gebieten entfernt, die von den Wesmen besetzt worden waren. Hier kamen sie sicher gut voran. Trotzdem mussten sie vorsichtig sein, denn im Augenblick waren sie Fremde im eigenen Land.
    Abgesehen von Ilkars überraschendem Ausbruch und Densers durchaus vorhersehbarer Reaktion machte Hirad sich Gedanken darüber, wo sie wohl Pferde finden konnten. Ohne Pferde brauchten sie mindestens die dreifache Zeit bis Julatsa, wenn nicht noch länger, und sie hatten keine Möglichkeit, im Notfall schnell zu fliehen. Er kletterte schneller.
    Überall die Witterung der Heimat. Sie drang ringsum aus dem Boden, wohin er auch die Pfoten setzte. Die Farben
des Waldes und die Wahrnehmung seiner Rudelbrüder erfüllten seinen Kopf, als er vom Wasser nach oben kletterte und darauf achtete, sich nicht zu

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