Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Körper mit allen vier
Gliedmaßen ab, bis er direkt vor Hirad saß. Sha-Kaan legte die Flügel hinter den Barbaren und schob den Kopf vor, um Hirad von den Beinen zu werfen. Benommen setzte sich der Barbar aufs Hinterteil. Er spürte den Zorn des Wesens, sah Sha-Kaan an und stellte überrascht fest, dass er nicht seinem Tod ins Auge blickte.
Der Drache hielt den riesigen Kopf still, sein Körper schimmerte im Sonnenlicht und füllte das Sichtfeld des Barbaren völlig aus. Hirad schenkte sich die Mühe, wieder aufzustehen, doch er überlegte sich gerade, was er nun sagen sollte, als Sha-Kaan die Nüstern aufblähte und einen Strom heißer, stinkender Luft in sein Gesicht blies.
Der Drache betrachtete den Barbaren einen Moment, scharrte ein wenig mit den Klauen, um es bequemer zu haben, und riss dabei ohne sichtbare Anstrengung tiefe Rinnen in den harten, trockenen Boden.
»Normalerweise sagt man wohl etwas wie ›Schön, dich wieder zu sehen, Hirad Coldheart‹, aber das trifft leider nicht ganz zu.«
»Ich …«, wollte Hirad erwidern.
»Sei still!« Sha-Kaans Stimme dröhnte über der Torn-Wüste und klirrte in Hirads Kopf. »Was du jetzt denkst, ist unwichtig. Wichtig ist dagegen, was du getan hast.« Der Drache schloss die Augen und atmete ein, langsam und nachdenklich. »Dass etwas so Kleines einen so gewaltigen Schaden anrichten kann. Du hast meine Brut in Gefahr gebracht.«
»Das verstehe ich nicht.«
Sha-Kaans Augen richteten sich auf Hirad und schienen ihn zu durchbohren.
»Natürlich verstehst du es nicht. Aber du hast mir etwas gestohlen.«
»Ich habe nicht …«
»Still!«, donnerte Sha-Kaan. »Sei still und hör mir zu. Schweige, bis ich dir zu sprechen befehle.«
Hirad leckte sich nervös über die Lippen. Er hörte, wie der Unbekannte dicht hinter ihm langsamer wurde und stehen blieb. Unter seinen Füßen knackten die Pflanzen auf der toten Erde. Hirad winkte hinter seinem Rücken, dass sein Freund zurückbleiben solle.
Wieder sprach Sha-Kaan, und seine Augen waren Ozeane voll kalter Wut. Seine Nüstern waren geweitet, und aus ihnen wehte aus einer Entfernung von weniger als drei Fuß ein stinkender Wind durch Hirads Haar. Der Barbar kam sich klein vor, obwohl dieses Wort kaum beschreiben konnte, was er empfand. Unbedeutend. Und doch hatte sich das mächtige Wesen entschlossen, mit ihm zu reden, statt ihm einfach die Haut vom Leib und das Fleisch von den Knochen zu brennen.
Sha-Kaans Stimmung konnte man freilich nicht missverstehen. Dies war nicht der Drache, der bei ihrer ersten Begegnung hinter dem Tor des Drachenmagiers in der Burg Taranspike so amüsiert über Hirads Gegenwart gewesen war. Jenes Treffen hatte den Raben unweigerlich nach Parve geführt, wo der Dawnthief-Zauber gesprochen worden war.
Jetzt war der Drache wütend. Er war zornig und besorgt, aber nicht um Hirad, sondern um sich selbst. Der Barbar hatte das Gefühl, er werde nichts Angenehmes zu hören bekommen.
Er sollte Recht behalten.
»Ich habe dich gewarnt«, sagte Sha-Kaan. »Ich habe dir gesagt, dass ich dir etwas vorenthielt, mit dem du dich selbst und auch meine Brut zerstören könntest. Du wolltest nicht auf mich hören, und jetzt besudeln die Folgen deines Tuns den Himmel in meiner und in deiner Dimension.
Genau hier, Hirad Coldheart, liegt das Problem. Ich nehme an, es ist typisch für dich, dass du dir etwas ausdenkst, um dich selbst zu retten und zu verteidigen, wobei du aber viele von meiner Brut tötest. Doch deine Rettung kann nur eine vorübergehende sein. Denn wenn meine Brut verschwindet, dann bist du ohne Verteidigung. Es braucht nur einen einzigen Drachen, der auf eure Zerstörung aus ist, mehr nicht. Und es gibt tausende, die darauf brennen, diese Welt in Stücke zu reißen. Tausende.« Hirad starrte in Sha-Kaans unendlich tiefe Augen und wusste nicht, was er sagen sollte.
»Du hast keine Ahnung, was du getan hast, was?« Sha-Kaan blinzelte langsam und hob Hirads Lähmung auf. »Sprich.«
»Nein, ich verstehe es wirklich nicht«, sagte Hirad. »Ich weiß nur, dass wir Dawnthief finden und wirken mussten, weil uns sonst die Wytchlords und die Wesmen ausradiert hätten. Du kannst uns doch nicht vorwerfen, dass wir versucht haben, unser Leben zu retten.«
»Weiter kannst du nicht denken. Die Auswirkungen deiner Taten sind dir egal, solange du dich in deinem unmittelbaren Triumph sonnen kannst, nicht wahr?«
»Wir waren verpflichtet, alle Waffen zu benutzen, die uns zur Verfügung standen«,
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