Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
viel wichtiger«, fügte der Unbekannte hinzu. »Schau dich nur an, du bist blass wie eine zwei Tage alte Leiche.«
»Vielen Dank«, sagte Hirad. »Hört mal, ich bin nicht sicher, was er eigentlich wollte, aber er macht sich Sorgen, und er brauchte einen neuen Drachenmann. Mich, genauer gesagt.«
»Was?«, sagten die drei Magier wie aus einem Mund.
»Na ja, so sieht es wohl aus. Anscheinend bin ich sein Kontaktmann, und ihr drei könnt dann tun, was immer für ihn nötig ist. Er hat mich ausgesucht, weil er mit meinem Geist vertraut ist. Mein Geist sei sehr stark, sagt er.« Hirad richtete sich ein klein wenig weiter auf.
Ilkar kicherte. »Na ja, krank genug bist du auf jeden Fall im Kopf.«
»Du hast dich doch nicht etwa darauf eingelassen, oder?«, fragte Denser. Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
Hirad zog die Augenbrauen hoch. »Aber natürlich. Mir blieb nichts anderes übrig.«
»Vielen Dank auch«, fauchte der Xeteskianer.
»Wo ist das Problem?« Hirad wurde allmählich wütend. »Hatte ich denn überhaupt eine Wahl?«
»Ja, die hattest du. Du hättest ablehnen können. Was ist denn, wenn ich kein Drachenmagier sein will?«
»Du bist auch keiner, Mann aus Xetesk. Ich bin der Drachenmann. Du bist ein … ich weiß nicht, ein Mitarbeiter oder so etwas.« Es war das falsche Wort, und Hirad wusste es. Beinahe bedauerte er sogar, es ausgesprochen zu haben. Denser sprang auf.
»Du machst Witze, Hirad. Glaube ja nicht, ich ließe mich darauf ein, ein ›Mitarbeiter‹ zu sein.« Er spuckte das Wort aus wie ein Stück verfaultes Obst. »Das kannst du dir sonst wohin stecken.«
»Denser, setz dich und beruhig dich«, befahl der Unbekannte. Als der Magier noch etwas sagen wollte, machte er eine kleine Geste. »Dein Lärm lockt alle Stämme der Wesmen auf unsere Fährte. Unser aller Lärm übrigens. Wir sind der Rabe. Lasst uns mal versuchen, das für eine Weile nicht zu vergessen.«
»Du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe«, sagte Hirad.
»Hirad«, warnte ihn der Unbekannte.
»Nein, hört mir zu.« Er senkte seine Stimme. »Ich konnte spüren, wie sehr Sha-Kaan mich brauchte. Er braucht mich so sehr, wie wir ihn brauchen werden. Falls du es vergessen hast, Denser: Wenn er und die Kaan sterben, dann müssen wir alle sterben. Es ist unsere Pflicht, ihn zu beschützen. Und dazu brauche ich eure Hilfe. Ich hatte keine Zeit, mich mit euch zu beraten. Ich habe getan, was ich tun musste. Was sich hier drin richtig angefühlt hat.« Er tippte sich auf die Brust.
Denser nahm seinen Platz am Feuer ein und wechselte einen Blick mit Erienne.
»Also, was die Eile angeht, so hast du jedenfalls Recht gehabt.«
Die Rabenkrieger betrachteten ihn interessiert. Sie hatten seine Kommunion völlig vergessen.
Ilkar räusperte sich. »Ich frage mit aller gebotenen Furcht, was du damit meinst.«
»Wir haben nur noch acht Tage, um den Riss zu schließen.«
Darricks Herz tat einen Freudensprung. Acht Tage waren sie frohen Mutes geritten, und nun stand die Kavallerie unmittelbar vor dem Stützpunkt an der Bucht von Gyernath. Seine Späher berichteten, dass dort eine kleine Abteilung von Kriegern und Arbeitern der Wesmen stationiert war, vielleicht nicht mehr als einhundertfünfzig Mann stark, und es herrschte reger Warenverkehr auf der Straße, die zum Südstrom führte, dem Fluss, der von den Garan-Bergen zum Meer verlief und das Stammland der Wesmen im Osten begrenzte.
Sie waren diszipliniert und mit voller Kraft geritten, hatten am Tag große Entfernungen zurückgelegt und nachts gerastet. Er wusste, dass die Pferde nicht mehr viel Kraft hatten, doch das Ende der Reise war in Sicht, und die Zerstörung des Stützpunktes sollte eine kurze Seereise ermöglichen, nach der sie vielleicht einen ganzen Tag Ruhe bekommen konnten.
Die Kavallerie der vier Kollegien, einhundertneunzig Schwertkämpfer und Bogenschützen und achtzehn Magier, sammelte sich eine Wegstunde vor dem Lager an der Bucht. Sie hatten ihre Pläne geschmiedet, und das größte Risiko waren offenbar die drei Wachtürme, die mit jeweils drei Kriegern bemannt waren. Auf diese Türme setzte Darrick seine vierzehn Bogenschützen und genügend Magier an, die harte Schilde aufbauen sollten. Er hätte lieber einen magischen Angriff ausgeführt, doch die Sprüche, die dazu nötig waren, konnten die Magier nicht in vollem Galopp vorbereiten und wirken. Der Rest des Stützpunktes, hauptsächlich
große Lagerzelte, die in einem lockeren Kreis von
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