Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
schwören können, dass der Wolf besorgt die Stirn runzelte, wäre ihm nicht im gleichen Augenblick ein stechender Schmerz in den Schädel gefahren.
Er schrie auf, presste beide Hände an den Kopf und wollte aufstehen, doch er fiel wieder zurück, zuerst in die
Hocke und dann mit rudernden Beinen flach auf den Rücken. Sein Gesicht war zu einem entsetzlichen Ausdruck verzerrt. Undeutlich hörte er Ilkar rufen, und er spürte Hände, die ihn packen wollten, um seinen heftig bebenden und zitternden Körper zu beruhigen.
So etwas hatte er noch nie erlebt. Als würde sein Gehirn mit unzähligen Hämmern von innen ans Schädeldach genagelt und zugleich von einer riesigen Hand auf die Größe eines Apfels zusammengequetscht. Er sah rote und goldene Lichtblitze, obwohl es dunkel war, und er hörte das Rauschen von tausend Flügelpaaren. In einem klaren Moment bemerkte er, dass seine Nase blutete.
Die Qualen hatten eine Stimme. Hirad hörte zuerst ein Echo und wusste nicht, ob es nur ein Streich war, den die Schmerzen ihm spielten. Ein Orkan von geflüsterten Worten, knapp unterhalb der Hörschwelle, bestürmte seinen betäubten Verstand und suchte nach einem Ansatzpunkt. Er wollte die Augen öffnen, doch er konnte nicht. Sein ganzer Körper war bleischwer und gelähmt.
So ist der Tod, dachte er.
»Nein, Hirad Coldheart, es ist nicht der Tod.« Es war eine Stimme, die er nur zu gut kannte. Er dachte, sie dringe aus seinen schlimmsten Albträumen zu ihm vor, doch seltsamerweise beruhigte sie ihn. »Es tut mir Leid, dass ich dir diese Unannehmlichkeiten zumuten muss. Der erste Kontakt über eine solche Entfernung ist immer schwierig, aber es wird später leichter gehen. Ich werde es dich lehren.«
»Sha-Kaan?« Hirad wusste, dass sich sein Mund bewegte, doch seine verwirrten Gedanken kreisten immer noch und versuchten, in seinem gequälten Gehirn einen Ansatzpunkt zu finden, damit er ein vernünftiges Gespräch führen konnte.
»Ausgezeichnet, es hat keine Schäden gegeben.«
»So fühlt es sich aber nicht an, und Unannehmlichkeiten würde ich das, was du soeben gemacht hast, auch nicht gerade nennen.«
Sha-Kaan kicherte. Ein sanftes Gefühl, das Hirads gepeinigtes Bewusstsein beruhigte.
»Du hast die gleiche Furchtlosigkeit, die ich auch bei Septern geschätzt habe«, sagte er. »Es ist eine Schande, dass du kein Magier bist.«
»Warum?«
»Weil unsere Verbindung dadurch noch stärker und umfassender würde.«
»Welche Verbindung?« Hirad war besorgt, denn ihm war nicht klar, warum Sha-Kaan mit ihm in Kontakt getreten war. Er hatte nicht einmal damit gerechnet, dass so etwas überhaupt möglich war, solange der Drache nicht in Balaia war. Die Tatsache, dass Sha-Kaan aus großer Entfernung zu ihm sprechen konnte, beunruhigte ihn sehr.
»Es gibt etwas, um das ich dich bitten muss und das meiner Brut beim Überleben helfen wird. Ich bin selbst nach den Maßstäben der Kaan alt, und doch habe ich seit dem Tod Serans in der Burg von Taranspike keinen Drachenmagier mehr. Du bist der einzige Mensch mit der Geistesstärke, die nötig ist, um meinem Ruf zu folgen. Ich brauche dich vielleicht, bevor du in meine Dimension reist.«
Hirad war verblüfft. Er fühlte sich über die Maßen geehrt, obwohl er den Grund dafür nicht hätte nennen können. Über die Drachenmagier wusste er wenig, abgesehen davon, dass sie Magier waren und mit Drachen zusammenarbeiteten.
»Aber was kann ich tun? Ich kann keine Sprüche wirken. Wozu brauchst du mich?«
»Es gibt andere beim Raben, die die Energien des interdimensionalen Raumes kanalisieren und meine Wunden
und Verletzungen heilen können. Dein Geist brennt aber für mich viel heller als der deiner Freunde. Selbst wenn ich schwer verletzt wäre, könnte ich dich finden und mich in Sicherheit bringen. Ich bitte dich zuzustimmen. Ich werde dich lehren, was du wissen musst.«
»Kann ich dann auch dich rufen?«
»Ja, falls es nötig ist. Aber ich kann dir nicht versichern, dass ich sofort kommen oder dir Hilfe gewähren kann, obwohl ich nichts weniger als dies von dir erwarte.«
»Aber wenn ich nun mitten in einer Schlacht bin?« Hirad konnte sich vorstellen, wie die Schmerzen ihn mitten in einem Handgemenge zu Boden zwingen würden. Das durfte nicht geschehen, der Rabe war zu wichtig.
»Wenn dein Geist so offen ist, wie es nötig ist, dann kann ich feststellen, ob du ruhst, bevor ich Kontakt mit dir aufnehme.«
»Dann akzeptiere ich«, sagte Hirad, bevor er recht wusste, was er
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