Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Schlaf bringende Substanzen enthielten. »Der Schirm ist voller Arakhe, die nach den Seelen der Balaianer gieren. Sie glauben, sie hätten einen Weg gefunden, in die Dimension von Balaia einzudringen, und dieser Zugang könne von deren Einwohnern nicht mehr verschlossen werden. Wir müssen zum Himmel beten, dass sie sich irren, weil es keinen Weg gibt, den Balaianern zu helfen. Die Macht ist zu stark, und unsere Kräfte sind zu angespannt.«
»Aber was könnte das bedeuten?«, fragte Sha-Kaan. Er versuchte, die Auswirkungen der neuen Bedrohung einzuschätzen. Elu-Kaan hatte bereits eine Antwort.
»Wenn die Arakhe die Magier überwältigen, mit denen zusammen sie den Schirm errichtet haben, dann könnten sie seinen Umfang nach Belieben erweitern, Großer Kaan.
Wenn aber die Magier in Balaia den Schirm nicht mehr kontrollieren, dann könnte er unsere Fusionsdimension ebenso leicht verschlingen wie das Tor über Teras.« Elu-Kaan konnte den geistigen Kontakt nicht mehr aufrechterhalten, und im ersten Augenblick dachte Sha-Kaan, der junge Drache sei gestorben. Doch ein Blick zu den Vestaren, die ruhig die Behandlung fortsetzten, verriet ihm, dass Elu-Kaan einfach nur eingeschlafen war und genas.
Er hob den Kopf vom Boden und richtete sich auf. Er hatte keine Zeit, sich auszuruhen und seine eigenen Verletzungen heilen zu lassen. Er hatte Recht gehabt. Wieder einmal hatten die Balaianer versucht, sich selbst zu beschützen, und dabei eine Ereigniskette in Gang gesetzt, über die sie keine Kontrolle mehr hatten. Dieses Mal wollte er nicht nur mit Hirad Coldheart allein reden. Dieses Mal musste ihm der ganze Rabe zuhören. Ohne einen Blick zurück lief er zu seinem Korridor und begann die Reise durch den interdimensionalen Raum. Hirad Coldhearts Signatur wies ihm wie ein Leitstrahl den Weg.
20
Barras klopfte leise an und hoffte, den General schlafend vorzufinden, doch die heisere Einladung, das Zimmer zu betreten, kam sofort. Der alte Elfenunterhändler betrat Kards Zimmer im Erdgeschoss des Turms und fand den General an einem kleinen Kaminfeuer sitzend. Er hatte sich den Stuhl dicht ans offene Fenster gezogen, und auf der Fensterbank stand ein dampfender Becher. Julatsas militärischer Anführer blickte zu dem mit Sternen übersäten Himmel hinaus. Die Nacht brachte eine gewisse Erleichterung, und sei es nur, weil der Dämonenschirm in der Dunkelheit unsichtbar blieb und damit etwas weniger bedrohlich wirkte. Seine Ausstrahlung aber jagte immer noch allen, die ihm zu nahe kamen, einen kalten Schauer über den Rücken. Die Sanduhren sagten, dass die Morgendämmerung in etwa zwei Stunden anbrechen würde.
Sie konnten nichts weiter tun als warten, bis der erste Befehl gegeben wurde, und dann musste der Tag eben verlaufen, wie er verlaufen wollte. Im ganzen Kolleg herrschte eine erwartungsvolle, angespannte Ruhe. Alle Männer, alle Frauen und sogar die Kinder wussten, was sie zu tun hatten.
In Dutzenden von Besprechungen, die außer Sichtweite der Wachen auf dem Turm der Wesmen abgehalten worden waren, hatten Kard und seine Leutnants detailliert ihre Pläne dargelegt.
Abgesehen von den kämpfenden Einheiten und den Magiern, die für Angriff und Verteidigung vorgesehen waren, hatte Kard auch alle Zivilisten in Gruppen eingeteilt und mit konkreten Aufgaben betraut. Die Zivilisten sollten die Soldaten auf den Mauern mit Pfeilen und Brot und allem anderen versorgen, was gebraucht wurde. Sie hatten sich auch um Tischler- und Steinmetzarbeiten zu kümmern, weil die Verteidigungsanlagen erweitert und verstärkt werden mussten; sie wurden mit Tragen ausgerüstet und als Sanitäter eingesetzt, und sie sollten die Brandbekämpfung übernehmen. Jeder war für die Aufgaben vorgesehen, die seinen Fähigkeiten am ehesten entsprachen.
In einzelnen Unterredungen hatte Kerela alle ihre Magier angewiesen, Kard zu gehorchen, bis die Schlacht entweder gewonnen oder verloren war. Jeder wusste, was geschehen würde, wenn sie unterlagen. Wer nicht dabei helfen konnte, das Herz von Julatsa zu begraben, wurde verpflichtet, im Kampf zu sterben, um diejenigen zu schützen, die diese Aufgabe übernommen hatten. Schließlich hatten Endorr und Seldane auf Barras’ Bitte in den letzten Stunden der Ruhe noch einige hundert besonders wichtige Texte des Kollegs ins Herz gebracht oder direkt davor aufgestapelt. Wenn der Dämonenschirm aufgehoben wurde, würde das Herz eher einem Lagerraum als dem Zentrum der julatsanischen Magie gleichen.
Barras sah
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