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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ließ den Schwanz wie eine Peitsche zucken, um die reglos stehenden Magier von oben zu schützen. Jede Bewegung war genau bemessen, und jeder Atemzug war genau gezielt, um mit möglichst wenig Aufwand einen möglichst großen Schaden zu verursachen.
    Bei Thraun dagegen sah es anders aus. Der Wolf war von diesem fremdartigen Nahkampf verunsichert; er wimmerte leise und jagte seinen eigenen Schwanz, sein Kopf zuckte hierhin und dorthin, und er drehte sich orientierungslos um sich selbst. Dann schnappte er nach der leeren Luft, schlug blindlings mit den Pfoten und behielt
die ganze Zeit Will im Auge. Sein Wolfsgesicht verriet seine Angst.
    Der Angriff nahm an Heftigkeit zu. Immer mehr Dämonen drangen in den geschützten Bereich ein.
    »Haltet sie ab, wir gewinnen die Schlacht«, sagte Sha-Kaan.
    »Gewinnen?«, keuchte Hirad, während er um sich trat und gleichzeitig mit den Klingen zuschlug. Die Dämonen waren überall. Sie krochen an seinen Beinen hoch, sie bissen in seine Lederrüstung, sie umschwärmten seinen Kopf, sie kratzten mit den Krallen über seinen Kopf. Der Unbekannte, der niemals viel redete, keuchte erschrocken, als seine nackten Arme Bisse und Kratzwunden abbekamen. Hirad dachte an das Gefühl von Eis und Feuer, das jetzt durch seinen Körper raste, und sah das Blut über die Haut des Unbekannten laufen. Will hatte seine Gegenwehr beinahe eingestellt. Er war von blauen Wesen fast zugedeckt und hatte hilflos die Arme gehoben. Thraun war dicht bei ihm und heulte und schlug nach den Wesen, die seinen Freund angriffen, während seine Haut immer wieder durchbohrt wurde und seine Hinterläufe unter dem schieren Gewicht der Feinde einzuknicken drohten.
    Sha-Kaan schoss einen gewaltigen Feuerstoß rechts neben den Raben, während sein Schwanz zuckte und nach den Gegnern schlug. Sein mächtiger, goldener Körper war voller kleiner blauer Leiber, und so sehr er sich auch schüttelte, er konnte die zähen Ausgeburten der Hölle nicht abschütteln.
    »Der Rabe, kämpft weiter, kämpft weiter«, rief Hirad und ließ die Arme über dem Kopf kreisen. Die Schmerzen in den Beinen ignorierte er, während er nach den über ihm fliegenden Feinden stach.

    Inzwischen drängten sie auch von unten heran, und einige Dämonen hatten sogar schon die wehrlosen Magier erreicht. Der Unbekannte rief eine Warnung und tauchte unter dem peitschenden Schwanz des Drachen durch, um die schnatternden, lachenden Wesen von den drei Magiern zu pflücken, deren Anrufung sie alle vor dem sicheren Tod schützte. Wenn der Kaltraum erhalten blieb, hatte der Rabe eine Chance. Aber auch so war es fast zu viel für sie.
    Will kreischte, als die Dämonen sein Gesicht erreichten.
    »Nein!«, rief Hirad. »Lasst ihn in Ruhe, ihr Schweinehunde!« Er stürmte zu dem kleinen Mann, warf ihn zu Boden und pflückte die Dämonen von seinem Körper, wie es der Unbekannte bei den Magiern tat. Thraun hatte Hirad beobachtet und schnappte mit seinen mächtigen Kiefern überall nach den kleinen Körpern.
    »Sha-Kaan!«, rief Hirad. Sein Hilferuf übertönte den Tumult im Kaltraum. »Wir müssen hier raus. Sofort!«
    »Einen kleinen Augenblick noch«, sagte der Drache. Seine Stimme klang irgendwie erstickt und weit entfernt. »Wir können siegen. Wir müssen siegen.«
    Doch Hirad spürte die Dämonen im Nacken und an den Kleidern, sie wollten seine Haut erreichen, weil sie wussten, dass sie ihn damit verletzen konnten. Sha-Kaan hatte sich geirrt. Bald wäre es aus mit dem Raben.
     
    Endorr lag, wie ein Fötus zusammengerollt, auf dem Boden des Herzens. Er hatte die Hände an den Kopf gepresst und ein Bein ganz angezogen, das andere war ausgestreckt. Ein Blutfaden rann aus seinem Mund, hin und wieder fiel ein Tropfen aus seiner Nase. Wenigstens lebte er noch.
    Barras beobachtete ihn distanziert, denn er musste sich vor allem darauf konzentrieren, die sich auflösende Krone so lange und so gut wie möglich zu sichern.

    Die Dämonen sahen ihren Sieg kommen, und ihre Schmähungen setzten seiner Willenskraft zu. Das Mana heulte rings um ihn und überflutete seinen Geist. Er hatte Mühe, die Konstruktion zu halten, die der Rat aufgebaut hatte, während das höhnische Lachen der Dämonen in seinen Ohren hallte.
    Die anderen Magier ringsum standen unter ähnlicher Belastung. Schweiß, Tränen, Stirnrunzeln, Grimassen und verkrampfte, stark angespannte Körper schufen eine Atmosphäre von Verzweiflung und drohender Niederlage. Der hingestreckte Endorr brauchte dringend

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