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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sie segnen und ihnen Kraft schenken sollen. Wenn sie aber fürchten, dass ein Feind stärker sein könnte als sie, dann opfern sie feindliche Gefangene, um das Übel abzuwehren, das sie ihrer Meinung nach verfolgt. Diese armen Teufel hier sind die Opfer eines schamanischen Rituals. Sie sind mit dem Gesicht zur aufgehenden Sonne gedreht, weil die Wesmen glauben, die Morgendämmerung werde den Göttern ihrer Feinde diesen Anblick zeigen, und dies werde ihnen den Mut nehmen.« Er zuckte mit den Achseln.
    »Also haben sie Angst vor uns?«
    »Nicht vor uns. Aber irgendetwas muss Tessaya große Angst eingejagt und ihn veranlasst haben, seine Pläne über den Haufen zu werfen. Normalerweise ist er ein sehr vorsichtiger Mann. Er muss glauben, dass die Invasion fehlschlagen könnte, und er ist jetzt offenbar zu einem Ort gezogen, den er für kriegsentscheidend hält.«
    »Und wohin er auch geht, seine Horden werden ihm folgen«, meinte Gresse grimmig.
    »Ja«, sagte Blackthorne. »Es sieht aus, als suchten wir
jetzt den Dreh- und Angelpunkt des ganzen Feldzuges und nicht nur einen Stützpfeiler.«
    Darrick schürzte die Lippen. »Aber vorher müssen diese Männer ehrenhaft eingeäschert werden.«
    »Die Zeit drängt«, widersprach Blackthorne mit einer gewissen Schärfe. »Diese Männer hier würden es uns nicht danken, wenn wir ihre Mörder entkommen lassen, während wir ihre Leichen verbrennen.«
    Darrick sah ihn fassungslos an. »Wir werden Tessaya erwischen. Wir haben achttausend Mann, die nach Osten marschieren. Stoßt zu ihnen und schickt meine Kavallerie zurück. Wir werden diesen Männern die Ehre erweisen, die sie verdient haben. Vor Einbruch der Nacht holen wir Euch ein.«
    »Ich bitte um Verzeihung, General«, sagte Blackthorne. »Ich meinte natürlich nicht, dass …«
    Darrick unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Ich verstehe, Baron, und meine Achtung für Euch ist unvermindert. Aber ich kann meine Männer nicht hier in diesem grotesken Schlachthaus verfaulen lassen. Ihr würdet nicht anders empfinden, wenn es Eure Leute wären.«
    Blackthorne lächelte leicht und stieg wieder auf sein Pferd. »So ist es, General. Ihr seid ein guter Mann. Nehmt Euch bitte so viel Zeit, wie Ihr braucht.«
    »Zeit haben wir leider sehr wenig. Aber für uns ist sie wenigstens noch nicht abgelaufen.«
     
    Zusammen mit der einheimischen Eskorte und der Delegation aus Xetesk verließ der Rabe den Choul schon eine ganze Weile vor der Morgendämmerung. Die Magier hatten in der Nacht noch lange geredet. Hirad hatte immer wieder ihre leisen Stimmen gehört, als er mehrmals aus seinem unruhigen Schlaf erwachte. Als Jatha sie dann
weckte, war er müde und gereizt, und er konnte sehen, dass seine Freunde und Styliann sich nicht besser fühlten.
    Die Sonne war noch nicht über den Horizont gestiegen, und die Ebene lag noch im Schatten, doch der Himmel war schon hell, und in allen Richtungen erstreckte sich nichts als hohes Gras. Das Zwielicht war in gewisser Weise sogar beruhigend, und Hirad empfand ein Gefühl von Sicherheit, das natürlich völlig fehl am Platze war. Sie konnten sich zwar in der Dunkelheit vor anderen Menschen verbergen, aber weder Jathas Leute noch die Drachen wurden durch fehlendes Licht behindert. Wenn sie nachts gereist wären, dann hätte der Rabe sich nur selbst unnötige Schwierigkeiten gemacht, ohne irgendeinen Vorteil davon zu haben. Er machte dem Unbekannten gegenüber eine entsprechende Bemerkung, und der große Krieger nickte nur, als habe er es längst erkannt.
    Die Reisegruppe formierte sich anders als am Vortag. Jatha und seine Helfer übernahmen weiterhin die Führung, doch die Rabenmagier hatten sich zurückfallen lassen, um sich weiter mit Styliann zu beraten. Somit blieb es den Protektoren überlassen, ihren Rücken zu sichern, während Hirad, der Unbekannte und Thraun sich um die Flanken kümmerten. Thraun verhielt sich wie schon am vergangenen Tag. Er verschloss sich in seiner Welt voller Elend und Schuldgefühle wegen Wills Tod. Wenn es nötig war, würde er kämpfen, aber das war es dann auch. Er aß, was man ihm vorsetzte, er schlief und übernahm die Wache, wenn er gebeten wurde, und er antwortete auf Fragen über das Gelände und die Spuren. Ansonsten blieb er ganz und gar in sich gekehrt.
    Am Vormittag stieg das bisher flache Land allmählich an. Zuerst war es nur eine leichte Steigung, die aber mit der Zeit steiler wurde. Der Höhenunterschied zwischen
Anhöhen und Senken betrug nie mehr als

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