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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Als er durch die biegsamen Stängel brach, stellte er sich vor, wie der Drache herunterstieß und über die erbärmlichen Versuche lachte, vor ihm zu fliehen, und wie er sich das erste Opfer aussuchte. Keiner von ihnen hatte eine Chance. Er konnte nach Belieben sein Feuer spucken, und bald wären sie alle nichts weiter als ein paar Ascheflocken, die zum Himmel aufstiegen.
    Er war wütend, weil Sha-Kaan sie nicht beschützte, und rief im Geist den Namen des Großen Drachen, verlangte dessen Hilfe und flehte ihn an, er möge ihn retten. Er stolperte, wäre fast gestürzt und unterdrückte einen Schrei, als ihm etwas einfiel. Jetzt wurde sein Albtraum wahr. Auf der
Burg Taranspike hatte er geträumt, er liefe über rissige Erde, käme nirgends an und könne seinem Schicksal nicht entrinnen. Im Traum wurde er gefangen, die Haut wurde ihm von den Knochen gebrannt, und er war völlig hilflos.
    Von rechts wehte große Hitze herüber, und ein grellrotes Licht war zu sehen, als das Gras versengt wurde. Niemand schrie, aber falls es Opfer gab, hätten sie sowieso nicht genug Zeit dazu gehabt. Hirad betete, dass es nicht Jatha getroffen hatte, und lief schneller. Ein Knistern erfüllte die Luft, und dichter Rauch stieg in den Himmel, als das trockene Gras in Flammen aufging. Hinter der Rauchwolke stieg der Drache – er war etwa siebzig Fuß lang und kaum mehr als vierzig Schritt entfernt – wieder zum Himmel empor und nahm Anlauf für den nächsten Sturzflug. Der lange, blaue Körper bewegte sich elegant durch die Luft, die Flügel schlugen anmutig. Schwarz fiel sein Schatten über den Boden, die riesigen Flügel knallten wie Segel, als sie das Tier durch die Luft trieben. Mit absoluter Sicherheit wusste Hirad, dass der Drache das nächste Mal sie aufs Korn nehmen würde.
    Er stürmte weiter, mit eingezogenem Kopf und erhobenen Armen, um das Gesicht zu schützen. Höchstens ein Dutzend Schritt vor ihm fiel das Gelände etwas ab. Es war ihre einzige Chance.
    »Der Rabe!« brüllte er, um das tosende Feuer, die Rufe der anderen Männer und die Schreie von hundert Drachen zu übertönen. »Hier ist ein Abhang, da müssen wir runter. Unten bleiben!« Er spürte, wie der Drache hinter ihnen wendete, und rannte weiter. Der letzte Schritt war beinahe schon ein Sprung, er stürzte, rollte den Hang hinunter und überschlug sich mehrmals. Grashalme, Erde und lose Steine flogen ihm um die Ohren.
    Der Hang war steiler, als er angenommen hatte. Er hatte
Mühe, seinen Sturz abzubremsen. Eine gewaltige Feuerlanze fuhr über ihn hinweg und entzündete das Gras oberhalb des Hanges. Ein weiterer Brand flammte auf und verzehrte ringsum die gesamte Vegetation. Hitze waberte den Hang herunter, und der Schatten des Drachen zog über ihn hinweg. Hirad breitete Arme und Beine aus, um sich abzufangen, erreichte das Ende des Hangs und prallte gegen den Unbekannten. Staub wirbelte in die Luft, hinter ihnen rutschten trockene und abgebrochene Grashalme nach.
    Die beiden Männer halfen sich gegenseitig hoch. Ilkar lag ein paar Schritt entfernt. Er setzte sich kopfschüttelnd auf. Ringsherum wallte der Staub, über ihnen schwebte eine Wolke und verdeckte die Sonne. Ein beißender, stechender Brandgeruch breitete sich aus. Irgendwo in der Nähe war schon wieder das Zischen des Drachenfeuers zu hören.
    »Der Rabe!«, schrie Hirad. »Meldet euch, wenn ihr mich hört. Hier entlang.«
    Denser und Erienne riefen, dass sie unverletzt waren. Thraun tauchte wortlos neben Hirad auf und nickte knapp.
    »Lage einschätzen«, sagte Hirad.
    »Der Rauch am Himmel deckt uns, aber das Feuer bringt uns um, wenn wir hier bleiben. Wir müssen hier weg und auf der anderen Seite den Hang hinauf. Der Wind weht von Osten, also sollten wir uns nach Osten in Sicherheit bringen.«
    Denser und Erienne stießen zu ihnen. Der Dunkle Magier hatte einen Arm um Eriennes Hüfte gelegt, sie blutete aus einer Schnittwunde am Kinn.
    »Nicht gerade der Empfang, den eine schwangere Frau sich wünscht«, sagte sie. Hirad war offenbar deutlich anzusehen, dass er sich Sorgen machte, und sie lächelte beruhigend.
»Aber es braucht schon erheblich mehr als eine Rutschpartie durchs Gras, um ein Magier-Kind zu verletzen.«
    »Gut«, sagte Hirad. »Kommt, wir wollen uns von den Bränden entfernen. Haltet euch die Hand vor den Mund, wenn ihr könnt.« Er ging los, zog ein Tuch aus der Hosentasche und band es sich vor den Mund. Es schützte recht gut vor dem Rauch, der über ihnen am Himmel hing und

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