Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
hindern, die ganze Ebene zu erfassen, die hunderte von Quadratmeilen groß sein musste. Wenn er sich umsah, dann sah er nichts außer blauem Himmel und hellen Wolken. Von dort war keine Rettung zu erwarten.
Er flog in Richtung der Berge bis hinter die Flammen, weil er damit rechnete, dass etwaige Überlebende sich in diese Richtung zu wenden versuchten. Es dauerte nicht lange, bis er Bewegungen im Gras sah, wo jemand rücksichtslos vorwärts stürmte und die Halme knickte.
»Styliann«, schnaufte er. Er flog dicht übers Gras und rief ihnen zu, sie sollten anhalten. Aus der Nähe sah er drei Protektoren in einem weiten Halbkreis laufen. Sie schienen niemanden zu beschützen, doch die Bewegungen der Halme verrieten ihm, dass Styliann in ihrer Mitte unter einem Tarnzauber rannte. Keine schlechte Idee, wenn einem die Sicherheit der Begleiter egal war.
»Styliann, bleibt stehen. Wir müssen uns neu formieren.« Er überflog ihn und drehte sich in der Luft um.
»Nein«, antwortete ihm eine körperlose Stimme, die vor Anstrengung atemlos klang. »Wir müssen hier verschwinden.
Ich habe Jatha aus den Augen verloren, und drei meiner Protektoren wurden getötet.«
»Beruhigt Euch, der Drache ist weg.«
»Das glaubt Ihr doch selbst nicht.« Und wie um Stylianns Worten Überzeugungskraft zu verleihen, ertönte rechts von Denser ein Brüllen und sagte ihm, dass keineswegs alles in Ordnung war. Durch den Rauch brach der Drache hervor, stieß auf den Boden herab und packte einen von Jathas Männern oder vielleicht auch Jatha selbst. Er flog wieder auf, zerfetzte den Mann mit den vorderen Klauen und stopfte sich nacheinander die Brocken ins Maul. Das Blut spritzte und sprudelte in alle Richtungen.
Denser schlug das Herz bis zum Hals. Er zuckte unwillkürlich zusammen und hatte Mühe, seine Konzentration zu bewahren. Sein Atem ging stoßweise, sein Mund wurde trocken. Ein Schaudern lief durch seinen ganzen Körper, und seine Hand zitterte, als er sich die schwitzende Stirn abwischte.
»Verschwindet vom Himmel, Denser, Ihr seid da oben ein erstklassiges Ziel. Und sagt Hirad, er soll seine verdammten Drachenfreunde rufen, sonst sind wir alle tot. Verstanden? Verschwindet endlich, ihr verratet den Drachen meine Position.« Styliann und seine Protektoren wechselten die Richtung, und Denser segelte davon. Er war sich bewusst, wie verletzlich er war und hielt sich dicht über dem Gras, als er eilig zum Raben zurückflog. Er wunderte sich, wie weit er schon gekommen war, und trimmte seine Flügel erneut, um seine Geschwindigkeit zu erhöhen.
Hinter sich hörte er den Drachen ein Bellen ausstoßen, das verblüfft klang. Als er sich über die Schulter umdrehte, sah er den Drachen eine Wende fliegen, und sein Blick war auf ein einziges Ziel fixiert.
»Guter Gott«, murmelte Denser. Er näherte sich dem Raben, und er und die anderen hatten jetzt nur noch eine einzige Chance. Er hörte die Schwingen des Drachen hinter sich flattern und ging noch etwas tiefer hinunter, bis er mit den Beinen über die hohen Grashalme strich. Er flog direkt in den Rauch des Feuers hinein, das in der Senke wütete, hielt den Atem an und bog scharf nach links ab, bis er sich am Rand der Rauchwolke entlangbewegte. Dann schoss er wieder in die frische Luft hinaus und sah, dass der Drache weiter geradeaus flog und bei der Jagd auf Denser den Raben übersehen hatte.
Denser ergriff die Gelegenheit, flog eilig zu den Gefährten zurück und landete just in dem Augenblick, als der Drache bemerkte, dass er hereingelegt worden war und in der Luft wendete. Er würde nicht lange brauchen, um sie zu erreichen.
»Schnell«, sagte Denser. Er landete und warf die Schattenschwingen ab. »Wieder den Hügel hinunter. Der Drache kommt zurück. Erienne, wir brauchen etwas, das sein Feuer abhält. Einen stärkeren harten Schild. Ich versuche eine Verteidigung mit Eiswind. Vielleicht nützt es was.« Sie wirkten ihre Sprüche, während sie nach unten stiegen. Sie blieben eng beisammen, und Hirad wies ihnen den Weg.
Schon während sie kletterten, wussten sie, dass sie es nicht schaffen würden. Sie liefen in die Flammen zurück, der Schatten des Drachen glitt noch einmal über ihnen vorbei, seine Schwingen flappten laut und schrecklich, sie konnten sehen, wie er wendete und umdrehte, um noch einmal durch die Senke zu fliegen. Er riss das Maul auf und holte tief Luft.
Er erreichte sie nicht mehr. Von oben packten riesige Kiefer seinen Hals und drückten ihn auf die Erde, die
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