Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
riechenden Luft, und die Zelte standen in präzisen Abständen. Da sie nicht genügend Zeit gehabt hatten, gab es hier keine Türme und Palisadenzäune, doch die Wesmen hatten immerhin starke Patrouillen zur Sicherung eingesetzt. Ein Überraschungsangriff auf das Lager wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt, und Tessaya wollte, dass sie es wussten.
Als sie ins Lager ritten, fühlte Darrick sich nicht mehr ganz so gut. Tausende Köpfe wurden gedreht, die Krieger starrten sie an, die Arbeitsgeräusche und die Gespräche verstummten, und eine ungezügelte Feindseligkeit war zu spüren. Aus allen Ecken des Lagers kamen Wesmen gerannt, um den Feind, der sich in ihre Mitte wagte, in Augenschein zu nehmen. Hier und dort kamen auch Schamanen mit bemalten Gesichtern und Umhängen zum Vorschein und starrten die Unterhändler böse an. Ihre Hände zuckten hektisch, und die Münder stießen Verwünschungen aus.
Doch niemand wagte es, die Ehrenwache, die sich durchs dichter werdende Gewimmel drängte, ernstlich zu stören. Sie hielten auf ein Zelt zu, das so aussah wie alle anderen, abgesehen nur von den Wachposten, die es streng abschirmten, und den zwölf Bannern, die zu beiden Seiten des Eingangs im Boden steckten und eine enge Gasse bildeten.
Kurz vor dem Zelt ließ das Ehrengeleit den Zug anhalten und winkte, dass die Balaianer absteigen sollten.
»Bleibt bei den Pferden«, wies Darrick den Anführer
seiner Leibwache, einen Elfenmagier, an. »Seht den Kriegern nicht in die Augen und haltet die Schilde oben.«
»Ja, Sir.«
Darrick blickte am Elf vorbei, dessen knappes, energisches Nicken nicht die Angst überspielen konnte, die er im Bauch hatte, und sah, wie der Mob der Wesmen von allen Seiten zum Zelt drängte. Wenn die Verhandlungen scheiterten, gab es keinen Fluchtweg mehr.
»Nur Mut«, sagte Blackthorne, der Darricks Gedanken erraten hatte. »Falls wir sterben sollten, hat Eure Armee immer noch alles, was sie zum Siegen braucht.«
»Wie beruhigend doch die Vorstellung ist, dass sie mich eigentlich gar nicht benötigen«, bemerkte Darrick.
»Ihr wisst schon, was ich meine.«
Die braune Leinwand vor dem Zelteingang wurde zur Seite geklappt, und ein alter Schamane winkte sie herein.
Das Zelt war schlicht eingerichtet. Links stand eine niedrige Pritsche, die Decken waren ordentlich gefaltet. Rechts war ein Serviertisch mit Fleisch, Brot, Krügen und Bechern gedeckt. Zu beiden Seiten der Tür stand ein Wächter, in der Mitte war ein Tisch mit einem einzelnen Stuhl aufgebaut. Der alte Schamane, der ein schlichtes graues Gewand trug, trat hinter Lord Tessaya, der aufrecht am Tisch saß und die Unterhändler über einen halb geleerten Teller hinweg anschaute.
»Willkommen in meinem Land«, sagte er. Ein böses Lächeln verzerrte sein gebräuntes Gesicht.
»Danke, dass Ihr uns Audienz gewährt.« Darrick ignorierte Tessayas derben Seitenhieb. »Es gibt wichtige Dinge zu besprechen, die unsere beiden Völker betreffen.«
»Ja«, stimmte Tessaya zu. »Eure Kapitulation, mit der Ihr bestätigt, dass jetzt die Wesmen in Balaia herrschen, und die weitere sinnlose Opfer vermeiden hilft.« Er sah an
Darrick vorbei. »Baron Blackthorne, es ist mir wie immer ein Vergnügen.«
»Ich hoffe, dass wir bald eine gute Flasche aus meinem Keller öffnen können, mein Lord«, antwortete Blackthorne. »Vorausgesetzt, Eure abziehenden Kräfte haben den Zugang übersehen. Aber wenn Ihr General Darrick nicht anhört, dann wird keiner von uns jemals wieder irgendein Vergnügen haben.«
Der Schamane beugte sich vor und flüsterte Tessaya etwas ins Ohr. Der Lord der Wesmen nickte.
»Eure verzweifelte Suche nach Hilfe von außerhalb dieser Welt ist mir bekannt. Und selbst wenn Ihr mich hier mit sinnlosem Gerede aufhaltet, wird mein Mitkämpfer Lord Senedai das Haus und dann den unersetzlichen Raben vernichten. Bald wird er die xeteskianischen Unmenschen überwältigt haben, und wenn es so weit ist, dann werden Balaia und noch eine andere Welt meinen Eroberungsarmeen offen stehen. Sprecht, General Darrick. Wir wollen sehen, ob Ihr nicht nur ein guter Soldat, sondern auch ein guter Redner seid.« Tessaya lehnte sich zurück und trank einen großen Schluck aus seinem Becher. Auf ein Fingerschnippen eilte ein Türwächter zum Beistelltisch und füllte ihm nach.
»Balaia schwebt in großer Gefahr. Über Parve gibt es ein Loch am Himmel. Es verbindet unsere Welt mit einer anderen Dimension, und es muss geschlossen werden, wenn wir keine
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