Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Elfenaugen durchsuchten den Wald von Grethern im Süden und die kahlen Anhöhen im Norden. Gruben für Feuer und Unrat wurden ausgehoben, Zelte aufgestellt, Tiere festgebunden und bewacht, die Wagen von Quartiermeistern und Waffenschmieden entladen, und weniger als eine Stunde nach der Ankunft waren die Lagerzelte aufgebaut und die Schmieden in Betrieb.
Darrick wandte sich mit einem kleinen Lächeln von diesem Schauspiel ab. »Nicht übel«, sagte er, »wenn man bedenkt, dass weniger als tausend von ihnen kampferprobte Soldaten sind.«
Blackthorne kicherte. »Nun ja, die Bauern und Winzer von Blackthorne waren schon immer sehr praktisch veranlagte Menschen.«
Darrick sah ihn an und fragte sich, ob Blackthorne scherzte. Gresse bestätigte seine Vermutung.
»Und die siegreichen Verteidiger von Gyernath stehen fassungslos vor Bewunderung daneben, was?«
»Immerhin haben sie die Erlaubnis bekommen, meinen Spezialisten zur Hand zu gehen.« Blackthornes Augen blitzten unter den dunklen Augenbrauen. Darrick räusperte sich.
»Unsere Vorführung sollte den Spähern der Wesmen jedenfalls etwas Stoff zum Nachdenken geben«, sagte er.
»Ich nehme an, Tessaya wird bis ins Mark erschüttert sein, wenn er hört, wie gut Blackthornes Kellermeister und Winzer sind«, sagte Gresse. Darrick runzelte die Stirn über den scherzenden Ton, und Gresse wurde sofort wieder ernst. »Entschuldigt, General. Verratet Ihr uns, wann Ihr reiten wollt?« Er setzte sich auf einen der sechs Stühle, die im Befehlszelt rings um den Kartentisch aufgebaut worden waren.
»Wir werden essen, und dann werde ich die Parlamentärsflagge hissen und mit einem Dutzend Kavalleristen als Begleitschutz zu den Wesmen reiten.«
»Und mit uns«, sagte Blackthorne.
»Wie bitte?« Darrick runzelte die Stirn und sah den großen, ernsten Baron noch einmal streng an. Dieses Mal war keine Spur von Humor zu entdecken.
»Ich kenne Tessaya. Er hat meine besten Weine gekauft. Vielleicht hört er auf mich«, sagte Blackthorne.
»Und Ihr, Baron Gresse?«
»Ich werde mit meinem Freund und mit Euch reiten, um der Abordnung Unterstützung und Gewicht zu geben. Tessaya soll begreifen, dass es nicht einfach nur ein Trick ist. Drei bekannte Männer aus Balaia, das könnte ihn vielleicht überzeugen.«
Darrick nickte. »Also gut. Ich kann nicht sagen, dass ich die Unterstützung nicht brauchen kann. Tessaya ist ein schwieriger Verhandlungspartner, nachdem er so weit in
unser Land eingedrungen ist.« Er empfand eine Erleichterung, die er als General eigentlich nicht hätte empfinden sollen, aber die beiden Barone hatten eine Ausstrahlung, die ihn zuversichtlich machte. Es war, dachte er, eine Art selbstverständlicher Wille zum Erfolg und eine Weigerung, die Möglichkeit einer Niederlage auch nur ins Auge zu fassen. Gewiss war es dies, was auch ihre Leute in ihnen sahen, und es war der Grund dafür, dass eine Hand voll Soldaten und eine Armee von Bauern einen so großen Einfluss auf den Krieg gehabt hatten.
»Wird er die Parlamentärsflagge überhaupt akzeptieren?« , fragte Darrick.
»Ja«, antwortete Blackthorne sofort. »Aber nicht, weil er besonders ehrenhaft wäre. Doch er ist ein kluger Mann, der es vermeidet, seine Leute zu opfern, wenn er den Sieg auch durch Verhandlungen erringen kann.«
»Allerdings neigt er manchmal zu Fehlurteilen«, wandte Darrick ein. »In Understone hätte er uns beispielsweise aus einer viel stärkeren Stellung heraus angreifen können. Ich glaube, er ist in Panik geraten.«
»Das ist möglich«, räumte Blackthorne ein. »Aber geht nicht davon aus, dass er sich noch einmal irren könnte.«
Zwei Stunden später ritten die drei Männer aus dem Lager. Ihr Begleitschutz folgte in Zweierreihen hinter ihnen, ein einzelner Reiter ritt mit der grünweißen Parlamentärsflagge vorneweg.
Eine Viertelmeile vor dem Heer der Wesmen wurden sie von dreißig Axtkämpfern der Wesmen eskortiert, die neben den Pferden trabten. Sie waren ohne ein Wort aus dem Wald gekommen. Es war eine Ehrengarde, und Darrick fühlte sich in Begleitung der Männer seltsamerweise ein wenig sicherer. Trotzdem gab er den beiden Magiern ein Zeichen, den Schild aufrechtzuerhalten.
Kurz danach erreichten sie eine Anhöhe, hinter der die Wesmen lagerten. Das Lager erstreckte sich zu beiden Seiten etwa eine Viertelmeile weit über Weideland und Felder. Dutzende Feuer brannten und sandten ihren Rauch in den Nachmittagshimmel. Banner und Wimpel hingen schlaff in der nach Regen
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