Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Stapel von geräuchertem Fleisch, Gemüse, Korn, Seile und Waffen. Geplatzte Mehlsäcke explodierten mit hellen Blitzen. Die Planen blähten sich abrupt auf und rissen, und ein Schauer von Planken, Splittern, Holzstücken und Müll
flog durch die Nacht. Die Flammen griffen um sich, eine gelb-orangefarbene Feuerwand breitete sich aus und erfasste Männer und die umgebenden Zelte. Die Wächter, die rings ums Hauptfeuer saßen, hatten keine Chance.
»Der Rabe, los jetzt!«, rief Hirad, als im Lager das Chaos ausbrach. Von irgendwo trug der Wind ein Lachen heran. Er rannte zum Turm, auf dem Ilkar und Denser standen. Feuerkugeln flogen und trafen die Zelte am nördlichen Ende des Lagers. Das Feuer erfasste auch die Banner der Stämme und verbrannte Menschen und Leinwand ohne Unterschied. Immer neue Schreie übertönten die Rufe der Wesmen, die sich allmählich zu organisieren begannen. An zwei Dutzend Stellen brannte es jetzt. Männer liefen mit Eimern hin und her, retteten die Lagerbestände und die verletzten Gefährten.
Eine Hand voll Wesmen-Krieger lief los, um den Raben abzufangen und den Turm zu besetzen.
»Vergiss die Schilde, Erienne«, sagte Hirad, als sie ihre Positionen einnahmen, die Magierin hinter den drei Schwertkämpfern. »Wir brauchen jetzt Angriffskraft, und zwar schnell.«
»In Ordnung.«
Hirad ging brüllend auf die ersten Wesmen los. Der Unbekannte stand drei Schritt rechts neben ihm und wartete auf den Angriff von der Flanke.
Der Barbar schlug von links nach rechts, sein Gegner blockte ab und sprang zurück. Hirad setzte nach und ließ einen Schlag auf den Hals seines Gegners los, den dieser abwehren konnte, doch auf den dritten Hieb, als Hirad die Hand wechselte und ihm einen großen Schnitt an der Brust zufügte, war er nicht vorbereitet. Das Blut quoll durch die dicken Pelze, und er taumelte. Der Rabenkrieger machte einen Ausfallschritt und durchbohrte sein Herz.
Dann drehte Hirad sich um und sah, dass der Unbekannte
mit zwei Gegnern gleichzeitig beschäftigt war. Er trieb dem ersten die Klinge in die Seite und versetzte dem zweiten einen Tritt in den Bauch. Weitere Wesmen sammelten sich, und Hirad schätzte ihre Chancen ab.
»Ilkar, wir brauchen euch beide hier unten«, rief er.
»Wir haben eine bessere Idee«, rief Ilkar zurück. »Geht zum Strand, wir treffen euch dort.«
Hirad konzentrierte sich wieder auf den Kampf. Mitten im Lager wütete das Feuer. Es wurde vom Wind angefacht und griff auf immer neue Zelte über. Die gequälten Schreie von verschreckten Tieren übertönten das Prasseln der Brände und die Schreie der Kämpfer. Direkt vor dem Raben lösten sich zwanzig Wesmen aus dem Tumult und kamen herbeigerannt. Der Unbekannte tippte mit der Klinge auf den Boden und wartete.
»Ich nehme die linke Seite«, sagte er, als er Hirads Blick spürte.
»Will, rechts neben mich«, sagte Hirad. Der drahtige Mann trabte an seine Position. Die Wesmen liefen weiter, und ihr Tempo war die größte Gefahr, denn allein durch ihre schiere Überzahl drohten sie die wenigen Rabenkrieger einfach zu überrennen.
Erienne trat zwischen Hirad und den Unbekannten. Sie hockte sich hin und breitete die Arme aus.
»Eiswind.« Die Temperatur fiel stark, als ein Strom entsetzlich kalter Luft von Eriennes Handflächen ausging und pfeifend das Zentrum der heranstürmenden Wesmen traf. Der breite Kegel traf sechs Männer voll, die sofort stürzten. Sie pressten die Hände vors Gesicht, ihre Lippen froren aneinander fest, die Augen verwandelten sich in Eis und zersprangen. Ihre Schmerzensschreie waren in den nutzlosen Mündern kaum mehr als ein verzweifeltes Keuchen.
An der Peripherie des Kegels kühlte das Blut unter der
ungeschützten Haut stark ab, Klingen rutschten aus tauben Fingern, und Köpfe wurden erschrocken abgewandt. Die ganze Reihe der Angreifer geriet ins Stolpern und kam zum Stillstand, nachdem sie vom eiskalten Wind getroffen worden war.
Der Eiswind brach so schnell ab, wie er begonnen hatte, doch die erschütterten Wesmen sollten keine Ruhepause bekommen. Sie versuchten gerade, in das nach dem Spruch entstandene Chaos etwas Ordnung zu bringen, als sie von Thrauns Angriff überrumpelt wurden. Der Wolf hatte sich leise angeschlichen, doch nun heulte er und sprang in Kopfhöhe mitten in die Feinde hinein, riss einem die Kehle auf und warf mit seinen riesigen, rudernden Pfoten einen Zweiten von den Beinen, der bewusstlos am Boden liegen blieb.
Hirad wollte eingreifen, doch der Unbekannte
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