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Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers

Titel: Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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starker Mann, und die Schattenschwingen, die er aktiviert hatte, waren für dieses Gewicht ausgelegt, doch es gab eine Grenze, und die zunehmenden Schmerzen in seinen Gliedern gefährdeten seine Konzentration.
    »Was hast du noch drauf?«, fragte Denser.
    »Feuerkugeln oder noch einen Kraftkegel. Ich will genug Mana-Reserven behalten, um das Boot abzuschirmen«, erwiderte Ilkar. »Aber da wir gerade dabei sind: Was hast du denn noch drauf?«
    »Das wirst du schon rechtzeitig erfahren«, sagte Denser.
    »Wie denn?«
    »Wenn ich schlapp mache, fällst du runter.«
    »Sehr witzig.«
    »Konzentriere dich auf die Feuerkugeln. Wenn wir die Eimerkette zerstören können, dann kommen wir vielleicht unbeschadet davon.« Ilkar nickte und schloss die Augen. Seine Lippen bewegten sich leicht, seine Finger machten kleine Kreise in der Luft. Denser lehnte sich zurück, um die Verlagerung des Schwerpunktes auszugleichen.
    Denser beobachtete die geschickten Bewegungen des erfahrenen Magiers. Ilkar hielt die Arme fast reglos, nur die Hände erschufen die Form, die er gleichzeitig mit seinen Worten bildete. Keine Bewegung war verschwendet, kein bisschen Mana wurde vergeudet. Er war ein ausgezeichneter Magier, hatte viele Jahre gelernt und seine Fähigkeiten durch manchmal quälende Übungen vervollkommnet. Denser wusste das, weil es ihm nicht anders ergangen war.
    Doch so klug Ilkar seine Mana-Reserven auch einsetzte, er wurde langsam müde, während Denser sich noch so frisch fühlte wie zuvor, als er den Tarnzauber gewirkt hatte. Durch Dawnthief war irgendetwas mit ihm geschehen. Eine neue Verbindung zum Mana war entstanden, ein Zugang, der bis
tief in seinen Wesenskern reichte. Er hatte neue Möglichkeiten gefunden, die Formen zu konstruieren. Densers neues Verständnis entsprach sehr der sparsamen und atemberaubend schnellen Art und Weise, auf welche Styliann das Mana formte. Doch es war mehr als bloßes Verständnis. Es war eine grundlegende Koexistenz mit dem Treibstoff der Magie.
    Ilkar nickte und gab Denser damit zu verstehen, dass er bereit war, den Spruch zu wirken. Er hatte die Augen geöffnet und konzentrierte sich auf sein Ziel. Denser flog über die Eimerkette hinweg, auf die Bucht von Triverne hinaus und wieder zurück, um Ilkar parallel zur Kette der Männer ein möglichst gutes Ziel zu geben.
    »Feuerkugeln.« Ilkar klatschte in die Hände und öffnete die Handflächen. Drei orangefarbene Kugeln lagen dort. Sie wurden groß wie Äpfel, dann zog er die Hände nach unten und auseinander, und die Feuerkugeln flogen davon. Im Fallen wuchsen sie bis zur Größe von Schädeln, trafen die ungeschützten Wesmen und versprühten ein Feuer, das Pelze und Haut verbrannte. Die Schreie der brennenden Männer übertönten das Krachen der Brände, die das Lager zerstörten.
    Denser, dessen Arme inzwischen von der Schulter bis zum Handgelenk schmerzten, flog hinunter zum Strand.
     
    Hirad rannte los, als Ilkars Feuerkugeln die Eimerkette trafen und die empfindliche Organisation der Wesmen zerstörten. Er wich den letzten Zelten vor dem Strand aus und führte den Raben über den Sand. Die Wesmen hatten inzwischen jeden Gedanken daran aufgegeben, ihre Zelte zu retten, und kümmerten sich vor allem um ihre verletzten Stammesbrüder, deren gequälte Schreie weit durch die Nacht hallten.

    Vor ihm blieb Thraun stehen, vergewisserte sich, dass Will in Sicherheit war, und lief durch den Sand zu Denser und Ilkar, die in der Nähe der Boote gelandet waren. Hirad eilte weiter, unter seinen Füßen knirschte der Sand, und das rhythmische Plätschern der kleinen Wellen bildete einen Kontrast zum chaotischen Lärm im zerstörten Lager. Thraun erledigte unterdessen einen Wesmen-Krieger von hinten. Der Eimer des Mannes flog durch die Luft, die Warnrufe seiner Gefährten waren zu spät gekommen, um ihn zu retten.
    Dann ließ der Lärm ein wenig nach. Die Brände wüteten weiter, doch die Wesmen hielten inne und griffen endlich zu den Waffen, als ihnen dämmerte, was ihnen widerfuhr.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte der Unbekannte, der neben Hirad lief.
    »Der Rabe!«, rief Hirad. »Der Rabe zu mir!« Er hielt auf eine Gruppe Wesmen zu, die sich in der Nähe von Thraun gesammelt hatten. Der Wolf knurrte, sprang los, öffnete das Maul und ruderte mit den Pranken. Die Wesmen waren gewarnt und wichen zurück, doch sie konnten dem Raben nicht entkommen.
    »Erienne, suche ein Boot aus. Wir brauchen ein schnelles Segelboot. Will, beschütze die Magier.

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