Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
Angst hatte. Außerdem wollte der Rabe etwas Schaden anrichten.
Letzten Endes hatte Denser widerstrebend Ilkars ursprünglichem Plan zugestimmt, doch Hirad machte sich Sorgen.
Denser war noch nicht in der Lage, klar zu denken, und dies konnte Ilkar in Gefahr bringen, wenn die beiden Magier auf den Wachturm stiegen.
Die Sabotage musste jedenfalls warten, bis sie ein passendes Boot in Besitz genommen hatten. Das Feuerwerk, das Ilkar sich ausgedacht hatte, würde sie natürlich verraten, und dann mussten sie möglichst schnell verschwinden, doch alle hatten sich dafür ausgesprochen. Sie waren sich bewusst, wie wichtig ihre Mission war, doch vor allem Ilkar brannte darauf, die Nachschubwege für den Angriff auf die Kollegien zu stören.
Von der nördlichen Wand des Tals aus ging es über felsigen, aber wenigstens festen Untergrund bergab bis zur Klippe, an deren Fuß ein Wirrwarr von Felsbrocken aus dem Wasser ragte. Die Rabenkrieger nutzten die Klippe als Deckung und liefen in ihrem Schatten zum Lager, bis Thraun sie, knapp außerhalb der Sichtweite der Wesmen, anhalten ließ. Hier unten war es noch sehr dunkel, und das erste Zelt des Lagers war mehr als hundert Schritt entfernt. Im Augenblick konnten sie vom Turm aus nicht gesehen werden und waren in Sicherheit. Nur wenige Schritte weiter, jenseits der schützenden Klippe, waren sie ohne Schutz.
»Wenn wir keine Kampfgeräusche hören, zählen wir bis dreihundert und folgen dann«, sagte Thraun. »Ihr kennt den Treffpunkt. Alles bereit?« Ilkar nickte, Denser zuckte mit den Achseln.
»Bringen wir’s hinter uns«, sagte er. Hirad starrte ihn an.
»Konzentriere dich auf deine Position, Denser«, sagte er. »Wenn ihr einen Fehler macht, könnt ihr beide sterben, und das wäre unverzeihlich.«
»Ich habe weder meine Augen noch meine Vernunft verloren«, sagte Denser.
»Nur deinen Biss hast du verloren«, meinte Ilkar.
»Noch meine Achtung für meine Freunde«, fuhr Denser fort und sah Ilkar scharf an.
»Das freut mich zu hören. Also gut, lasst uns anfangen.«
Ilkar und Denser murmelten leise ihre Sprüche und bewegten die Hände an ihren Körpern auf und ab. Nach einem kurzen Nicken machte Denser einen Schritt und verschwand. Ilkar folgte ihm. Hirad konnte hören, wie sie sich im Gehen leise unterhielten.
»Bei den Göttern, ich hoffe nur, er enttäuscht uns nicht«, sagte Hirad.
»Das wird er nicht«, sagte Erienne. »Man kann viel über ihn sagen, aber dumm ist er nicht.«
»Nur störrisch, schwierig und niedergeschlagen«, sagte Hirad.
»Niemand ist vollkommen.« Erienne lächelte, doch es war ein gezwungenes, unglückliches Lächeln.
»Nein.« Hirad blickte nach Westen zum Lager der Wesmen.
Wie abgesprochen übernahm Ilkar die Führung, und Denser hakte eine Hand in Ilkars Gürtel und folgte ihm. Dank des Tarnzaubers waren sie zwar unsichtbar, doch der Spruch dämpfte nicht die Geräusche, die sie machten. Ilkar lief auf der nackten Erde und wich dem hüfthohen Präriegras aus, das bis hinauf zum Hang, von dem aus sie das Lager der Wesmen erkundet hatten, in großen Büscheln wuchs.
»Bleib nicht stehen, wenn wir die Leiter erreichen«, sagte Denser.
»Nein«, gab Ilkar mit einer gewissen Schärfe zurück. »Ich bin mir der Beschränkungen des Spruchs durchaus bewusst. Und sei leise.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, zischte Denser.
»Was, zum Teufel, ist nur los mit dir, Denser?«, flüsterte Ilkar. Seine Wut war schon wieder verraucht.
»Das verstehst du nicht«, gab der Dunkle Magier zurück. Er sprach leise und war offenbar sehr betroffen.
»Versuch’s doch.«
»Später. Gehst du im Turm nach links oder nach rechts?«
»Nach links wie abgesprochen.«
»Ich wollte nur sichergehen«, sagte Denser.
Im Lager blieb es ruhig, als sie die äußeren Zelte passierten, die um ihre jeweiligen Banner herum aufgebaut waren. Die beiden Magier gingen langsamer. Im Zelt vor ihnen schnarchte jemand. Auf der anderen Seite des Lagers wieherte ein Pferd, und der böige und unstete Wind trug den unverwechselbaren Geruch von Schweinen heran, während er an Zeltbahnen rüttelte und hin und wieder ein Bruchstück der Unterhaltungen am Feuer mitbrachte.
Ilkar dachte über ihre Aufgabe nach. Von der Klippe hatte es wie ein Kinderspiel ausgesehen, doch jetzt, aus der Nähe, kam ihm der Wachturm viel größer vor, und er war mit kräftigen Wesmen besetzt. Ilkar schaute immer wieder hin, als sie sich ihm näherten. Bis auf ihre Schritte war es völlig
Weitere Kostenlose Bücher