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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Am Eingang des Raums bürstete ein Diener den Rücken seines Mantels
ab, um Schuppen und vereinzelte Haare zu entfernen, die von seinem rasch kahl werdenden Kopf gefallen waren, ehe er die Tür öffnete.
    »Guten Morgen, meine Herren«, sagte er, als er den Raum betrat. Die drei Männer begrüßten ihn murmelnd. Zwei hatten sich gesetzt, einer stand am Kamin. Alle waren gut gekleidet, nur der Bauer, ein mürrischer Mann von mittleren Jahren namens Alpar, trug derbe Kleidung, weil er zweifellos schon seit zwei oder drei Stunden bei der Arbeit war. Die Männer, die sich gesetzt hatten, wollten sich erheben, doch Arlen hinderte sie mit erhobener Hand daran.
    »Bitte, wir wollen uns nicht mit Förmlichkeiten aufhalten. Ich denke, wir haben keine Zeit zu vergeuden.« Er setzte sich in seinen vergoldeten, gepolsterten Lehnstuhl hinter den Schreibtisch und wartete, bis ein Diener ihm eine Tasse Tee eingeschenkt und sich wieder zurückgezogen hatte. Dann forderte er seinen alten Freund, den Seidenhändler Hancross, mit einer Geste auf, sein Anliegen vorzutragen.
    »Im Hafen wird es immer schlimmer, Jasto. Die Schwarzen Schwingen sind Strolche, die sich um jeden Preis durchsetzen wollen und dabei unser Geschäft ruinieren. Die Diebstähle auf den entlegenen Gehöften werden mit jedem Tag schlimmer, und jetzt haben sie sich sogar noch etwas Neues einfallen lassen. Erik?« Hancross winkte dem Sohn von Arlens erfolgreichstem Schiffsmakler. Der junge Mann sollte eines Tages den Familienbetrieb übernehmen.
    Erik Paulsen nickte. Er hatte Mühe, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten. In seinen Augen schimmerten die Tränen. »Ich denke, dies ist auch der Grund, warum wir dachten, es sei besser, wenn wir uns direkt an Euch
wenden, mein Lord. Solange die Einschüchterungen nur uns selbst trafen, war es noch etwas anderes. Aber jetzt trifft es unsere Familien, und das ist nicht hinnehmbar. Es muss etwas geschehen.« Er hielt inne und holte tief Luft, sein Kinn bebte. Er sammelte sich und sprach weiter. »Gestern Abend sind meine Frau und meine Tochter vom Markt nach Hause zurückgekehrt. Drei dieser Bastarde haben meine Frau zu Boden geworfen. Einer hielt meiner Tochter einen Dolch an die Kehle, während die anderen beiden meine Frau begrabscht und ihr mit Vergewaltigung und meiner Tochter mit Mord gedroht haben. Ich kann es selbst kaum glauben, wenn ich es jetzt erzähle.« Er schluckte schwer. »Nicht hier, nicht mit meiner Familie.« Er schüttelte den Kopf, und eine Träne rollte über seine Wange. »Ihr solltet sie sehen. Sie sitzen beide verschreckt in meinem Haus und haben Angst, sich vor die Tür zu wagen. Aber wir sind doch hier in Arlen. Was, zum Teufel, ist hier los?« Er sah den Grafen flehend an. »Dies ist eine friedliche Stadt, mein Lord, aber wenn Ihr nichts unternehmt, dann ist zu befürchten, dass die Leute das Gesetz in die eigenen Hände nehmen.«
    »Das versprechen wir sogar«, knirschte Alpar heiser. »Paulson hat es am schlimmsten getroffen, aber wir verlieren alle dabei. Jeden Morgen ist meine Herde ein wenig kleiner, obwohl ich Wachen aufstelle. Hancross wollte es Euch nicht sagen, aber in einem seiner Läden hat es gebrannt, und wir wissen, wer das Feuer gelegt hat.«
    Arlen nickte und hob die Hände, um seine Gäste zu beruhigen. Er wurde wütend. Er hatte hart gearbeitet, um die Stadt nach den Entbehrungen des Krieges gegen die Wesmen wieder aufzubauen. Er hatte Frieden und Wohlstand nach Arlen gebracht, nicht nur in die Stadt, sondern in die ganze Grafschaft. Und er verdiente Respekt.
Die Schwarzen Schwingen sollten lernen, ihm den nötigen Respekt zu erweisen.
    »Meine Herren, dies ist meine Stadt, und ich hasse jede Art von Gewalt in der Stadt oder in den Ländereien, die mir unterstehen. Ich bitte Euch deshalb, nicht zu den Waffen zu greifen. Ich werde ohne Ansehen der Person mit aller Härte gegen jeden vorgehen, der in diesem Streit gewalttätig wird.
    Euer Besuch sagt mir aber alles, was ich über Eure Aufrichtigkeit und Euer Vertrauen in meine Herrschaft wissen muss, und dafür danke ich Euch. Ich werde heute Morgen so bald wie möglich den Hafengasthof aufsuchen, wo meines Wissens der Anführer der Schwarzen Schwingen Quartier genommen hat. Er wird die Anweisung bekommen, die Stadt zu verlassen und nicht zurückzukehren. Was er an Geld für Waren bezahlt hat, die bisher nicht geliefert worden sind, soll ihm erstattet werden, abzüglich der Kosten für Schäden, gestohlene Waren und sonstige

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