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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Auslagen.«
    »Jasto …«
    »Nein, Hancross, sagt es nicht«, unterbrach Arlen ihn. Zum dritten Mal hob er die Hand. »Der Ruf dieser Stadt beruht auf Ehrlichkeit, besonders wenn es um den Handel geht. Geld, das in gutem Glauben vorgestreckt wurde, soll zurückgegeben werden. Außerdem wollen wir nicht unser Gefängnis mit kleinen Dieben füllen. Wenn aber Eure Frau, Erik, die Angreifer identifizieren will, dann sollen sie Arlen nicht verlassen, bevor sie für ihre Verbrechen bestraft worden sind.«
    Arlen sah Paulson an und erkannte die Wut, die in den verhangenen Augen des Mannes loderte. Er rang die Hände, und seine gebräunte Haut hatte eine ungesunde graue Farbe angenommen. Er saß nicht auf dem Stuhl, er
hockte da wie ein Raubtier, das jederzeit zuschlagen konnte.
    »Erik?«
    »Sie haben sie angefasst. Sie haben sie angefasst«, sagte er, und wieder rollte eine Träne aus dem Mundwinkel. Seine Selbstbeherrschung, so bewundernswert sie war, drohte zu versagen. »Das ist ein Verbrechen. Sie müssen zahlen.«
    »Dann sollen sie dafür büßen«, sagte Arlen. »Vertraut mir.«
    Erik sah ihm in die Augen, und es war klar, dass er dem Grafen nicht glaubte. »Ja«, sagte er. »Ich will nur, dass sie wieder durch die Straßen ihrer Heimatstadt laufen können, ohne Angst zu haben.«
    Arlen stand auf und ging zu Paulson. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte leicht. »Ich weiß, Erik. Überlasst es mir. Sie werden meinem Urteilsspruch nicht entkommen.« Er wandte sich an Hancross. »Bringt ihn nach Hause und behaltet sie alle im Auge. Gebt bekannt, dass der Hafen geräumt wird. Niemand soll mir in den Weg kommen. Außerdem soll eine Nachricht zum Hafengasthof geschickt werden, dass Selik warten soll, falls es nötig ist. Ich werde binnen einer Stunde dort sein. Gibt es sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
     
    Der Unbekannte Krieger starrte sein Schwert an, als sei es eine Schlange, die ihn gleich beißen wollte. Es lag da, wo er es während des Wolkenbruchs hingeworfen hatte. Es schimmerte im sterbenden Schein des Feuers, das nicht mehr versorgt wurde, weil die Dämmerung nahte. Es war ein Symbol. Ein Symbol für den Tod des Raben. Das Ende des Vertrauens, das sie ineinander gesetzt hatten, er und Hirad. Das hatte ihm alles bedeutet. Auch wenn sie
sich in den letzten Jahren kaum gesehen und erst recht nicht miteinander geredet oder zusammen gekämpft hatten. Hirads bedingungsloses Vertrauen war immer da gewesen. Letzte Nacht hatte er es verraten.
    Noch schlimmer war, dass Hirad sogar Recht hatte. Wenn man es richtig betrachtete, dann hatte er sich bei Hirads Angriff gezwungen gesehen, Denser zu beschützen wie ein Protektor. Ihn beschützen – wie hohl dieses Wort jetzt klang. Er hatte den Mann vertrieben, der sie beisammenhalten konnte, um nicht nur Denser und seine Familie, sondern ganz Balaia zu retten.
    Hinter seiner Reaktion hatte mehr als nur sein Bedürfnis gestanden, Densers Familie zu retten. Dies verstörte ihn tief in seiner Seele. Er hätte dankbar sein müssen, dass er überhaupt eine Seele besaß, die sich sorgen konnte, doch er war es nicht. Zu viel in ihm war immer noch an die Protektoren gebunden, und trotz der relativ kurzen Zeit, die er in ihrer Mitte gelebt hatte, bedauerte er den Verlust der Bruderschaft. Auch nach mehr als sechs Jahren empfand er es noch als Verlust. Er wusste auch, dass sich dies nie ändern würde, und damit hatte er sich bisher noch nicht recht abfinden können.
    Außerdem kamen sie. Sie waren nahe. Er konnte sie fühlen, und er hatte es Ilkar am vergangenen Tag gesagt. Die widerstreitenden Gefühle, die dies in ihm auslöste, konnte er allerdings nicht beschreiben. Die Freude, ihnen nahe zu sein, die Tragödie ihrer Existenz, das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, weil er seine Seele wieder selbst besaß. Das war der größte Schmerz für ihn. Er würde sie immer fühlen können, doch er würde nie mehr die Ganzheit spüren, die der Seelenverband trotz der schrecklichen Begleitumstände all seinen Angehörigen schenkte. Er fragte sich, ob sie auch ihn fühlen konnten.

    Er blickte zu Ilkar und Denser, die unter einem eilig gebauten, unzureichenden Dach aus Zweigen, Ästen und Leder schliefen. Er war froh, dass Ilkar am vergangenen Abend eingegriffen hatte. Damit hatte der Elf eine Katastrophe verhindert. Um ein Haar wäre der Unbekannte auf Hirad losgegangen, doch Ilkar hatte ihn aufgehalten. Der Elf glaubte, Hirad werde in der Morgendämmerung ins Lager

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