Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
verschwendet. Sie sind jetzt nicht näher daran, nach Hause zurückzukehren, als sie es vor fünf Jahren waren. Stimmt es nicht? Aber du warst so sehr mit deinen lächerlichen Intrigen und deinen Machtkämpfen beschäftigt, dass es dich einen Dreck geschert hat.
Aber ich war da. Jeden Tag und jede Nacht war ich bei ihnen und habe gesehen, wie ihre Augen trüb und die Schuppen stumpf und trocken wurden. Ich habe gesehen, wie ihre Verwirrung wuchs und ihre Gedanken unklar wurden. Denn sie sind jeden Tag ein Stückchen gestorben, und jeden Tag haben die undankbaren Dreckskerle,
die sie gerettet haben, sie ein bisschen mehr vergessen.«
Denser stand mit dem Rücken an einem Baum und konnte nicht mehr ausweichen. Der Regen rann über die Borke, droben knallten Donnerschläge. Der Regenguss wurde heftiger, das Prasseln in den Blättern war inzwischen ohrenbetäubend laut, und Hirad musste brüllen, um sich Gehör zu verschaffen.
»Hast du verstanden, was ich hinter mir habe, Denser? Verstehst du auch nur so viel?« Hirad deutete mit Daumen und Zeigefinger ein winziges Maß an. »Über die Kaan wurde ein Todesurteil verhängt. Es ist ein langsamer, schleichender Tod, aber er ist sicher, weil niemand ihnen helfen wird, oder?«
»Hirad, es reicht.« Der Unbekannte schaltete sich ein, doch Hirad hörte nicht auf ihn und drang weiter auf Denser ein.
»Aber jetzt, jetzt geht es um deine Frau und um dein Kind. Das ist natürlich etwas ganz anderes. Und jetzt sollen wir alles stehen und liegen lassen und dir helfen, was? Nein, mehr als das, wir müssen dir helfen.« Er beugte sich weiter vor, bis ihre Nasen sich fast berührten.
»Tja, ich habe eine Antwort für dich, Mann aus Xetesk, und sie wird dafür sorgen, dass die verdammte Magie nicht mehr mein Land zerfetzt. Lass die Dordovaner doch das Kind umbringen. Schon ist das Problem gelöst. Ein Todesurteil, sofort zu vollstrecken. Was hältst du davon? Na? Na?« Er schüttelte Denser und knallte dessen Hinterkopf gegen den Baum. Der Magier starrte ihn hasserfüllt an.
»Hirad, es reicht.« Der Unbekannte schob den Arm zwischen sie und zog den Barbaren zurück. Hirad wehrte sich.
»Hat es dir die Sprache verschlagen, Denser? Ja?«
»Ich glaube, du hast zu viel Zeit mit deinen Echsen verbracht.«
»Zum Teufel mit dir, Denser!« Er holte aus, doch der Unbekannte hielt seine Faust fest und schob sich dazwischen. Hirad musste zurückweichen.
»Nicht«, sagte er und hob die Hände. Hinter seinem mächtigen Körper verschwand Denser vollständig. Doch Hirad war zu weit gegangen, um jetzt noch innezuhalten.
»Aus dem Weg, Unbekannter.«
Er kam wieder näher. Dieses Mal versetzte der Unbekannte ihm einen festen Stoß. Hirad taumelte zurück und musste in die Hocke gehen, als er auf dem glitschigen Boden ausrutschte.
Der Regen prasselte jetzt heftig herunter, man konnte kaum noch ein paar Schritte weit sehen. Unwillkürlich tastete der Barbar nach dem Schwert, doch der Unbekannte sprang gebückt zum Feuer und hatte im Nu mit einer einzigen, fließenden Bewegung die riesige Klinge aus der Scheide gezogen.
»Du wirst ihm nichts tun, Hirad«, sagte er. »Hör auf.« Der drohende Tonfall schockierte Hirad. Er stand fassungslos da und starrte.
»Unbekannter, hör auf damit!«, rief Ilkar. »Hirad, du auch. Wir sind der Rabe, verdammt noch mal.« Er trat zwischen sie und sah sie nacheinander an. Er konnte es nicht fassen, und man sah ihm den Unglauben an, während ihm der Regen übers Gesicht lief.
Hirad hatte die Hand vom Schwertgriff genommen und starrte mit offenem Mund die Klinge an, die der Unbekannte in der Hand hatte.
»Er würde Lyanna sterben lassen«, sagte der Unbekannte. »Das kann ich nicht zulassen. Er würde sie sterben
lassen.« Er sah Ilkar nicht an, als er ihm antwortete. »Ich glaube, solche Gefühle sind dir nicht unbekannt.«
Ilkar ignorierte die Bemerkung. »Steck dein Schwert weg, Unbekannter. Sofort. Wir werden hier nicht kämpfen, verstanden?«
Der Unbekannte Krieger schaute auf Ilkar herab, der Regen prasselte auf seinen rasierten Kopf, die Augen schimmerten orangefarben im Schein des vom Wind gepeitschten Lagerfeuers.
»Ich werde nicht zulassen, dass er Denser etwas tut«, sagte er. »Du weißt, warum.« Er warf das Schwert auf den Boden.
»Darum geht es doch nicht«, sagte Ilkar.
»Nein? Wirklich nicht?« Hirad wischte sich die Tropfen aus dem Gesicht. »Das Problem ist, Unbekannter, dass du hier drinnen immer noch ein Protektor bist.« Er
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