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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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und hoffte, er könne es verstehen.
     
    Hirad kniete sich vor Thraun, spürte die raue Wolfszunge auf der Hand und sah, wie Thraun die Schnauze zum Himmel hob. Der Barbar fuhr mit der Hand über Thrauns Kopf und sah kurz zu den anderen Wölfen. Alle vier saßen wachsam da und starrten ihn an. Eine fast komische Verwirrung war in den ausdrucksvollen Tiergesichtern abzulesen.
    »Du kannst es fühlen, was?« Er deutete zum Himmel.
    Es war faszinierend und eine ungeheure Erleichterung, dass der Gestaltwandler noch lebte, auch wenn der Begriff nicht mehr unbedingt auf Thraun zutraf. Doch wenn Thraun, so überlegte Hirad, durch und durch ein Wolf wäre, dann sähe sein Verhalten ganz anders aus.
    Wahrscheinlich waren die Wölfe dem Raben den ganzen Weg vom Dornenwald aus gefolgt. Der einzige Grund dafür war, dass Thraun sich irgendwie an seine früheren Gefährten erinnerte. Nach fast sechs Jahren hätte er völlig verwildert und nicht mehr von den Überresten an das
menschliche Leben geplagt sein sollen, doch das war offensichtlich nicht der Fall.
    »Da drin in deinem Kopf geht immer noch eine Menge vor, nicht wahr, Thraun?«
    Thraun knurrte leise und sah Hirad in die Augen, als er seinen Namen hörte. Der Barbar sah Erkennen und etwas, das ganz sicher nicht zu einem Wolf gehörte. Es war eine Ruhe und eine Zielstrebigkeit, die kein Tier hatte. Und Wissen. Wölfe waren Tiere, die vor allem instinktiv reagierten, doch Thraun wusste viele Dinge. Das bedeutete, das er auch noch Erinnerungen hatte.
    Hirad beugte sich zu ihm. Thraun wich nicht zurück.
    »Erinnere dich.«
    Der Wolf schlug mit der Pfote auf den Boden und schüttelte den Kopf. Jetzt zog er sich einen Schritt zurück.
    »Du kannst mich verstehen, was?«, sagte Hirad. »Aber kann ich dich erreichen und dich zurückholen? Willst du überhaupt zurückkommen?« Er erinnerte sich an den Funken in Thrauns Augen, der früher zu sehen gewesen war, wenn er die Wolfsgestalt angenommen hatte. Der Funke war nach so vielen Jahren nicht mehr da, doch Thraun besaß immer noch Intelligenz, daran konnte kein Zweifel bestehen.
    Hirad stand wieder auf und sah nach seinem Pferd. Das Tier hatte immer noch große Angst, musste inzwischen aber gespürt haben, dass sein Leben nicht in unmittelbarer Gefahr war. Hirad kehrte zu seinem Lager zurück, band die Lederplane los und rollte sie zusammen, gürtete sein Schwert und hob den Sattel hoch. Als er ihn auf den Pferderücken legte, wurde der Hengst etwas ruhiger. Er stupste sogar Hirads Rücken mit dem Maul, als der Barbar sich bückte, um den Bauchgurt zu befestigen. Als Trense und Zaumzeug an Ort und Stelle waren, setzte Hirad dem Tier einen Kuss auf die Nase.

    »Braver Junge. Also, hör zu.« Er hielt den Kopf dicht neben das linke Ohr des Hengstes und streichelte sachte seine Wange. Ruhig und mit einem Tonfall, der seine Wirkung nicht verfehlen konnte, sprach er mit dem Tier. »Vergiss nicht, dass du einer bist, der sein Heim mit Drachen teilt. Das hier sind bloß ein paar Wölfe. Du wirst mich doch nicht im Stich lassen, oder?«
    Das Pferd schnaubte leise und wieherte und versuchte, den Kopf herumzudrehen und ihn mit einem großen, dunklen Auge anzusehen.
    »Ich wusste doch, dass ich mich auf dich verlassen kann. Dann komm«, sagte er.
    Er hielt den Kopf dicht neben den des Pferdes, streichelte seinen Kopf und führte das widerstrebende Tier sachte zu den Wölfen. Dann sprach er Thraun an. »Wir müssen zu den anderen. Zum Raben.« Er deutete in Richtung des Lagers, doch Thraun knurrte, und das Rudel stellte sich ihm in den Weg. Hirad blieb stehen packte das Zaumzeug fester, und das Pferd stemmte alle vier Hufe in den Boden.
    Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Die fünf Wölfe sahen ihn fast flehend an. Es war keine Drohung, es war eine Warnung.
    »Was ist los?« Er breitete die Arme aus und nahm den Zügel etwas lockerer. Wie zur Antwort trabte Thraun an ihm vorbei in Richtung der aufgehenden Sonne und in Richtung Arlen. Er blieb stehen und sah Hirad an, und sein Knurren klang wie ein Befehl.
    »Komm schon, Thraun, das Lager ist dort.« Hirad deutete zum Wald. Thraun bellte einmal und wechselte die Richtung, die anderen Wölfe zögerten einen Moment und schlossen sich ihm an.
    Hirad schwang sich in den Sattel und redete seinem
ängstlichen Pferd gut zu, bis es den Wölfen folgte. Er beugte sich vor und streichelte den Kopf des Hengstes und flüsterte ihm ermunternde Worte ins Ohr.
    Er rechnete damit, den Raben noch

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