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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Funkeln in den Augen wie sein früherer Herr. Sie war den beiden nur einmal begegnet, doch die Begegnung hatte ihre Zwillingssöhne das Leben gekostet.
    Sie wusste inzwischen, dass der Kummer über den Tod ihrer Söhne nie ganz heilen würde. An manchen Tagen war er schwächer, an anderen stärker, aber er war immer da. Das war ein weiterer Grund für Erienne, das zu tun, was sie gerade tat. Niemand sollte ihr jemals wieder ein Kind wegnehmen.
    So stand sie in schwerem Mantel und dicken Hosen auf Deck und ließ den Wind mit ihrem Haar spielen. Sie sah sich auf der Meerulme um. An diesem Morgen ging es ihr etwas besser, sie wünschte sich nicht einmal mehr, die Elfenfrau möge wieder verschwinden, als Ren’erei übers Deck zu ihr kam.
    Ren’erei musterte Erienne scharf und versuchte, ihre Stimmung abzuschätzen. Sie trug den gewohnten braunen und grünen Mantel, geschnürte Lederhosen und ein braunes Hemd.
    »Wie geht es dir?« Ren’erei lehnte sich mit dem Rücken an die Reling und verschränkte, halb zu Erienne gewandt, die Arme vor der Brust.
    Erienne zuckte mit den Achseln. »Nicht schlecht. Nicht mehr ganz so benebelt.« Sie machte eine Geste, als wolle sie ihren Kopf zerquetschen.
    »Ist das gut?« Ren’erei lächelte.
    »Ja, das ist gut. Vor allem bin ich froh, dass wir fast da sind. Die Reise ist mir sehr lang geworden.«

    Ren’erei nickte und wurde wieder ernst. »Ich kann deine Ungeduld verstehen. Wir müssen aber in Arlen vorsichtig sein. Denser hat Recht, du solltest an Bord bleiben. Wir werden ihn schon finden.«
    »Das stimmt wohl.«
    »Was ist denn los?«
    Erienne seufzte. Sie war es nicht gewohnt, sich so hilflos zu fühlen. Das war etwas, das ihre Laune ganz sicher nicht besserte.
    »Ich bin wütend, weil ich keinen Kontakt mehr mit ihm aufnehmen kann, und er vermutlich auch nicht mit mir. Bei den Göttern im Himmel, Ren’erei, wir wissen nicht einmal, ob er überhaupt dort ist. Und wenn du nach ihm suchst, dann wirst du ihre Aufmerksamkeit erregen.«
    »Meinst du die Schwarzen Schwingen?«
    Erienne nickte. Sie brachte den Namen nicht über die Lippen, und die Angst drehte ihr förmlich den Magen um.
    »Sie sind nicht in der Nähe.«
    »Nein?«, fauchte Erienne aufgebracht. »Wie kannst du da so sicher sein? Frag doch Tryuun nach ihnen. Als ich beim Raben war, dachten wir, wir hätten sie vernichtet, bevor Dawnthief gewirkt wurde. Bei den brennenden Göttern, ich schwöre dir, ich habe Selik durch meine eigene Hand sterben sehen. Du sagst mir, er habe überlebt, und Tryuuns Gesicht ist Beweis genug.« Sie fuhr sich mit einer Hand über ihr Gesicht und wischte die Haare weg, die vor ihren Augen flatterten. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, machte einen Schritt auf Ren’erei zu und legte ihre Hände auf die der Elfenfrau.
    »Diese Männer sind gefährlich. Sie haben Magier, die für sie arbeiten. Ich flehe dich nur an, vorsichtig zu sein.
Du bist eine gute Freundin, Ren. Werde nicht unvorsichtig. Das Leben meiner Tochter steht auf dem Spiel.«
    Ren’erei nickte. »Das werde ich nie vergessen. Ich werde beherzigen, was du sagst. Wir werden Denser schon finden, keine Sorge.«
    Erienne kam nicht mehr dazu, ihr zu antworten, denn sie wurden durch einen Ruf vom Ruderdeck unterbrochen. Sie drehten sich zum Kapitän um, der zum Ostufer deutete, wo die Bäume zur Mündung des Sees hin spärlicher standen. Ren’erei blickte in die Richtung, in die der Ausguck zeigte, und starrte angestrengt zu den Bäumen hinüber. Erienne konnte nichts sehen. Sie fuhren hundert Schritt vom Ufer entfernt mitten auf dem Strom, und für sie gab es in den Schatten zwischen den Bäumen keine erkennbaren Konturen. Sie hatte keine Ahnung, was der Ausguck bemerkt hatte.
    »Was ist denn?«, fragte sie.
    »Reiter.« Ren’erei starrte weiter hinüber, ohne sich zu bewegen. »Es sind vier. Kundschafter.«
    Sie wusste um den überlegenden Gesichtssinn der Elfen, aber sie musste es einfach aussprechen.
    »Ich kann überhaupt nichts sehen.«
    Ren’erei wandte sich betont nachsichtig zu ihr um.
    »Erienne, sie sind Späher, weil sie Pferde reiten, die auf kurze Sprints und Ausdauer gezüchtet sind. Sie tragen nur leichte Rüstungen und sind nur leicht bewaffnet. Vor allem aber sind sie Elfen und wissen, dass wir sie gesehen haben.«
    »Dann suchen sie uns?«
    »Wen denn sonst?« Ren’ereis Lächeln war etwas gezwungen.
    »Aber wie kann das sein?«, fragte Erienne verzweifelt. Der Anflug von guter Laune war verschwunden,

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