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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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möglich ist. Ich gehe an Land, höre mich um und sehe, was ich herausfinden kann. Die Mitglieder des Raben dürften nicht schwer zu finden sein.«
    »Nein«, stimmte Erienne lächelnd zu. Erkannt zu werden, war normalerweise schmeichelhaft. Im Augenblick war es ein Risiko. Sie zog sich die Kapuze ihres Mantels über das rotbraune Haar.
    »Wir werden sehen.« Sie wanderte über das Deck. Arlen und seine Menschen waren nur noch ein paar Schritte entfernt, und das elegante Elfenschiff erregte wie üblich die Aufmerksamkeit der Zuschauer, als es sich näherte. Geübt und schnell und ohne Fehler arbeitete die Besatzung. Erienne sehnte sich danach, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren – ein Gefühl von Sicherheit, nach dem sie sich erst sehnte, seit es ihr entzogen war.
    Ren’erei berührte sie am Arm. »Erienne. Ich werde ihn finden und hierher bringen, sobald ich kann. Vertrau mir.«
    »Aber ja.« Erienne nahm Ren in die Arme und drückte die Elfenfrau an sich. »Danke.« Auf einmal standen ihr die Tränen in den Augen, weil die Gefühle hochkamen, die sie die ganze Reise über unterdrückt hatte. »Beeil dich bitte.«
    Ren’erei zog sich ein wenig zurück, um ihr in die Augen zu sehen, dann beugte sie sich vor und küsste sie auf die Wange. »Wir werden mit der Flut am Morgen wieder auslaufen, jeder Wellenschlag wird dich ein Stück weiter zu Lyanna zurückbringen, und Denser wird bei dir sein.«
    Die Vorstellung löste ein Glücksgefühl aus, das Eriennes ganzen Körper durchströmte und die Tränen ungehindert
über ihre Wangen laufen ließ, während sie breit lächelte. Sie erwiderte den Kuss und eilte bereits nach unten, als auf Deck noch die Befehle zum Festmachen zu hören waren. Nur ein Tag, um Vorräte zu laden, und dann konnte das Schiff mit dem Raben an Bord wieder nach Herendeneth aufbrechen. Der starke, unbesiegbare Rabe.
    Erienne warf den Mantel über einen Stuhl und legte sich auf die Koje. Endlich konnte sie sich ein wenig entspannen.
     
    Ren’erei lief rasch den Landungssteg hinunter und betrat die belebte Mole. Es war kurz nach Mittag, und obwohl im Hafen alles aussah wie immer – die Kräne knarrten, die Schauerleute und Hilfsarbeiter schrien, während sie die Fracht auf Wagen oder Lagerplätze beförderten –, lag eine spürbare Spannung in der Luft.
    Ren’erei beschloss, sich etwas umzuhören, und ging langsam an der Mole entlang. Sie nickte einigen Leuten zu, die sie kannte, und hielt Augen und Ohren offen, um einen Hinweis auf die Ursache der Betriebsamkeit zu bekommen. Alle vier Liegeplätze im Tiefwasser waren belegt, Kisten und Kästen standen auf der Mole herum. Sie bahnte sich einen Weg durch die hin und her eilenden Arbeiter, die Ware für den Markt oder zum Weitertransport ins Landesinnere von Balaia versandfertig machten.
    Ein Hafenarbeiter rief von oben etwas herunter zu ihr. Er hing an einem Netz voller Koffer und bugsierte die Fuhre an einen freien Platz, wo der Kranführer sie absetzen konnte. Ren’erei winkte hinauf und brachte sich mit ein paar schnellen Schritten in Sicherheit.
    Die Elfenfrau bewegte sich mühelos durch das Gedränge, der Wind wehte ihr den Fischgeruch vom Markt
in die gerümpfte Nase. Etwas weiter erregte der Hafengasthof ihre Aufmerksamkeit. Zuerst schien es dort nur ungewöhnlich ruhig zu sein, doch das war noch nicht alles. Die Türen waren verschlossen, die Läden waren vor die Fenster gelegt, und davor standen Stadtwächter und hielten den Bereich vor dem Eingang frei.
    Ren’erei ging hinüber und blieb hinter einem Hafenarbeiter stehen, der mit einigen anderen Männern und Frauen zum Gasthof schaute.
    »Hat es Ärger gegeben?«
    Der Arbeiter drehte das wettergegerbte Gesicht zu ihr herum. »Gerade an Land gegangen, was?«
    »Ist das so offensichtlich?«
    »Die einzige Erklärung, wenn du es noch nicht weißt, kleine Elfenfrau. Seit Sonnenaufgang redet die ganze Stadt davon. Der Graf wirft die Schwarzen Schwingen hinaus.«
    Ren’erei erbleichte, und in ihrem Gesicht zuckte es kurz. Das Gesicht des Mannes verhärtete sich sofort, er legte die Stirn in Falten.
    »Stört dich das?«
    »Dass sie gehen, nein. Das ist gut. Mich stört, dass sie überhaupt hier sind.«
    »Hast wohl Angst vor ihnen, was?« Das Gesicht wurde wieder weicher.
    »Und ob. Sie mögen keine Elfen.«
    Der Mann verstand, was sie meinte. »Dann pass gut auf dich auf.«
    »Danke.«
    Er nickte. »Ich behalte dich im Auge.« Er deutete mit gespreizten Fingern auf

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