Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
seine Augen. »Sei vorsichtig.«
    Ren’erei deutete eine kleine, höfliche Verbeugung an. »Ich stehe in deiner Schuld. Noch etwas. Wie viele sind es?«

    »Die Schwarzen Schwingen?« Der Mann zuckte mit den Achseln. »Dreißig oder vierzig. Aber bis Sonnenuntergang sind sie verschwunden.«
    »Das will ich doch hoffen.« Sie bemerkte den Blick des Mannes. »Ren’erei.«
    »Donetsk«, entgegnete der Mann. »Immer im Hafen.«
    Sie lächelte leicht. »Immer auf See. Wir werden uns bestimmt wiedersehen. Noch etwas. Wenn du den Raben siehst, komm zur Meerulme. « Ren’erei wartete nicht auf seine Antwort. Sie wusste, dass Donetsk tun würde, worum sie ihn gebeten hatte, falls er etwas vom Raben hörte. Hafenarbeiter konnten nützliche Verbündete sein. Es gab immer irgendwelche Geschäfte zu machen und Gerüchte aufzuschnappen, und wenn man die knappe Sprechweise des Hafens kannte, war vieles möglich. Im Augenblick ging es aber nicht darum, möglichst billig Vorräte einzukaufen. Sicherheit, Muskelkraft und Verschwiegenheit waren an diesem Tag viel wichtiger.
    Die Elfenfrau ging weiter an der Mole entlang und betrachtete den Zustand und die Flaggen der drei anderen Schiffe. Es waren seetüchtige Handelsschiffe und keine Küstenschiffe. Keines war weniger als hundert Fuß lang. Eins fuhr unter der Flagge des inzwischen stark geschwächten Baron Pontois, die anderen waren Elfenschiffe aus Calaius.
    Alle drei luden oder löschten wie gewöhnlich ihre Fracht, was Ren’erei mit Erleichterung zur Kenntnis nahm. Sie hatte mit der Möglichkeit gerechnet, die Schwarzen Schwingen zu sehen, wie sie gerade dabei waren, an Bord zu gehen. Sie lächelte, da sie diese Möglichkeit offenbar ausschließen konnte. Graf Arlen war ein guter Mann, wenngleich er manchmal etwas zu eifersüchtig über seine Stadt wachte. Eines war sicher, die Schwarzen Schwingen kamen nicht wieder hierher.

    Da Donetsk sich im Hafen und im Salzviertel umhörte, wo die Mietshäuser und Lagerhäuser standen, konnte Ren’erei sich auf den Hauptmarkt am Jahrhundertplatz konzentrieren. Der große Markt, wo man alle nur denkbaren Waren finden konnte, war der richtige Ort, wenn sie erfahren wollte, ob jemand etwas vom Raben gehört hatte.
    Ren’ereis Herz pochte aufgeregt, als sie sich auf dem stark belebten Markt umschaute und in jedem Gasthof und in jedem Wirtshaus nachsah. Sie wusste selbst nicht genau, was sie eigentlich suchte. Irgendwie stellte sie sich vor, sie beträte eine Gaststube und fände den Raben gemütlich an einem Tisch sitzend.
    Sie war sicher, den Raben erkennen zu können, auch wenn sie ihn noch nie persönlich gesehen hatte. Die meiste Zeit verbrachte sie zwar auf See oder auf Herendeneth, doch der Rabe war eine lebende Legende. Der riesige Krieger mit dem rasierten Kopf, der Unbekannte, der bärtige, dunkel gewandete Xeteskianer namens Denser, der schwarzhaarige, stille und selbstsichere Elf Ilkar und der stämmige, starke Barbarenkrieger Hirad Coldheart. Vielleicht sogar Thraun der Wolf. Nein, sie waren unmöglich zu übersehen.
    Doch sie konnte auf dem Markt und in der Umgebung keine Spur von ihnen finden. Sie waren nicht im Garten der Märtyrer, und sie kamen nicht den Marktweg heruntergeritten. Eigentlich war das nicht einmal sonderlich überraschend, doch sie konnte die Enttäuschung nicht abschütteln. Eriennes erster und bislang einziger Kontakt mit Denser hatte ergeben, dass sie wahrscheinlich erst gegen Abend eintrafen.
    So schlenderte sie langsam wieder über den Markt zurück und ließ hier und dort eine Bemerkung für geneigte Ohren fallen, deren Besitzer sich vorsichtig genug
verhalten würden, falls sie etwas in Erfahrung brachten. Schließlich befand sie sich wieder im Hafen.
    Am Fischmarkt wurde sie von einem berittenen Stadtwächter vertrieben, der einen Trupp Soldaten und eine Reihe anderer Reiter anführte. Sie zog sich rasch zwischen die leicht gereizten Leute zurück, die sich auf beiden Seiten der Straße drängten, und sah zu, wie die Schwarzen Schwingen den Hügel hinauf und wahrscheinlich bis zur Stadtgrenze von Arlen eskortiert wurden. Sie prägte sich so viele Gesichter wie möglich ein und suchte nach den Männern, die Tryuun gefoltert hatten. Sie musste sich beherrschen, um nicht zu fluchen, und überließ das Johlen der Menge. Sie hasste diese Männer mit ihren Tätowierungen, die schwarze Rosen und Flügel zeigten, und empfand Verachtung für alles, was sie repräsentierten. Tryuun war von ihnen für immer

Weitere Kostenlose Bücher