Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
die Tage zu zählen, die meine Tochter noch lebt. Bei den fallenden Göttern, Unbekannter, wir waren ihre einzige Hoffnung. Und was hast du getan? Du hast uns in dieses
verdammte Gefängnis gebracht. Mies. Ich würde sagen, das ist leicht untertrieben.«
Der Unbekannte schob ihn sachte zurück. »Es tut mir Leid. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir hierher gebracht werden.«
»Was sollen wir denn jetzt tun?«, fragte Denser. Der flehende Ausdruck war wieder da, sein Zorn war so schnell verraucht, wie er gekommen war.
Der Unbekannte schüttelte den Kopf. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen.
»Ich weiß es nicht.«
»Klasse. Dann mache ich’s mir mal bequem.«
»Weißt du, Denser, es steckt noch mehr dahinter. Du hast immer angenommen, Dordover wolle sie töten. Inzwischen kennst du die Methode. Aber das ist noch nicht alles. Ich habe schon in Greythorne darüber nachgedacht, und jetzt will ich es von dir hören. Du sagst immer, du seist der Einzige, der an diesem Chaos etwas ändern könne, und jetzt will ich wissen, wie du das anfangen willst. Also erzähle es mir.« Der Unbekannte baute sich vor Denser auf.
Der Dunkle Magier blieb sitzen, wo er war, und schaute zum großen Krieger hoch. »Unbekannter, ich weiß nicht, was du meinst.«
Der Unbekannte beugte sich über ihn. »Denser, du bist ein alter und guter Freund, und du bist ein Magier mit überragenden Fähigkeiten. Aber diese Faust kann dir den bärtigen Kiefer schneller brechen, als du einen Spruch wirken kannst. Du verheimlichst uns etwas, und das lässt dich dumme Dinge sagen und tun. Ich werde es herausfinden, indem du es mir sagst, oder indem ich es aus deinen herausgeschlagenen Zähnen weissage.« Der Unbekannte lächelte nicht.
Ilkar saß auf seiner Pritsche an der anderen Wand der stinkenden Zelle und fragte sich, ob die Drohung ernst gemeint war.
»Sind wir wirklich so weit heruntergekommen?«, murmelte er. »In Zellen herumsitzen und einander drohen?« Niemand antwortete ihm.
Er konnte sehen, wie Denser über die Drohung nachdachte. Nach längerem Schweigen drängte Denser den Unbekannten etwas zurück, langte in sein Hemd und zog ein paar zusammengefaltete Blätter heraus.
»Ich habe in Xetesk einen Teil der Prophezeiung übersetzt«, sagte er.
Ilkar fuhr auf. »Wie viele Blätter hast du eigentlich …«
»Sechs«, antwortete Denser. Er zuckte mit den Achseln. »Es tut mir Leid.«
»Und du wirst uns sicher auch beim nächsten kleinen Geheimnis wieder sagen, es sei nicht so wichtig?«
Denser schüttelte den Kopf, er schien unendlich traurig. »Nein, das sage ich nicht. Ich kann sie retten, Ilkar. Ich kann Lyanna retten. Ich kann uns alle retten. Wirklich.«
Ilkar wechselte einen Blick mit dem Unbekannten. Sie hatten den gleichen Gedanken. So etwas hatten sie schon einmal gehört, bevor er Dawnthief gewirkt hatte. Sie mussten grinsen, und Ilkar sprach es aus.
»Aber das ist doch wundervoll, oder?«, sagte er. »Ich verstehe nicht, warum du deshalb so komisch bist.«
»Es gibt eine Nebenwirkung«, sagte Denser. Ilkar lief es kalt über den Rücken. »Ich werde dabei sterben.«
General Darrick war mit vier Wächtern durch Arlen zurückgeritten. Densers absolute Gewissheit, dass Dordover Lyanna töten wollte, setzte ihm zu. Nach der Ankunft auf
der Burg hatte man ihn in ein bequemes, von einem Kaminfeuer gewärmtes Zimmer komplimentiert und ihn gebeten zu warten. Der Graf, so sagte man ihm, sei bei einem befreundeten Händler zum Abendessen eingeladen, um die Geburt eines Sohnes zu feiern, und werde vor Mitternacht nach Hause zurückkehren.
Nach mehreren Tagen im kalten, feuchten Sattel und nach schauderhaften Nächten im Zelt hatte Darrick nichts gegen eine duftende Suppe, etwas Brot und ein warmes Kaminfeuer einzuwenden. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass auch seine Begleiter versorgt waren, schickte er einen Soldaten mit einer Nachricht zu Izack und machte es sich gemütlich.
Er widerstand dem Drang, einfach einzunicken, und überlegte sich, dass er eigentlich nach Arlen gekommen war, um die Ausrüstung der Schiffe zu beaufsichtigen, damit Erienne geschützt zu dem Ort im Ornouth-Archipel zurückkehren konnte, von dem sie gekommen war. Er hatte sogar gedacht, er könne einfach an Bord gehen und mit Erienne reden und ihr die Lage erklären, während das Elfenschiff die Dordovaner und Lysternier zu dem Mädchen führte, das sie in ihre Gewalt bringen und kontrollieren wollten, um Balaia
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