Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
zu retten.
Jetzt aber schien es, als hätten es die Dordovaner überhaupt nicht mehr eilig, und als müsste er alles selbst organisieren. Das war nicht gerade ein Beleg für eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Kollegien.
Als er durch die Tore der Burg Arlen geritten war, hatte er die entspannten Wächter gesehen, das Lächeln der Leute, die sich um die Pferde kümmerten, und die beinahe informelle Begrüßung durch den Knappen, der sie zum Bergfried führte. Die Leute führten sich auf, als hätten sie einen großen Sieg errungen. Sie hatten offenbar keine
Vorstellung von den Kräften, die sich hier zusammenballten und die mit jedem Herzschlag näher rückten.
Darrick hatte damit gerechnet, dass der Graf nach dem Abendessen bei guter Laune wäre, doch Jasto war kühl gewesen, auch wenn er dem General freundlich die Hand schüttelte.
»General Darrick, was für eine angenehme Überraschung.«
»Graf Arlen.«
»Ich habe gerade einen Krug Glühwein bestellt. Wollt Ihr ihn mit mir teilen?«
Darrick lächelte. »Ein wenig vielleicht. All diese Suppen und der heiße Wein – es klingt fast, als sei der Winter gekommen.«
»Das könnte sogar zutreffen.« Arlen füllte zwei silberne Becher und gab einen an Darrick weiter. Er winkte dem General, sich auf einen Polstersessel am Kamin zu setzen. »Diese Magie riecht übel, wie man hört, und sie sorgt vor der Zeit für Kälte und Regen in meiner Stadt. Es dreht sich doch alles um ein Mädchen, nicht wahr?«
»Ja«, sagte Darrick. Er war neugierig, wie viel der Graf schon wusste.
»Hmm. Und es scheint, als hätten wir bisher noch Glück gehabt. Nur Wind und Regen und ein paar Gewitter. Allerdings recht beeindruckend.« Seine Mundwinkel zuckten. »Wir haben von Wirbelstürmen gehört, und der Erdboden hat eine ganze Stadt verschluckt. Sogar Korina hat etwas abbekommen, das Wasser ist gestiegen und hat dort den Hafen beschädigt. Nun sagt mir, was habt Ihr hier zu suchen?«
»Ich soll das Kind finden«, erklärte Darrick. »Ich soll es in Sicherheit bringen, damit es kontrolliert werden kann, bevor in Balaia noch mehr Schaden angerichtet wird.«
»Und die Dordovaner im Süden haben die gleiche Absicht?«
»Angeblich schon«, bestätigte Darrick. »Allerdings haben sie bisher nicht viel ausgerichtet, wenn man davon absieht, dass sie ihre Zelte aufgestellt haben.«
»Dabei sind sie schon mehr als zwei Wochen hier.« Arlen trank einen großen Schluck Wein. »Ich habe sie in Ruhe gelassen, weil sie bisher immer äußerst höflich waren, wenn sie hierher gekommen sind. Sie haben die Calaianische Sonne gechartert, sie haben mit meinen Leuten gegessen und getrunken und kein Wort darüber verlauten lassen, was sie hier wollen. Seltsam finde ich freilich ihr Bündnis mit den Schwarzen Schwingen, die nichts anderes als geistlose Schläger sind, die ich aus der Stadt werfen musste. Meines Wissens waren doch die Kollegien in ihrem Hass auf diese Leute einig.«
»Wie bitte?« Darrick fuhr auf, weil er nicht sicher war, ob er den Grafen richtig verstanden hatte.
»Noch mehr überrascht mich, dass ein Mann von Eurer Ehre und Eurem Ansehen anscheinend etwas mit einem solchen Bündnis zu schaffen hat. Ich dachte, Lystern stehe über diesem Sumpf.«
»Mein werter Graf, ich muss …«
Arlen hob die Hand. »Dies ist mein Wohnzimmer, und Ihr werdet mich hier aussprechen lassen. Ich höre nun, dass Ihr etwa zweihundert Kavalleristen nordwestlich der Stadt kampieren lasst. Führt sie nach Hause, General Darrick. Sie werden hier nicht gebraucht. Ich werde die Streitkräfte der Kollegien hier nicht mehr dulden. Die Schwarzen Schwingen sind fort, Eure zweifelhaften Verbündeten werden nach Ornouth segeln, um das Kind zu finden, und alles wird wieder im Lot sein.« Er füllte sein Glas wieder auf.
Darrick konnte nicht sitzen bleiben. Er konnte nicht glauben, was er da über die Dordovaner gehört hatte. »Graf Arlen, bitte«, sagte er. Seine Erregung war ihm anzumerken, aber das war ihm egal. »Die Schwarzen Schwingen. Ihr sagt, sie arbeiten mit den Dordovanern zusammen?«
Es war eine bizarre Frage, er konnte kaum glauben, dass sie ihm über die Lippen kam. Arlen sah ihn lange an und schien ein wenig verwirrt.
»Ihr habt es nicht gewusst?« Er zielte mit dem Finger auf Darrick. »Nein, Ihr habt es nicht gewusst.«
»Nein, und ich fürchte, ich kann auch Eure Stadt nicht verlassen, auch wenn ich versprechen kann, dass Euren Leuten durch keine Hand eines Lysterniers ein
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