Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Härchen gekrümmt werden soll«, sagte Darrick. »Es wird hier Blutvergießen und Zerstörung geben, wenn ich es nicht verhindere.«
»Mein guter General, Ihr reagiert viel zu heftig. Fragt irgendjemanden in der Stadt, was heute Morgen geschehen ist. Ich habe die Situation bereinigt. Die Schwarzen Schwingen wurden vertrieben, sie mussten mit dem Schwanz zwischen den Beinen die Stadt verlassen. Es ist niemand mehr da, gegen den Ihr kämpfen könntet.« Er kicherte und schüttelte den Kopf.
Darrick hatte alle Mühe, sich zu beherrschen. »Mein Lord, in Eurem Hafen liegt ein Schiff, ein Elfenschiff, das kürzlich eingetroffen ist.«
Arlen nickte. »Die Meerulme. Ein wunderschönes Schiff, nicht wahr?«
»Ihr müsst mir die Erlaubnis geben, sofort an Bord zu gehen.«
»Ich muss?« Arlen zog die Augenbrauen hoch. »General Darrick, ich bin nicht daran gewöhnt, dass man mir in meinem Salon solche Forderungen stellt.«
»Trotzdem muss ich auf meiner Bitte bestehen. Habe ich Eure Erlaubnis?«
»Nein, General, Ihr habt sie nicht.« Arlen stand auf. »Und solange Ihr mich nicht überzeugen könnt, dass es für die Sicherheit von Arlen unabdingbar ist, werde ich mich auch weiterhin weigern.«
Darrick rastete aus. Er beugte sich über den Tisch und warf einen mächtigen Schatten über den Grafen. »Wenn Ihr Beweise für die Notwendigkeit wollt, dann wartet nur, und sie werden zu Euch kommen. Erienne Malanvai, die Mutter des Kindes, das all dies verursacht, befindet sich auf dem Schiff. Sie muss in Sicherheit gebracht werden. Der einzige Weg, dies zu erreichen, besteht darin, mich an Bord zu lassen und das Schiff auf Reede zu legen.«
»Weicht zurück, General, sonst lasse ich Euch von meinen Männern in die Zellen stecken, die Ihr Euch geborgt habt, um meine Freunde einzusperren. Ihr scheint große Angst vor ihnen zu haben, und vielleicht weiß ich jetzt auch warum. Ihr wollt sie von Erienne fern halten, nicht wahr? Aber wovor sonst habt Ihr Angst? Vor den Schwarzen Schwingen? Glaubt Ihr wirklich, sie könnten gegen meinen Willen an Erienne herankommen?«
Doch Darrick wich nicht zurück. Vielmehr packte er den Grafen am Kragen seines teuren Seidenhemdes, das zerriss, als er den Mann halb über den Tisch hinweg zu sich zog. »Der Rabe ist im Gefängnis, weil ich um sein Leben fürchte, wie ich um Eures fürchte«, sagte er, und seine Stimme wurde laut. »Die Gefahr geht nicht von den Schwarzen Schwingen aus, verdammt. Auch wenn sie viel gefährlicher sind, als Ihr zu glauben scheint. Ihr seid nicht auf dem Laufenden, fürchte ich.« Er stieß den Grafen zurück; der ältere Mann tastete nach seinem Stuhl und setzte sich mit bleichem Gesicht. Darricks
Hände zitterten, und nicht nur vor Wut. »Xetesk marschiert hierher, und wenn das Schiff nicht verschwindet, dann werden die Protektoren diese Stadt in Stücke reißen, um es zu bekommen.«
20
Donetsk stolperte aus dem Wirtshaus Zum Bugspriet im Salzviertel und wanderte in Schlangenlinien nach Hause. Es war ein schöner Abend mit außergewöhnlich heiterer Stimmung gewesen, und die Gäste hatten kein anderes Gesprächsthema gekannt als den Grafen, der am Morgen die Schwarzen Schwingen aus der Stadt geworfen hatte.
Donetsk hasste diesen Abschaum und war der erbärmlichen Prozession bis zur Grenze von Arlen gefolgt, bevor er in den Hafen zurückgekehrt war, um sein Tagewerk zu erledigen, das ihn noch recht lange aufhalten sollte, bis er endlich im Bugspriet zur Feier des Tages das erste von vielen Gläsern kippen konnte.
Nun war fast Mitternacht, er war hinauskomplimentiert worden, weil das Wirtshaus schloss, und er hatte zum Abschied den Wirt umarmt, der ihm noch einmal für einen Abend Kredit gewährt hatte. Am nächsten Morgen würde er sich an die mitleidigen Blicke erinnern und sich wie immer Vorwürfe machen. Jetzt aber brauchte er einen Spaziergang, um seinen Kopf zu klären und seine Gedanken zu ordnen.
Schlechtes Wetter zog auf, er spürte einen kalten Stich in der Luft. Im Norden grollte hinter den Bergen der Donner, und im Süden, den Arl hinunter, zuckten Blitze am Horizont. Im Augenblick war der Wind allerdings noch eher frisch als kalt, und Donetsk beschloss, zum Hafen zu gehen und vielleicht noch einmal in aller Ruhe einen Blick auf die Meerulme zu werfen, ehe er nach Hause zurückkehrte und sich allein schlafen legte, wie er es in den letzten zwölf Jahren jede Nacht getan hatte. Auch er hatte das Gerede und Getuschel in der Stadt gehört, die Magie
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