Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Dann richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf den erstaunten Feind, knallte ihm die Faust auf den Mund und die Nase und warf ihn rückwärts von den Beinen. Zum Abschluss zog er ihm das Schwert quer über die Brust.
Die Klinge kreischte auf dem Kettenhemd, Funken stoben, und der Schlag nahm dem Mann den Atem. Gegen den nächsten Hieb, der ihm den Hals zerfetzte, dass das Blut bis auf Aebs Maske spritzte, wehrte er sich nicht einmal mehr. Aeb schüttelte den Kopf, um die Tropfen aus den Augenschlitzen zu vertreiben.
Keiner darf überleben. Keiner darf nach Hause zurückkehren, übermittelte er.
Wir werden siegen. Wir sind eins.
Die Protektoren kämpften weiter, ihre Waffen blitzten trüb unter dem bewölkten Himmel, während die Fackeln der Feinde auf dem schlammigen Boden flackernd erloschen. Die Schreie der unglücklichen Dordovaner ebbten langsam ab. Einer legte seine Waffe weg, um sich zu ergeben. Im nächsten Moment wurde er von Xye geköpft.
Es war bald vorbei. Aebs letzter Dordovaner bekam einen Schlag auf den Bauch, und dann hauchten er und ein halbes Dutzend seiner Kameraden ihr Leben aus.
Wir sind eins.
Wir sind siegreich.
Bericht, übermittelte Aeb.
Drei Protektoren waren gefallen. Einundzwanzig hatten Verletzungen davongetragen, davon konnten zwölf in dieser Nacht nicht mehr kämpfen. Aeb reagierte gereizt. Irgendwie hatte ihre Disziplin versagt.
Nein, sendete Xye zurück. Wer in die Enge getrieben ist, kämpft für zwei. Verzweiflung weckt neue Kräfte in einem Sterbenden.
Dann haben wir uns überschätzt. Lernt, Brüder, lernt.
Wir sind eins.
Aeb holte seine Axt und säuberte die Klingen seiner Waffen an den Kleidern der gefallenen Gegner, ehe er
sie Xye reichte, der sie ihm in die Halterungen auf dem Rücken schob. Anschließend versorgte er Xye auf die gleiche Weise. Er bückte sich, riss ein Stück sauberes Tuch aus einem dordovanischen Hemd und wischte sich die Maske und die Schultern ab. Dann drehte er sich um und begrüßte Sytkan, der gerade eingetroffen war.
»Ich würde gratulieren, wenn es angesichts eines solchen Gemetzels nicht herzlos klänge«, sagte der Magier.
»Wir sind siegreich«, meldete Aeb.
»Das sehe ich«, entgegnete Sytkan, während er offenbar angewidert das Blutbad betrachtete. »Sie haben doch sicher an irgendeinem Punkt versucht, sich zu ergeben. Berichte.«
»Gefangene sind eine Bedrohung«, sagte Aeb.
»Das ist alles?«
»Wir haben nicht genug Kräfte, um Gefangene zu bewachen«, erklärte Aeb.
Der Magier seufzte. »Nein, wohl nicht. Holt die Masken eurer Gefallenen und schickt die Verletzten zu einem Magier. Lasst alle hier, die nicht mehr rennen können, und formiert euch. Die Schlacht ist noch nicht vorbei. Gibt es Probleme?«
»Nein. Werden wir hierher zurückkehren?«
»Selbstverständlich. Los jetzt, Aeb.«
Der Protektor gab die Befehle weiter, und bald darauf rannte die Armee nach Arlen.
Darrick zog sein Pferd herum und wandte sich an seine Kavallerie. Ihm war bewusst, dass alles, was er sagte, auch von Selik aufmerksam verfolgt wurde. Dagegen konnte man nichts machen. Seine Männer schwiegen erwartungsvoll, auch die Pferde waren ruhig. Ihre Flanken dampften noch im bleichen Licht der Laternen und Fackeln.
Zweifellos würde auch Graf Arlen bald eintreffen, doch nicht vor ihm fürchtete Darrick sich. Er fürchtete die Protektoren. Er hatte sich nichts anmerken lassen, doch die Worte des Unbekannten hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Er wollte nicht als Feigling betrachtet werden. Er nickte Izack zu.
»Der General spricht!«, rief der Kommandant. Das Schweigen wurde tiefer. Darrick sah, wie Selik übers Deck der Meerulme schlenderte.
»Ich bin überrascht, enttäuscht und angewidert, wenn ich nun bestätigen muss, dass die Dordovaner hinter mir die Schwarzen Schwingen auf dem Schiff zu meiner Rechten rückhaltlos unterstützen.« Er hielt inne, als die Männer unruhig wurden. Er hob eine Hand und fuhr fort.
»Wie ihr wisst, hat unser Rat beschlossen, den dordovanischen Rat dabei zu unterstützen, das Kind zu fangen und in Gewahrsam zu nehmen. Offensichtlich haben sich die Pläne jedoch geändert, und die Dordovaner haben die Mutter des Kindes, die selbst Dordovanerin ist, den Hexenjägern ausgeliefert.
Wir bekommen deshalb nicht den Auftrag, das Schiff wieder einzunehmen, sondern wir sollen vielmehr das Schiff und alle Menschen, die derzeit an Bord sind, beschützen.« Wieder hielt er inne, doch diesmal erhoben sich keine Stimmen.
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